Politik

Süd- und Nordkorea testen ballistische Raketen

Sowohl Süd- als auch Nordkorea haben innerhalb weniger Stunden Raketentests durchgeführt.
15.09.2021 14:58
Aktualisiert: 15.09.2021 14:58
Lesezeit: 2 min
Süd- und Nordkorea testen ballistische Raketen
Menschen schauen auf einen Fernsehbildschirm, auf dem eine Nachrichtensendung über Nordkoreas Raketen gezeigt wird. (Foto: dpa) Foto: Lee Jin-Man

Die beiden verfeindeten Bruderstaaten Süd- und Nordkorea haben innerhalb weniger Stunden eigene ballistische Raketen getestet. Nur wenige Tage nach dem Test von Marschflugkörpern habe Nordkorea am Mittwoch zwei Kurzstreckenraketen in Richtung offenes Meer abgefeuert, teilte der südkoreanische Generalstab mit. Später erklärte das Präsidialamt in Seoul, Südkorea habe erstmals eine eigenständig entwickelte ballistische Rakete von einem getauchten U-Boot aus gestartet. Präsident Moon Jae In habe den erfolgreichen Versuch in einem Testzentrum im Westen des Landes verfolgt.

Dass Südkorea den Test nur kurze Zeit später publik machte, galt auch als Signal der Stärke an den Nachbarn. Oft wird der Regierung, die eine Politik der Annäherung an Pjöngjang verfolgt, von Kritikern vorgeworfen, Nordkorea gegenüber zu "weich" zu sein. Moon betonte, die Erprobung der U-Boot-Rakete (SLBM, Submarine-Launched Ballistic Missile) sei vorher geplant gewesen. "Trotzdem kann unsere verbesserte Raketenleistung eine sichere Abschreckung von Nordkoreas Provokation sein", wurde Moon von einem Sprecher zitiert. Sein Büro machte deutlich, der Besitz einer SLBM sei mit Blick auf gleichzeitige Bedrohungen aus verschiedenen Richtungen von großer Bedeutung.

Südkorea gilt als das erste Land, das SLBM entwickelt, ohne selber Atomwaffen zu haben. Nach eigenen Angaben ist es mit dem gelungenen Test das siebte Land mit einer potenziell einsetzbaren ballistischen Rakete, die von einem getauchten Trägerschiff gestartet werden kann.

UN-Resolutionen verbieten dagegen Nordkorea jegliche Tests ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch Atomsprengköpfe befördern können. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist das weithin isolierte Land harten internationalen Sanktionen unterworfen.

Auch Nordkorea brüstet sich damit, über die SLBM-Technologie zu verfügen. Doch wurden seine Angaben über Versuchsstarts vom U-Boot aus bisher angezweifelt. Es wird vermutet, dass Nordkorea dazu eine Unterwasserplattform genutzt haben könnte. Raketen, die von einem U-Boot abgefeuert werden, sind schwerer vom Gegner zu entdecken als solche, die von mobilen Abschussrampen oder festen Silos am Land gestartet werden.

Nach Angaben des südkoreanischen Militärs flogen die nordkoreanischen Raketen am Mittwoch nach dem Start im Inland 800 Kilometer weit in Richtung Japanisches Meer (koreanisch: Ostmeer). Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga verurteilte den Test. Dieser bedrohe "den Frieden und die Sicherheit Japans sowie der Region".

Wie schon einige Monate zuvor erfolgten auch die jüngsten Waffentests Nordkoreas nach einer gemeinsamen Militärübung der Streitkräfte der USA und Südkoreas. Die Kommandoübung, die Pjöngjang scharf kritisiert hatte, wurde nach neun Tagen am 26. August beendet. Im März hatte Nordkorea ebenfalls Marschflugkörper nach einer solchen Kommandoübung in Südkorea erprobt. Wenige Tage später folgte dann ebenfalls ein Test mit ballistischen Kurzstreckenraketen.

Am vergangenen Wochenende hatte Nordkorea nach eigenen Angaben einen neuartigen Typ von Marschflugkörpern "von großer strategischer Bedeutung" mit großer Reichweite getestet. Die zwei erprobten Lenkflugkörper hätten in 1500 Kilometer Entfernung ihre Ziele im Meer getroffen. Laut Experten deutete Nordkorea an, dass der neue Marschflugkörper ebenfalls mit Atomsprengköpfen bestückt werden soll.

Südkoreas Verteidigungsminister Suh Wook hatte am Dienstag vor dem Parlament den Lenkflugkörpertest des Nachbarlandes bestätigt. Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb.

Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung von Raketen voran, die nicht nur Südkorea und Japan treffen, sondern auch Atomsprengköpfe bis in die USA tragen können. Nach Schätzungen der amerikanischen Organisation Arms Control Association vom August 2020 lagern in Nordkorea 30 bis 40 Atomsprengköpfe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...