Politik

Bericht: US-Spezialeinheiten waren auf Taiwan aktiv

Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge waren zumindest im vergangenen Jahr Spezialeinheiten der US-Marine auf Taiwan aktiv.
08.10.2021 10:41
Aktualisiert: 08.10.2021 10:41
Lesezeit: 2 min
Bericht: US-Spezialeinheiten waren auf Taiwan aktiv
US Marines im Jahr 2016 auf Hawaii. (Foto: dpa) Foto: Us Marine Corps/Aaron S. Patters

Im vergangenen Jahr hatte die US-Armee ein Elitekontingent von Spezialeinheiten auf Taiwan stationiert, berichtet das Wall Street Journal. Die Enthüllung beweist, dass die US-Regierung den Status quo einer Ein-China-Politik definitiv aufgegeben hat. Ob auch in den jahren davor amerikanische Soldaten auf der Insel aktiv waren, ist derzeit ungeklärt.

Unter Berufung auf US-Beamte, die mit dem Programm angeblich vertraut sind, führt der Bericht aus, dass „ungefähr zwei Dutzend Mitglieder von US-Spezialeinheiten und Unterstützungstruppen eine Ausbildung für Einheiten taiwanesischer Bodentruppen durchführten“ und dass „die US-Marines mit örtlichen Seestreitkräften im Bereich kleiner Boote zusammenarbeiteten.“

Bei der Trainingsmission handelt es sich um den ersten bestätigten Trainingseinsatz von US-Truppen zur Unterstützung lokaler Streitkräfte seit 1979.

Seit langem gibt es Gerüchte über eine Präsenz amerikanischer Streitkräfte in dem Land, welches als Folge des chinesischen Bürgerkrieges im Jahr 1949 hervorgegangen war und den letzten Zufluchtsort für Millionen von Chinesen und Angehöriger der unterlegenen Nationalen Partei Chinas darstellte. Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und fordert die Wiedervereinigung mit der Insel.

Asiatische Medienberichte aus dem vergangenen Jahr, die auf einen möglichen Einsatz der US-Marine in Taiwan hindeuteten, wurden von US-Beamten nie bestätigt.

Im Jahr 2020 berichteten taiwanesische Medien, dass das Pentagon die Anwesenheit von US Marine Raiders (einer kürzlich neu gegründeten Marine-Spezialeinheit) auf der Insel ausdrücklich leugnete. In einem Bericht hieß es damals: Pentagon-Sprecher John Supple sagte gegenüber Taiwan News, dass „die Berichte über US-Marines in Taiwan ungenau sind“, aber er war nicht näher darauf eingegangen, welche Details falsch dargestellt wurden.

Taipeh hatte vor Kurzem eine Erhöhung der Rüstungs- und Verteidigungsausgaben in Höhe von fast 9 Milliarden US-Dollar vor dem Hintergrund verstärkter Manöver von chinesischen Kampfflugzeugen im taiwanischen Luftraum angekündigt.

China forderte die USA am Freitag eindringlich auf, alle Militärkontakte und Waffenlieferungen an Taiwan einzustellen. Pekings Außenamtssprecher Zhao Lijian reagierte damit auf den Bericht des Wall Street Journal. Die USA sollten erkennen, wie heikel und gefährlich die Taiwanfrage sei, sagte der Sprecher. Er warnte vor ernstem Schaden für die Beziehungen sowie den Frieden und die Stabilität. China werde „alle notwendigen Maßnahmen“ ergreifen, um seine Souveränität und territoriale Integrität zu verteidigen.

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen versicherte, eine kriegerische Auseinandersetzung mit China vermeiden zu wollen. „Taiwan sucht keine militärische Konfrontation“, sagte sie auf einem Sicherheitsforum in Taipeh. Es hoffe auf eine friedliche, stabile und berechenbare Koexistenz mit seinen Nachbarn. „Aber Taiwan wird auch alles tun, um seine Freiheit und seinen demokratischen Lebensstil zu verteidigen.“

Die Spannungen haben sich jüngst verschärft, seit eine wachsende Zahl von chinesischen Kampfjets, Bombern und anderen Militärmaschinen immer wieder in Taiwans Identifikationszone zur Luftverteidigung (ADIZ) eindringt. Die Manöver dürften eine Antwort Chinas auf die zur gleichen Zeit stattfindende Großübung der USA, Großbritanniens, Japans, Kanadas und der Niederlande in den Randgewässern Chinas gewesen sein. Dabei war am Samstag ein atomar betriebenes US-U-Boot beim Zusammenstoß mit einem unidentifizierten Objekt beschädigt worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wärmewende: Heizen ist teurer geworden - mal wieder
03.12.2025

Wer seine Wohnung schön warm haben wollte, musste in den Jahren 2022 und 2023 besonders tief in die Tasche greifen. Nun haben Experten die...

DWN
Politik
Politik Putin versucht in Europa, was nicht einmal Stalin gelang
03.12.2025

Europa steht vor einer sicherheitspolitischen Zäsur. Neue Enthüllungen über Washingtons Verhandlungen, interne Machtkämpfe in Kiew und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD-Prognose: Zölle bremsen Wachstum bis 2027
03.12.2025

Die OECD sieht für Deutschland ab 2025 einen zögerlichen Aufschwung, der jedoch im internationalen Vergleich blass bleibt. Niedrige...

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...