Politik

Lafontaine: Ukraine-Politik des Westens "beruht auf Lügen"

Oskar Lafontaine hat dem Westen in der Ukraine-Krise "Lügen" vorgeworfen. Die USA hätten zudem einen "Umsturz" in der Ukraine finanziert.
14.02.2022 15:54
Aktualisiert: 14.02.2022 15:54
Lesezeit: 1 min

Der frühere Mitgründer und Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine, hat in der Ukraine-Krise dem Westen "Lügen" vorgeworfen und mehr Verständnis für Russlands Staatschef Wladimir Putin gefordert.

"Der Westen muss zum Putin-Versteher werden, sonst gibt es keinen Frieden", sagte Lafontaine am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. "Der Westen muss lernen, dass man dem Gegenüber dieselben Rechte einräumen muss, die man für sich selbst in Anspruch nimmt." Und: "Wenn man zum Frieden befähigt sein will, muss man den anderen verstehen."

"Die ganze Politik der westlichen Staaten - natürlich unter Führung der USA, die machen die Politik, niemand anderes - beruht auf Lügen", sagte der jetzige Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke im saarländischen Landtag. Nicht Russland stehe an den Grenzen der USA, sondern die USA hätten Raketenbasen in Rumänien und in Polen. Die USA hätten auch "einen Umsturz" in der Ukraine finanziert. "Die Lösung wäre also ganz einfach: Da die USA keine Raketenbasen und Truppen vor ihrer Haustür wollen, müssen sie Russland dasselbe Recht einräumen."

Die USA als "mit Abstand stärkste militärische Macht" hätten mit dem Anspruch, die Welt zu beherrschen, Russland und China "eingekreist": "Und hier besteht natürlich die Gefahr, weil Russland und China imperiale Mächte sind, die nach ähnlichen Gesetzen operieren", sagte Lafontaine. Die Antwort Deutschlands und Europas müsse sein, "eine eigenständige Außenpolitik zu machen und sich nicht in die Auseinandersetzungen dieser drei imperialen Mächte einbeziehen zu lassen". Er lobte Frankreichs Ex-Präsident Charles de Gaulle und Ex-Bundeskanzler Willy Brandt: "Es fehlen Staatsmänner, die eine ähnliche Statur haben in Europa."

Er wisse nicht, ob es Krieg geben werde: "In solch instabilen Situationen weiß man nicht, was passieren wird." Die NATO sei "gegen alle Absprachen" systematisch "an die russische Grenze vorgerückt". Den vom sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow erhofften Aufbau eines "neuen europäischen Hauses" einschließlich Russlands habe es nicht gegeben. Für die SPD gebe es jetzt "eine große Chance, zur Ostpolitik Willy Brandts zurückzukehren", sagte Lafontaine. Diese Entspannungspolitik sei jedoch "nicht mehr lebendig".

Dies habe sich auch bei der Wahl zum Bundespräsidenten gezeigt: Frank-Walter Steinmeier habe "nichts Besseres zu tun gehabt, als Russland die Schuld für die jetzige Kriegsgefahr zuzuweisen, so als wisse er nicht, dass man Michail Gorbatschow versprochen hatte, die NATO nicht nach Osten auszudehnen".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie in Europa: 10 Unternehmen mit stabilen Renditen
09.11.2025

Europäische Verteidigungsunternehmen profitieren von stabilen Aufträgen und steigenden Investitionen. Technologische Kompetenz und lokale...

DWN
Technologie
Technologie Dunkle Wolke aus den USA: Die digitale Gefahr des US CLOUD Acts
09.11.2025

Ein US-Gesetz erlaubt amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten in europäischen Clouds – ohne Wissen oder Zustimmung der Betroffenen....

DWN
Finanzen
Finanzen Contrarian Thinking: Wie falsche Narrative unsere Wahrnehmung verzerren – und was das für Anleger bedeutet
09.11.2025

In einer Welt voller Empörung, Filterblasen und ideologischer Schlagzeilen lohnt sich ein zweiter Blick. Wer immer nur der öffentlichen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Verjährung von Urlaubsansprüchen: Wann Resturlaub verfällt – und wann nicht
09.11.2025

Urlaub verfallen? Von wegen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat klargestellt: Ohne klare Belehrung bleibt der Urlaubsanspruch bestehen –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Zukunft der Chefetage: Warum mittleres Management an Bedeutung verliert
09.11.2025

Das mittlere Management verliert in vielen Unternehmen an Bedeutung. Wirtschaftliche Unsicherheit, neue Technologien und veränderte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wirtschaft unter Druck: Im Spannungsfeld zwischen China und USA
09.11.2025

Globale politische Spannungen und Handelskonflikte belasten derzeit Europas Wirtschaft. Militärische Krisen in der Ukraine und im Nahen...

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren in Europa: Pony AI testet Robotaxis mit Stellantis
09.11.2025

Europa steht vor einem neuen Kapitel der urbanen Mobilität. Technologische Entwicklungen und internationale Kooperationen treiben die...

DWN
Technologie
Technologie Phishing schlägt Firewalls: Warum Technik allein nicht schützt
09.11.2025

Firewalls, Verschlüsselung, Millionenbudgets – und doch reicht ein schwaches Passwort oder ein unbedachter Klick, um ein ganzes...