Politik

Die EU: Große Zukunft oder baldiger Zerfall?

Die EU – beziehungsweise die Reihe von Organisationen, aus denen sie hervorgegangen ist – besteht seit nunmehr 71 Jahren. Für viele ist sie ein einzigartiges europäisches Erfolgsmodell. Doch hat ihr letztes Stündlein möglicherweise schon geschlagen?
30.06.2022 10:15
Aktualisiert: 30.06.2022 10:15
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Die EU: Große Zukunft oder baldiger Zerfall?
Das neue Magazin der DWN beschäftigt sicht mit dem Konzept der EU. (Foto: Chickenonline/Pixabay)

Im Namen der EU wurden unter anderem Handelsbarrieren und Zölle beseitigt, Bürger- und Arbeitnehmerrechte gestärkt, die Reisefreiheit eingeführt und durch die engen Verflechtungen ihrer Mitglieder der Frieden gewahrt. Andere sehen die EU allerdings kritisch: In ihren Augen nimmt sie Staaten ihre Souveränität, ist ein bürokratisches Monster, wird sie von undemokratischen Institutionen regiert und betreibt sie eine exzessive Umverteilung vor allem von West nach Ost und Süd.

Sie sehen: Die Liste der von ihren Anhängern vorgebrachten Vorzüge und von ihren Gegnern in Feld geführten Schwächen ist ellenlang. Wollte man sie alle umfassend im Detail behandeln, könnte man Bücher füllen. Dieser Platz fehlt uns – und darum werden wir uns nur einer Reihe von Aspekten widmen, die wir für besonders relevant halten. Unser grundlegendes Leitmotiv ist dabei die Frage: Wie wird sich die EU in Zukunft entwickeln?

So haben wir für unser Magazin den EU-Experten Dr. Peter Becker interviewt. Für den renommierten Wissenschaftler ist die Gemeinschaft eine Erfolgsgeschichte, aber dennoch plädiert er nicht für einen leichten Zugang und eine weitere rasche Ausdehnung, im Gegenteil: Er spricht sich dafür aus, dass die Beitrittskandidaten einer strengen Prüfung unterworfen werden. Der Türkei spricht er die Eignung ab, und den fünf Kandidaten vom Balkan sowie den drei aus Südosteuropa (letztere haben allesamt erst dieses Jahr ihren Mitgliedsantrag eingereicht) prophezeit er, dass sie noch einen langen und teilweise sehr mühsamen Bewerbungsprozess vor sich haben, der sich teilweise über Jahrzehnte erstrecken könnte.

Des Weiteren haben wir uns mit der Frage befasst, ob eine EU-Armee sinnvoll wäre. Es gibt Befürworter und Gegner dieser Idee – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinschaft. Überhaupt sind in diesem Zusammenhang die Handlungen und die Zukunftsvisionen außereuropäischer Akteure von enormer Wichtigkeit: Russland hat durch seinen Ukraine-Krieg die Karten in der Diskussion neu gemischt, und auch die USA stellen mit ihrer Hinwendung nach Asien die Europäer vor neue Tatsachen.

Unser Autor Moritz Enders sieht die EU – anders als Peter Becker, der annimmt, dass ihr mögliches Ende in sehr ferner Zukunft liegt – bereits jetzt in großer Gefahr. Er prognostiziert, dass sie zwischen den großen Machtzentren – den USA, China und Russland – zerrieben wird. Eine große Bedrohung, so glaubt er, stellen für sie auch die geopolitischen Pläne Großbritanniens dar. Die größte Gefahr für die Gemeinschaft gehe aber nicht von externen Akteuren aus, schreibt unser Autor, sondern von ihr selbst, genauer gesagt, von ihrer verfehlten Sicherheits- und Energiepolitik. Auch ihre zukünftige Finanzierung sei in keiner Weise gesichert, denn ihrem größten Geldgeber, der Bundesrepublik, drohe eine massive De-Industrialisierung. Bis zu sechs Millionen Arbeitsplätze könnten hierzulande verschwinden – geschähe das, würde die EU ihres Zahlesels verloren gehen, und der Zusammenhalt würde nicht mehr aufrechterhalten werden können.

Enders sieht die Union aber noch aus einer ganz anderen Richtung bedroht. Der Titel seines dementsprechenden Artikels lautet: „Wird die nächste technische Revolution die EU zerstören?“ Ich stelle mir gerade vor, wie Sie diese Zeilen lesen und sich verwundert die Frage stellen: Es hat die Industrielle Revolution gegeben, die Digitale Revolution – was könnte die nächste sein? Und warum soll sie eine Gefahr für die Europäische Gemeinschaft darstellen?

Nun, liebe Leser, einiges, was Sie auf den folgenden Seiten zu lesen bekommen werden, habe ich Ihnen bereits offenbart. Aber die beiden obigen Fragen werde ich Ihnen nicht beantworten – ich möchte stattdessen für Sie die Spannung hochhalten. Lesen Sie den besagten Artikel, lesen Sie unser gesamtes Magazin – oder auch andere Exemplare aus unserem Archiv. Ich bin sicher, Sie werden die Texte informativ, aufschlussreich, spannend und auch ein wenig unterhaltsam finden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Siton Mining: Mining mit BTC, XRP und DOGE.Verdienen Sie 8.600 $ pro Tag an passivem Einkommen

Auf dem volatilen Kryptowährungsmarkt ist die Frage, wie sich die täglichen Renditen digitaler Währungen maximieren lassen, anstatt sie...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft TOP10 Biotech-Unternehmen: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.09.2025

Biotech-Unternehmen dominieren mit GLP-1 und Onkologie – doch Zölle, Patente und Studienerfolge entscheiden über Renditen. Wer jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Halbleiterstandort Sachsen: Ansiedlung von TSMC - Silicon Saxony rechnet mit 100.000 neuen Jobs
17.09.2025

Sachsen ist Europas größter Mikroelektronik-Standort mit rund 3.600 Unternehmen und rund 83.000 Mitarbeitern. Auf der Halbleitermesse...

DWN
Politik
Politik Haushaltsdebatte im Bundestag: Erst Schlagabtausch, dann Bratwürste für den Koalitionsfrieden
17.09.2025

Merz gegen Weidel: Zum zweiten Mal treten die beiden in einer Generaldebatte gegeneinander an. Weidel wirft Merz „Symbolpolitik“ und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berliner Testament: Ungünstige Nebenwirkungen bei größeren Vermögen – und was sonst zu beachten ist
17.09.2025

Das Berliner Testament ist in Deutschland sehr beliebt, denn es sichert den überlebenden Ehepartner ab. Allerdings hat es auch eine Reihe...