Finanzen

Eurokurs auf einen Dollar gefallen

Rezessionsängste und eine zögerliche EZB-Geldpolitik versetzen den Euro seit Monaten in den Sinkflug. Zuletzt beschleunigte sich der Abwärtstrend.
12.07.2022 14:00
Lesezeit: 1 min
Eurokurs auf einen Dollar gefallen
Erstmals seit 2002 kostet ein Euro nur noch einen Dollar. (Foto: dpa) Foto: Marijan Murat

Erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten ist der Euro wieder genau einen Dollar wert. Am Dienstagmittag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf exakt einen Dollar und sank damit erstmalig seit 2002 auf Parität. Darunter versteht man ein Tauschverhältnis von eins zu eins. Schon länger steht der Euro an den Finanzmärkten unter Druck. Gründe sind die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die Europa besonders treffen, und das vergleichsweise zurückhaltende Vorgehen der Europäischen Zentralbank gegen die Inflation.

Die Euroschwäche kommt im jetzigen Umfeld mit vergleichsweise hohen Inflationsraten ungelegen. Denn je niedriger der Wechselkurs der Gemeinschaftswährung ist, desto stärker werden im Verhältnis andere Währungen wie der Dollar. Das führt dazu, dass nach Deutschland eingeführte Waren teurer werden. Die Inflation wird dadurch angefacht.

Verbraucher müssen bei einem sinkenden Eurokurs also noch tiefer in die Tasche greifen, um ihre Lebenshaltungskosten zu stemmen. Vor allem die Energie- und Rohstoffpreise drohen weiter zu steigen.

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg, HELABA:

„Nachhaltige Impulse, die den Euro stärken hätten können, sind Fehlanzeige. Letztlich geht die US-Notenbank Fed aggressiver gegen die Inflation vor als die EZB und obwohl dies weitgehend eingepreist ist, kann sich der Euro nicht erholen. Die drohende Gasknappheit in Europa lastet auf dem Kurs. Unterhalb der Parität ist Raum bis 0,9603 vorhanden, ein Tief aus dem Jahr 2002.“

Dirk Chlench, LBBW:

„Die Vermutung liegt nahe, die Schwäche des Euro vornehmlich der zögerlichen Geldpolitik der EZB sowie der Gefahr eines Ausfalls russischer Gaslieferungen zuzuschreiben. Dass dies nicht die ganze Wahrheit sein kann, erkennt man beispielsweise daran, dass die Währungen von Norwegen und des Vereinigten Königreiches in den zurückliegenden Wochen noch schwächer als der Euro gegenüber dem Dollar notierten, obgleich beide Staaten unabhängig sind von Gaslieferungen aus Russland und ihre Notenbanken ihren Kurs bereits mehrfach gestrafft haben. Der Dollar ist nicht nur gegenüber dem Euro fest, sondern gegenüber allen wichtigen Währungen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und fallender Aktienmärkte scheint die Rolle des Dollar als 'sicherer Hafen' wieder stark gesucht zu sein. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass die US-Wirtschaft selbst mit einem Bein schon in der Rezession steckt.

Nach unserer Prognose wird die EZB in den kommenden Monate mehrere Leitzinserhöhungen größeren Ausmaßes vollziehen. Dies sollte eine Erholung des Euro gegenüber dem US-Dollar bewirken. Sollte es jedoch tatsächlich zu einem Ausfall der russischen Gaslieferungen kommen, wird dies auch unser Prognosebild komplett verändern.“

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Auto-Förderung: Wie geht es weiter und was plant die neue Bundesregierung?
28.04.2025

Das Ziel bleibt eindeutig – der genaue Weg aber offen. "Wir werden die E-Mobilität mit Kaufanreizen fördern", steht im...

DWN
Politik
Politik Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister: Steuerzahlerbund kritisiert Selbstbedienung
28.04.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boeing unter Druck: Zölle verschärfen die Krise beim größten US-Exporteur
28.04.2025

Boeing, der größte US-Exporteur, steckt seit Jahren in einer Krise. Neue Zölle und Handelskonflikte verschärfen sie weiter. Die...

DWN
Panorama
Panorama Stromausfall Spanien und Portugal: Nichts geht mehr - schwierige Suche nach der Ursache
28.04.2025

Ein umfassender Stromausfall Spanien hat am Montagmittag die Iberische Halbinsel erschüttert. Weite Teile Spaniens und Portugals auf dem...

DWN
Politik
Politik Ministerposten der Union: Alle Namen und Überraschungen im Überblick
28.04.2025

Acht Tage vor der geplanten Kanzlerwahl von Friedrich Merz steht die Aufstellung der Ministerposten der Union fest. Die SPD wird ihre...

DWN
Politik
Politik Neue Bundesregierung: Union stellt Personal für Ministerposten vor – Kabinettsliste mit Manager für Digitalisierung
28.04.2025

Rund eine Woche vor der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler der neuen Bundesregierung haben CDU und CSU ihre Besetzung der...

DWN
Technologie
Technologie Profi für Sicherheitslösungen: Bedrohungen sind alltäglich - so erhöhen Unternehmen die Cybersicherheit
28.04.2025

Cybersicherheitsabteilungen in Unternehmen ähneln zunehmend Notaufnahmen – jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die Bedrohungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Mobilität in China: Warum der Westen zurückfällt
28.04.2025

Chinas Autobauer überrollen die E-Mobilitätswelt – effizient, günstig, selbstbewusst. Während westliche Marken im Reich der Mitte an...