Politik

Gaspreis-Explosion: Auf Haushalte kommen „einige hundert Euro“ Mehrkosten zu

Noch vor einigen Woche versprach der grüne Wirtschaftsminister, Russland sei bald „ruiniert“. Nun brennt an der Heimatfront der Baum.
28.07.2022 12:00
Aktualisiert: 28.07.2022 12:01
Lesezeit: 2 min

Die Bundesregierung startet die zweite Phase der Unterstützung der Gas-Importeure und erlaubt die schnelle Weitergabe der rasant gestiegenen Preise an Haushalte und Industrie. Diese müssen sich trotz bestehender und lang laufender Verträge zum Winter auf eine Extra-Abgabe einstellen, wie es am Donnerstag in Regierungskreisen hieß. Die Abgabe solle ab Oktober greifen, ihre Höhe ist wegen der schwankenden Gas-Preise aber noch unklar. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte von jährlich bis zu 300 Euro für einen vierköpfigen Haushalt zusätzlich zu den ohnehin steigenden Tarifen gesprochen. Es könnten bei extrem steigenden Import-Preisen aber auch bis zu 1000 Euro sein.

Hintergrund ist, dass Importeure wie UniperUN01.DE die ausgefallenen Russland-Lieferungen kurzfristig und teuer am Markt kaufen müssen. Wegen der bestehenden Verträge mit den Kunden dürfen sie sie aber bisher nicht weitergeben. Das hat vor allem Uniper in Existenznöte gebracht. Der Staat hat deswegen ein milliardenschweres Hilfspaket geschnürt und steigt mit 30 Prozent dort ein. Dies kann allerdings nicht auf Dauer die täglich auflaufenden Verluste absichern. Daher kommt - wie von Scholz bereits angekündigt - die Umlage. 90 Prozent der Extra-Kosten der Importeure können weitergegeben werden - und zwar mit einem gleichen Betrag pro Kilowattstunde für jeden unabhängig davon, wo er seinen Vertrag geschlossen hat. In einem dritten Schritt ist auch eine Entlastung bedürftiger Haushalte etwa über eine Wohngeldreform geplant. Viele können den Anstieg der Preise und die Umlage nicht mehr stemmen. Insgesamt wird grob mit einer Verdreifachung der Gas-Kosten gegenüber 2021 gerechnet.

ZWEITE STUFE DER STÜTZUNG DER VERSORGER

Technisch gesehen wird jetzt den Regierungskreisen zufolge derParagraph 26 des Energie-Sicherungsgesetz per Rechtsverordnung in Kraft gesetzt, der die Weitergabe erlaubt. Ab Oktober kann dann die Differenz zwischen den laufenden Tarifen und den Extra-Kosten der Importeure für einen Zeitraum bis Ende März 2024 geschätzt und auf die Kilowattstunden umgelegt werden.Im Nachhinein soll es aber eine genaue Abrechnung geben. Dafür muss die nötige Menge an Ersatz-Beschaffung und deren Preis zu den festgelegten 90 Prozent ermittelt werden. Abgezogen werden die ohnehin laufenden Zahlungen der Kunden. Die Differenz ergibt dann die Umlagen-Gesamtsumme, die dann gleichmäßig verteilt wird. Eine erste Berechnung soll im August veröffentlicht werden. Stadtwerke als Kunden der großen Gas-Importeure können sie dann an Industrie und Haushalte weitergeben.

Unabhängig von der Umlage muss ohnehin mit kräftigen Preiserhöhungen gerechnet werden, wenn Verträge auslaufen oder regulär angepasst werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wall-Street-Strategen setzen auf zwei KI-Aktien – trotz wachsender Weltwirtschaftsrisiken
06.05.2025

Trotz wachsender globaler Risiken setzen Analysten auf die Zukunftstechnologie KI – mit Broadcom und ServiceNow an der Spitze.

DWN
Politik
Politik Kanzlerwahl: Merz im zweiten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt
06.05.2025

Das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik: CDU-Chef Merz hat im ersten Wahlgang bei der Kanzlerwahl keine Mehrheit erreicht....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Putins Geldreserven schmelzen dahin – Russlands Ölpreis unter Druck wie selten zuvor
06.05.2025

Russlands Finanzpolster bröckelt. Der Preis für Ural-Öl, jahrzehntelang eine der tragenden Säulen der russischen Wirtschaft, ist auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dollar unter Druck: Starökonom Rogoff warnt vor globalem Finanzbeben
06.05.2025

Kenneth Rogoff, einer der einflussreichsten Ökonomen unserer Zeit, schlägt erneut Alarm – und diesmal geht es um nicht weniger als das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E Auto im Preiskampf – Preisnachlässe für Elektromobilität wegen strenger CO₂-Vorgaben
06.05.2025

Die Nachlässe auf reine Elektroautos sind im April deutlich gestiegen und liegen laut Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer nun bei...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Institut: Selbstständige wegen Auftragsmangel unter Druck
06.05.2025

Das Geschäftsklima für die Selbständigen und Kleinstunternehmen hat sich deutlich verschlechtert: Fast jeder zweite befragte...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie taumelt: Beim US-Elektroautobauer geht es um weit mehr als Elon Musk
06.05.2025

Tesla steht vor der schwersten Krise seit Jahren. Der Tesla-Aktienkurs ist in den vergangenen Monaten dramatisch abgestürzt, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA am Rande einer Rezession – Europa kämpft sich langsam zurück
06.05.2025

Erstmals seit Jahren schrumpft die US-Wirtschaft – trotz boomender Konsumausgaben. Europa zeigt vorsichtige Stabilität, das ist die gute...