Finanzen

Trader von JPMorgen wegen Manipulatinonen des Gold-Markts verurteilt

Nach einem langen Prozess in Chicago haben die Geschworenen zwei Goldhändler von JPMorgan wegen Spoofing, also jahrelanger Manipulationen des Goldmarktes, verurteilt.
Autor
11.08.2022 17:56
Aktualisiert: 11.08.2022 17:56
Lesezeit: 2 min
Trader von JPMorgen wegen Manipulatinonen des Gold-Markts verurteilt
Die Manipulation des Goldmarktes wurde über viele Jahre betrieben, und bei Weitem nicht nur von JPMorgan. (Foto: dpa) Foto: Justin Lane

Der frühere Leiter des Edelmetallgeschäfts von JPMorgan Chase, Michael Nowak, und sein oberster Goldhändler, Gregg Smith, sind am Mittwoch in Chicago wegen jahrelanger Marktmanipulationen von einem Bundesgericht für schuldig gesprochen worden. Ein dritter Angeklagter, Jeffrey Ruffo, der als Verkäufer in der Edelmetallabteilung der Bank tätig war, wurde vom Vorwurf der Beteiligung an der Verschwörung freigesprochen.

Nowak und Smith hatten in den Jahren von 2008 bis 2016 die Edelmetallpreise nach oben und unten manipuliert, um selbst davon zu profitieren. Die Staatsanwaltschaft hatte dies im Verlauf des dreiwöchigen Prozesses mit mehr als acht Verhandlungstagen nachweisen können, indem sie detaillierte Handelsaufzeichnungen, Chatprotokolle und Aussagen ehemaliger Mitarbeiter der beiden Banker vorgelegte.

Der Fall ist der bisher größte im Rahmen einer Razzia des US-Justizministeriums. Nowak, der für die Abteilung zuständige Geschäftsführer, und Smith, der oberste Händler, wurden wegen Betrugs, Spoofing und Marktmanipulation verurteilt. Laut Anklage wurde das Edelmetallgeschäft bei JPMorgan als kriminelles Unternehmen geführt. Allerdings sprachen die Geschworenen alle drei Männer von einer separaten Anklage wegen organisierter Kriminalität frei.

Lesen Sie dazu auch: Die Edelmetallmärkte werden systematisch manipuliert

"Sie hatten die Macht, den Markt zu bewegen, die Macht, den weltweiten Goldpreis zu manipulieren", zitiert Bloomberg aus dem Schlussplädoyer von Staatsanwalt Avi Perry. Richter Edmond Chang sagte, die Strafen für Nowak und Smith würden im nächsten Jahr festgesetzt. Ihnen droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Allerdings wurden zwei Händler der Deutschen Bank, die 2020 wegen Spoofing verurteilt wurden, nur jeweils ein Jahr Gefängnis.

"Wir sind zwar erfreut, dass die Geschworenen Herrn Nowak vom Vorwurf der organisierten Kriminalität und der Verschwörung freigesprochen haben, aber wir sind von dem Urteil der Geschworenen insgesamt sehr enttäuscht und werden weiterhin versuchen, seine Rechte vor Gericht geltend zu machen", sagte sein Anwalt David Meister in einer E-Mail.

Spoofing wurde in den USA erst mit der Verabschiedung des Dodd-Frank-Gesetzes im Jahr 2010 verboten. Zuvor wurde es ganz legal etwa von Hedgefonds betrieben. Beim Spoofing platziert ein Händler große Verkaufs- oder Kaufaufträge, die er aber vor deren Ausführung wieder vom Markt zurückzieht. Dadurch erfolgt eine Beeinflussung der anderen Marktteilnehmer, weil diese ihre Verkaufs- und Kaufaufträge entsprechend anpassen.

Mitarbeiter als Zeugen

JPMorgan Chase, die größte Bank in den USA, erklärte sich im Jahr 2020 im Rahmen eines Vergleichs bereit, 920 Millionen Dollar Strafe zu zahlen, um die Spoofing-Vorwürfe des Justizministeriums beizulegen. Diese knappe Milliarde Dollar war die bei weitem höchste Geldstrafe seit der Finanzkrise, die ein Finanzinstitut wegen Marktmanipulation zu zahlen hatte.

Die Hauptzeugen in dem Strafprozess waren ehemalige Mitarbeiter, die sagten, sie hätten sich über Jahre hinweg an den Spoofing-Aktivitäten beteiligt. Die Händler John Edmonds und Christian Trunz berichteten über Marktmanipulationen bei JPMorgan durch alle drei Angeklagten. Der Händler Corey Flaum beschrieb ein ähnliches Verhalten, als er mit Smith und Ruffo bei Bear Stearns arbeitete, bevor das Unternehmen 2008 von JPMorgan übernommen wurde.

Mit dem Urteil vom Mittwoch hat das US-Justizministerium nun bereits zehn ehemalige Händler führender Wall Street-Finanzinstitute verurteilt, darunter JPMorgan Chase, Merrill Lynch & Co, Deutsche Bank, The Bank of Nova Scotia und Morgan Stanley, sagte Assistant Attorney General Kenneth A. Polite Jr. in einer Erklärung. Der neueste Fall war jedoch kein vollständiger Sieg für die Staatsanwaltschaft.

Alle drei Angeklagten wurden vom Vorwurf des Verstoßes gegen den Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act (Gesetz gegen die Beeinflussung und Korruption von Unternehmen) freigesprochen. Die Geschworenen stimmten mit der Staatsanwaltschaft nicht darin überein, dass die Edelmetallabteilung von JPMorgan wie ein kriminelles Unternehmen geführt wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...