Politik

Wasserstoff, Gas, Kobalt: Scholz und Habeck auf Schatzsuche in Kanada

So voll war es im Regierungsflieger von Kanzler Scholz noch nie. Neben Mitarbeitern, Sicherheitskräften und Journalisten begleiten ihn auch 13 Spitzenmanager sowie Vizekanzler Habeck nach Kanada. Das Team Deutschland hat große Pläne in dem zweitgrößten Land der Erde. 
22.08.2022 09:39
Aktualisiert: 22.08.2022 09:39
Lesezeit: 2 min
Wasserstoff, Gas, Kobalt: Scholz und Habeck auf Schatzsuche in Kanada
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Vizekanzler, sitzt auf dem Flug von Berlin nach Montreal im Airbus A340 der Luftwaffe mit Mitarbeitern zusammen. Im Mittelpunkt der Reise steht die Zusammenarbeit im Klima- und Energiebereich. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

In etwa zwei Dutzend Ländern auf vier Kontinenten hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz seit seiner Vereidigung im Dezember schon vorgestellt. Für kein einziges davon hat er bei seinen Antrittsbesuchen so viel Aufwand betrieben wie jetzt für Kanada.

Drei Tage nimmt er sich Zeit für das flächenmäßig zweitgrößte Land der Welt, das aber noch nicht einmal halb so viele Einwohner hat wie Deutschland. Zum Vergleich: Im deutlich mächtigeren und wirtschaftsstärkeren Nachbarland USA war er im Februar nur halb so lange zum Antrittsbesuch.

Das ist aber noch nicht alles: Scholz hat sich für diese Reise Verstärkung geholt. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) flog am Sonntagabend mit ihm nach Montreal, der ersten von drei Reisestationen. Die beiden waren zuvor erst einmal zusammen unterwegs, im Mai bei einem Nordsee-Gipfel in Dänemark.

Top-Manager im Gepäck

Außerdem wird Scholz erstmals von einer größeren Wirtschaftsdelegation begleitet, die von Industriepräsident Siegfried Rußwurm angeführt wird und der ein Dutzend Spitzenmanager angehören, darunter die Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen, Bayer, Siemens Energy und Uniper. Insgesamt flogen mehr als 80 Passagiere in der Regierungsmaschine mit.

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zwingt Deutschland, sich in seinen Wirtschaftsbeziehungen breiter aufzustellen. Das gilt ganz akut für den Energiebereich, in dem man sich von russischen Gaslieferungen unabhängig machen will. Kanada hat zwar Flüssiggas zu bieten, davon kann Deutschland aber erst mittelfristig profitieren, weil für den Transport über den Atlantik noch Pipelines und Terminals fehlen. Bei der Reise liegt der Fokus deswegen auf der Wasserstoffproduktion. Außerdem hat die deutsche Wirtschaft an kanadischen Mineralien und Metallen Interesse, unter anderem an Kobalt, Nickel, Lithium und Grafit, die für die Batterieproduktion wichtig sind.

Außerdem zeigt die Reise: Die transatlantischen Beziehungen sind mehr als nur ein guter Draht zu den USA. Auch Kanada ist ein wichtiger Partner in der G7 wirtschaftsstarker Demokratien und in der Nato. Mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau versteht Scholz sich jedenfalls schon mal blendend. Der 50-Jährige hat ihn bereits in Berlin besucht, die beiden haben sich auch beim G7-Gipfel in Elmau und beim Nato-Gipfel in Madrid getroffen.

Bei dem Besuch wird Trudeau kaum von der Seite des Kanzlers weichen. In Montreal, wo er seinen Wahlkreis hat, führt der kanadische Premier am Montag seine politischen Gespräche mit Scholz. Am Dienstag geht es weiter in die Wirtschaftsmetropole Toronto und schließlich in das entlegene Stephenville, einen kleinen Ort im nur dünn besiedelten Neufundland.

Von dort wollen Kanzler und Premier dann auch etwas Zählbares mitnehmen: Ein Abkommen zur Kooperation bei Herstellung und Transport von grünem Wasserstoff, der mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt wird. Langfristig rechnet Kanada damit, 25 bis 30 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr exportieren zu können. Allerdings müssen auch hier noch Transportkapazitäten geschaffen werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...