Wirtschaft

Lieferketten: Hapag-Lloyd-Chef verkündet Ende der Krise

Über Monate standen weltweit Container-Frachter im Stau, die Frachtraten explodierten. Nun sieht Hapag Lloyd Anzeichen für eine Normalisierung der Lieferketten.
27.08.2022 10:16
Lesezeit: 2 min

Der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, sieht klare Anzeichen für eine Normalisierung der angespannten Lieferketten.

«Vor sechs Monaten war jedes unserer Schiffe drei- oder vierfach überbucht, jetzt sind die Schiffe vielleicht noch zu 20 Prozent überbucht. Das ist ein wesentlicher Indikator», sagte Habben Jansen der Welt am Sonntag. Auch die Rücklaufzeiten für Leercontainer seien gesunken. Und die Lage in den Häfen habe sich ebenfalls weiter entspannt, von der Westküste der USA über Asien bis nach Südamerika.

Die weltweit fünftgrößte Linienreederei mit mehr als 250 Schiffen und 3,1 Millionen Containern hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 fast verzehnfacht. Hapag-Lloyd wies einen Nettogewinn von rund 9 Milliarden Euro aus, zahlte wegen der pauschalen Besteuerung der Schifffahrt mit der sogenannten Tonnagesteuer aber nur rund 61 Millionen Euro Steuern.

«In der aktuellen Phase ist der Steuersatz der Tonnagesteuer natürlich sehr niedrig, das muss man fairerweise sagen», räumte Habben Jansen ein. Doch das werde nicht so bleiben. Außerdem erinnerte er daran, dass die Branche vor einem Jahrzehnt - auch damals mit der Tonnagesteuer - noch 20 bis 30 Prozent ihres Nettogewinns an Steuern gezahlt habe.

Habben Jansen zeigte dennoch Verständnis für die Debatte über eine Übergewinnsteuer für Unternehmen, die in Krisen ohne großes eigenes Zutun enorme Gewinne einfahren. Aber «wenn man etwas verändern will, dann muss man klar sagen, wie das auf einem internationalen Niveau gehen kann und soll», sagte der Reederei-Chef. Die Schifffahrt sei die internationalste Branche überhaupt.

Eine De-Globalisierung etwa wegen des Ukraine-Krieges und der Spannungen zwischen China und Taiwan sieht Habben Jansen nicht. «Vor allem Staaten wie Indien oder auch der afrikanische Kontinent brauchen einen globalisierten Handel, um sich weiterentwickeln zu können.»

Bei einer De-Globalisierung der Wirtschaft stiegen Kosten und Preise an, was ein Rückschritt für viele Länder und Menschen wäre. «Ich glaube, dass es auf Dauer eine Globalisierung braucht, um eine große und wachsende Weltbevölkerung mit Gütern zu versorgen.»

Habben Jansen sagte, Hapag Lloyd fasse weitere Beteiligungen an Containerterminals ins Auge. «Wir haben in den letzten Jahren gelernt, dass es vorteilhaft sein kann, bei der Abfertigung der eigenen Schiffe einen gewissen Einfluss auf die Infrastruktur zu haben.»

So seien die Erfahrungen mit dem Containerterminal Altenwerder der HHLA in Hamburg und mit dem Terminal Tanger Med von Eurogate am Mittelmeer sehr positiv. Zuletzt habe Hapag Lloyd in den Terminal am JadeWeserPort in Wilhelmshaven investiert und einen Neubau mit Eurogate im ägyptischen Damietta beschlossen. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie kletterte am Freitag...

DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...