An den Gas- und Strommärkten hat sich die Lage am Donnerstag trotz der Lieferunterbrechung durch die Gas-Pipeline Nord Stream 1 wieder etwas entspannt.
Beim Strompreis kostete eine Megawattstunde zur Lieferung in einem Jahr in Deutschland mit 500 Euro rund elf Prozent weniger. Vor zwei Jahren waren es allerdings noch 40 Euro.
Der europäische Erdgas-Future verbilligte sich um rund vier Prozent auf 234 Euro je Megawattstunde. Als Gründe führten Händler gut gefüllte Gasspeicher, Spekulationen auf Preisdeckelungen und Energiesparkampagnen in der EU an. Zum Vergleich: Vor einem Jahr wurde Erdgas in Europa noch bei etwa 50 Euro gehandelt.
Per Ende August sind die europäischen Lager zu 80,4 Prozent gefüllt - ein Wert, der eigentlich erst für den November angepeilt gewesen war. Zudem prüft die EU-Kommission Optionen zur Begrenzung der Energiepreise und zur Senkung des Stromverbrauchs. EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen will die Pläne am 14. September in einer Rede erläutern.
Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen hatte Russland den Gastransport nach Deutschland und in weitere Länder Europas durch die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 gestoppt. Am Mittwochmorgen floss wie angekündigt kein Gas mehr, am Samstagmorgen sollen die Lieferungen wieder aufgenommen werden.
Hoffnungen auf einen anschließend kompletten Betrieb der Röhre erhielten durch Äußerungen von Gazprom-Chef Alexej Miller einen Dämpfer. Der deutsche Konzern Siemens Energy sei nicht in der Lage, die geplante Wartung vorzunehmen, hatte die Agentur Interfax den Manager am Mittwochabend zitiert. Größere Wartungsarbeiten an der Röhre seien wegen der Sanktionen des Westens nicht möglich.
Marktteilnehmer rechnen angesichts der ungewissen Lage nicht damit, dass die Preise auf breiter Front nachgeben werden. Zusätzlich stehen auch in Norwegen im September mehrere Lieferausfälle wegen Wartungsarbeiten auf dem Plan.