Der unter Kinderpornografie-Verdacht stehende SPD-Politiker Sebastian Edathy hat nach Angaben des ehemaligen niedersächsischen Innenministers Heiner Bartling einen Tipp-Geber zu den Verdächtigungen gegen sich gehabt. Bartling sagte am Montag im NDR, Edathy selbst habe ihm darüber berichtet. Der Informant habe demnach sinngemäß erklärt: "Da läuft etwas gegen dich, was zu einem Ermittlungsverfahren führen kann." Konkreter sei der Hinweisgeber nicht geworden, sagte der SPD-Politiker Bartling. Edathy habe ihm gegenüber auch "nicht spezifiziert", wer der Informant gewesen sei, sagte Bartling. Er habe aber den Eindruck aus dem Gespräch mit Edathy in der vergangenen Woche gewonnen, dass es sich nicht um einen Hinweisgeber aus dem politischen Bereich gehandelt habe.
Die SPD bestreitet bisher, dass irgendjemand aus der Partei Edathy einen Hinweis gegeben haben könnte. Parteichef Sigmar Gabriel stärkte seinem unter Druck geratenen Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann am Montag den Rücken und sagte, Oppermann habe alles richtig gemacht.
Dass die streng vertraulichen Informationen an Edathy herangetragen worden seien, sei angesichts des "riesigen Personenkreises" kaum verwunderlich, der über den Verdacht gegen Edathy bescheid gewusst habe. Neben dem Bundeskriminalamt sollen auch die 16 Landeskriminalämter und lokale Polizeistellen informiert gewesen sein.
Am Freitag war Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich zurückgetreten, weil er als damaliger Innenminister SPD-Chef Sigmar Gabriel im vergangenen Jahr informiert hatte, dass Edathys Name im Zuge internationaler Ermittlungen aufgetaucht sei.
Im Zentrum der Kritik seitens der Union steht SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann, weil dieser die Information durch Friedrich bekanntgemacht hatte.
Gegen Edathy wird wegen Kinderpornografie-Verdachts ermittelt. Er hatte Filme und Bilder unbekleideter Jungen bei einem kanadischen Porno-Versand bestellt.
Mittlerweile wurde Edathys Laptop als gestohlen gemeldet (mehr hier).