Einem Bericht der BBC zufolge spielen offenbar Rechtsextremisten eine stärkere Rolle im Umsturz in der Ukraine als bisher bekannt. Die BBC hat mit Anhängern des sogenannten „Rechten Sektors“ gesprochen. Die Männer, die mit Baseball-Schlägern und Pistolen bewaffnet sind, versuchen mit ihren Mitteln, die Ordnung in der Hauptstadt nach ihren Vorstellungen herzustellen. Ein Anhänger der Gruppe sagte, man wolle zwar keinen Nationalsozialismus „wie Hitler“, aber etwas Ähnliches auf ukrainische Art. So solle die „Ukraine den Ukrainern“ gehören. Wenn dies den in der Ukraine lebenden Russen nicht passe, dann sollten sie nach Russland auswandern.
Mitglieder dieser Neo-Nazibewegung sollen in Kiew auf Patrouille unterwegs sein, wo sie in Gruppen von etwa einem Dutzend eine Art Bürgerwehr bilden.
Die jüdischen Gemeinden in Kiew sind wegen der Neo-Nazis äußerst beunruhigt. Ein Rabbiner hatte bereits vor einigen Tagen die Mitglieder seiner Gemeinde aufgefordert, Kiew- und wenn möglich, die Ukraine zu verlassen (mehr hier).
Der Führer des „Rechten Sektors“, Dimitri Yarosh, hatte zuvor die Generalmobilmachung angekündigt, nach sich Russland entschieden haben, Präsident Putin zur Entsendung von Truppen in die Ukraine zu ermächtigen. Yarosh hat außerdem den Tschetschenen-Führer Doku Umarow aufgefordert, Terror-Anschläge in Russland durchzuführen.
Die Rechtsextremen spielen in Form der Svoboda-Bewegung eine wichtige Rolle in der ukrainischen Opposition: Sie sind Teil der Allianz gegen das Janukowitsch-Regime und arbeiten in einer Koalition mit dem von Deutschland unterstützten ehemaligen Boxweltmeister Vitali Klitschko zusammen.
Russische Medien berichteten am Sonntag auch von Söldnern aus Deutschland, die angeblich am Maidan-Platz tätig gewesen sein sollen. Sie sollen in Uniformen unterwegs gewesen sein.
Dieselben Vorwürfe erhebt der Westen im Hinblick auf den Einsatz von russischen Söldnern auf der Krim, die ebenfalls ohne Rangabzeichen in Uniformen die Stadt kontrollieren sollen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama wollen unterdessen über eine Kontaktgruppe nach einer politischen Lösung für die Krise auf der ukrainischen Halbinsel Krim suchen. Bei einem Telefongespräch am späten Sonntagabend sei man übereingekommen, dass diese unter der Leitung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stehen könnte, teilte ein Sprecher der Bundesregierung mit. Merkel hatte zuvor mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Dieser habe der Einrichtung einer derartigen Kontaktgruppe zugestimmt, sagte ihr Sprecher. Russische Soldaten haben die Krim trotz internationaler Proteste unter ihre Kontrolle gebracht.