Politik

Sanktionen: Russen ziehen Milliarden von westlichen Banken ab

Nach dem Scheitern der Gespräche zwischen dem russischen Außenminister Lawrow und US-Aussenminister Kerry haben russische Banken und Unternehmen begonnen, ihr Kapital aus dem Westen abzuziehen. Sie fürchten die Enteignung nach dem Referendum auf der Krim.
15.03.2014 15:45
Lesezeit: 1 min

Die Diskussion über Wirtschafts-Sanktionen gegen Russland im Verlauf des Krim-Konflikts veranlasst russische Unternehmen zum Handeln. Sie wollen verhindern, dass ihre Konten gesperrt werden und ziehen Milliarden von Banken in Europa und den USA ab.

Die EU hatte angekündigt, wegen der Krim-Krise zahlreiche Konten von reichen Russen zu sperren - ohne allerdings im Einzelfall dafür eine rechtliche Handhabe zu haben (mehr hier).

Diese Methode erinnert an die Bankenschließung in Zypern, wo zahlreiche Russe ebenfalls betroffen waren - sehr zum Zorn von Wladimir Putin, der dem Westen damals schon vorwarf, sich nicht an Recht und Gesetz zu halten (mehr hier).

Die Sberbank und VTB, zwei teilverstaatlichte russische Banken, reagierten zuerst. Aber auch das Energieunternehmen Lukoil hat Geld aus Banken mit Geschäftsbeziehungen in die USA abgezogen, berichtet die FT. Die Aktion fand statt, nachdem die Gespräche zwischen US-Außenminister Kerry und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow über eine diplomatische Lösung der Krise gescheitert waren (mehr hier).

Bis Montag will die USA eine Entscheidung gefällt haben, ob es zu wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland kommen soll. Der Konflikt hat bereits jetzt wirtschaftliche Konsequenzen für Russland und die USA. Die Zinsen für russische, zehnjährige Staatsanleihen sind in die Höhe geschossen und der Rubel nähert sich einem Rekord-Tief an (hier).

Aber auch die USA sehen sich mit finanziellen Konsequenzen durch den Konflikt konfrontiert. So wurden allein in dieser Woche US-Staatsanleihen im Wert von über 100 Milliarden Dollar abgestoßen, die die Fed für ausländische Investoren hielt (mehr hier). Maßgeblich verantwortlich für diesen Massenverkauf sei die Russische Zentralbank, berichtet die FT.

In diesen Zeiten brauche man gar keine Sanktionen zu beschließen, um finanzielle Turbulenzen auszulösen, sagte Christopher Granville, Manager beim Marktforscher Trusted Resources, „die bloße Ankündigung genügt bereits“.

Seit dem Beginn des Krim-Konflikts ist zudem zu beobachten, dass US-Investoren ebenso ihre Vermögenswerte aus Russland retten. US-Banken und Unternehmen sind mit schätzungsweise 76 Milliarden Dollar in Russland engagiert. Die Kreditvergabe für russische Unternehmen durch US-Banken ist bereits zum Erliegen gekommen.

Der ehemalige russische Finanzminister Alexei Kudrin warnte indes davor, dass Sanktionen durch die USA der russischen Wirtschaft 50 Milliarden Dollar zusätzlich pro Quartal entziehen könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...