Politik

US-Regierung sichert Armenien Unterstützung gegen Aserbaidschan zu

Die US-Regierung sichert Armenien Unterstützung gegen das attackierende Aserbaidschan zu.
19.09.2022 09:20
Aktualisiert: 19.09.2022 09:20
Lesezeit: 2 min
US-Regierung sichert Armenien Unterstützung gegen Aserbaidschan zu
Die US-Regierung sichert Armenien gegen seinen Nachbarn Aserbaidschan HIlfe zu. (Foto: dpa) Foto: Stepan Poghosyan

Angesichts der jüngsten Gewaltausbrüche zwischen mehreren ehemaligen Sowjetrepubliken haben die US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi und Russlands Präsident Wladimir Putin den Einfluss beider Großmächte in diesen Regionen geltend gemacht. Pelosi, die dem US-Repräsentantenhaus vorsitzt, wies am Sonntag bei einem Besuch des russischen Bündnispartners Armenien dessen Nachbarland Aserbaidschan die Verantwortung für die Gefechte in der Grenzregion in den vergangenen Tagen zu. Putin forderte nach Angaben des Kreml die Präsidenten von Kirgisistan und Tadschikistan telefonisch dazu auf, ihren Grenzkonflikt friedlich beizulegen. Putin und Pelosi erklärten die Bereitschaft ihrer Länder zu weiterem Engagement in den Konfliktregionen.

Pelosi, die der Demokratischen Partei von US-Präsident Joe Biden angehört, sprach in der armenischen Hauptstadt Jerewan von "illegalen und tödlichen Angriffen durch Aserbaidschan auf armenisches Gebiet". Die USA verurteilten dies. "Dies wurde von den Aserbaidschanern begonnen und das muss anerkannt werden", sagte sie. Die USA seien bereit, Armenien im weltweiten Ringen von Demokratien und Autokratien zu unterstützen. Pelosi ist nach Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris die dritthöchste Repräsentantin der USA. Ihre Parteinahme ging über die bisher von Außenminister Antony Blinken geäußerte Besorgnis über den Konflikt hinaus und löste eine scharfe Reaktion Aserbaidschans aus. "Die unbegründeten und unfairen Anschuldigungen sind inakzeptabel", erklärte das Außenministerium in Baku.

In Russlands Hinterhof

Die Region gilt traditionell als Einflussgebiet Russlands, das in dem Konflikt in der Vergangenheit vermittelt hatte und mit den Armeniern in einem Militärbündnis verbunden ist. Zuletzt war in Armenien jedoch Enttäuschung über die Rolle Russlands laut geworden. "Wir sind natürlich sehr unzufrieden. Unsere Erwartungen waren nicht gerechtfertigt", hatte Parlamentspräsident Alen Simonjan gesagt. Die von Russland angeführte Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) erweise sich als zahnloser Tiger. Aserbaidschan hatte sich vor rund 20 Jahren aus dem Bündnis verabschiedet und steht dem Nato-Mitglied Türkei nahe.

Bei Gefechten zwischen armenischen und aserbaidschanischen Kräften waren zuletzt mehr als 200 Menschen getötet worden. Hintergrund ist der jahrzehntealte Konflikt um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region Bergkarabach. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zu Aserbaidschan, von dem es sich aber 1991 losgesagt hatte. Der Konflikt war 2020 zu einem Krieg eskaliert, der nach sechs Wochen mit einer von Russland vermittelten Waffenruhe beendet wurde. Das Kaukasusgebiet ist ein wichtiger Korridor für Öl- und Gaspipelines vom Kaspischen Meer nach Europa.

Lesen Sie dazu: Eskalation erhöht die Spannungen zwischen der EU und Russland

Putin vermittelt in Zentralasien

Putin telefonierte nach russischen Angaben mit den Präsidenten Kirgisistans und Tadschikistans, Sadyr Dschaparow und Emomali Rachmon. Er habe beide aufgefordert, den zuletzt eskalierten Konflikt "ausschließlich mit friedlichen, politischen und diplomatischen Mitteln" zu lösen, teilte der Kreml mit. Putin habe bekräftigt, dass Russland bereit sei, zur Stabilität in der Region beizutragen. Kirgisistan und Tadschikistan sind ebenfalls OVKS-Mitglieder. Russland ist im seit Februar geführten Angriffskrieg gegen die Ukraine stärker gebunden als anfangs vielfach erwartet. Als ein Grund gelten die Waffenlieferungen der USA und ihrer westlichen Partner an die Ukraine sowie die Koordination der ukrainischen Armee durch Amerikaner und Briten.

Lesen Sie dazu: Grenz-Kämpfe zwischen Kirgistan und Tadschikistan ausgebrochen

Bei den Gefechten zwischen kirgisischen und tadschikischen Kräften starben vorige Woche den Konfliktparteien zufolge insgesamt 81 Menschen. Eine am Freitag vereinbarte Waffenruhe soll nach Angaben beider Seiten wiederholt gebrochen worden sein. Am Sonntag sprach Kirgisistan in einer vorläufigen Wochenbilanz von insgesamt 46 Toten sowie 137.000 Menschen, die aus der Grenzregion in Sicherheit gebracht worden seien. Tadschikistan erklärte, auf seiner Seite seien 35 Menschen getötet worden. In dem Grenzgebiet kam es in der Vergangenheit wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...