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Lebensmittelhandel: Die Schwarz-Gruppe setzt auf Versorgungssicherheit

Lesezeit: 2 min
23.09.2022 16:00  Aktualisiert: 23.09.2022 16:04
Die finanzstarke Schwarz-Gruppe übernimmt immer mehr Unternehmen, und macht sich damit unabhängiger von Lieferengpässen und steigenden Produktionskosten.
Lebensmittelhandel: Die Schwarz-Gruppe setzt auf Versorgungssicherheit
Die finanzstarke Schwarz-Gruppe expandiert in Krisenzeiten und setzt dabei auf Versorgungssicherheit. (Foto: dpa)

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Do it yourself: Die finanzstarke Schwarz-Gruppe mit ihren Discountern Lidl und Kaufland nimmt immer mehr das Heft selbst in die Hand und versucht damit Lieferengpässen und gestiegenen Produktionskosten entgegenzuwirken.

So hat Europas größter Händler nicht nur angekündigt, seine Produktion von Nüssen und Trockenfrüchten auszubauen. Dabei soll neben dem konzerneigenen Kaffeeröster am Standort Rheine ein zweites Werk entstehen. Sondern er übernimmt jetzt auch noch die Erfurter Teigwaren GmbH.

Einer der größten Nudelproduzenten der Republik

Dadurch wird der Lebensmittel-Konzern zu einem der größten Nudelproduzenten der Republik, und kann mit einer Kapazität von über 100.000 Tonnen pro Jahr künftig etwa ein Achtel des deutschen Marktes abdecken. Und: Damit befindet sich die Schwarz Produktion, die für Lidl und Kaufland Eigenmarkenprodukte herstellt, unter den Top Ten der Lebensmittelindustrie mit einem anvisierten jährlichen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro.

Der Zukauf des Nudelproduzenten soll dazu beitragen, die Handelsunternehmen der Schwarz-Gruppe mit Teigwaren zu versorgen. Die Akquisition soll im Oktober vollzogen werden, wobei das Kartellamt noch zustimmen muss.

Die Erfurter Teigwaren GmbH hat im Jahr 2020 einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro gemacht. Dabei belieferten die Thüringer in großem Umfang Edeka und Aldi Nord, im geringeren Ausmaß auch Rewe und Aldi Süd. Das Unternehmen hat mehr als 170 Mitarbeiter und produziert seit 1793 Nudeln in 100 verschiedenen Ausformungen. Dabei bedient es in erster Linie das Preiseinstiegssegment.

Kauf einer Papierfabrik

Die Acquisitions-Geschäfte mit denen sich die Schwarz Gruppe von Abhängigkeiten von Zulieferern, Produktionsengpässen und nicht beeinflussbaren Preissteigerungen lösen will, beschränkt sich aber keineswegs nur auf den Lebensmittelsektor.

Vor kurzem hat einer der weltgrößten Lebensmittelhändler auch eine Vereinbarung mit dem finnisch-schwedischen Konzern Stora Enso getroffen, um dessen Papierfabrik Maxau in Deutschland zu übernehmen. Der Unternehmenswert der Fabrik beträgt rund 210 Millionen Euro.

Dabei wird die Schwarz Produktion den Standort Maxau voraussichtlich Anfang 2023 übernehmen und die Papierproduktion fortsetzen. Nicht zuletzt ist die Papierfabrik für die Schwarz Gruppe interessant, weil die zeitschriftenähnlichen Wurfsendungen bei den Lidl- und Kaufland-Kunden als wichtige Informationsquelle und Orientierungshilfe beliebt sind.

Zudem kommt bei der Rohstoffbeschaffung mit PreZero eine weitere Konzerntochter mit ins Spiel. Denn neben Frischfasern werden in der Produktion überwiegend recycelte Fasern eingesetzt. Das dafür erforderliche Altpapier kann PreZero liefern. Das Unternehmen kümmert sich in der Schwarz-Gruppe um die Entsorgung, Verwerfung und das Recycling von Wertstoffen.

Lidl als Reeder

Für Aufsehen sorgte die Schwarz-Gruppe bereits im Mai dieses Jahres, als sich der Konzern mit Hauptsitz in Neckarsulm in Baden-Württemberg, aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe aus Fernost mit Tailwind eine eigene Reederei zulegte, und damit das Ruder buchstäblich selbst in die Hand nahm. Mittlerweile laden die Schiffe der Lidl-Reederei ihre Container in Europa ab, wobei alle zwei Wochen ein Schiff aus Asien ankommt.

Insgesamt beschäftigt die Schwarz Gruppe weltweit 550.0000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 134 Milliarden Euro.

 


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