Deutschland

Institute erwarten Einbruch der Wirtschaft um bis zu 8 Prozent

Das Herbstgutachten der führenden deutschen Wirtschaftsinstitute trägt den passenden Titel „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“.
29.09.2022 11:25
Aktualisiert: 29.09.2022 11:25
Lesezeit: 1 min

Deutschland kann den führenden Forschungsinstituten zufolge einer Rezession nicht entrinnen. Die Wirtschaft rutsche wegen der Energiekrise im Winterhalbjahr in eine konjunkturelle Talsohle und werde dann schrumpfen, erklärten die Regierungsberater am Donnerstag in ihrem Herbstgutachten „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“.

Für dieses Jahr erwarten die Fachleute nur noch ein Wirtschaftswachstum von rund 1,4 Prozent und für 2023 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um etwa 0,4 Prozent. 2024 dürfte die Wirtschaft wieder 1,9 Prozent wachsen.

In ihrem Risikoszenario - also bei einer Gasmangellage, kaltem Winter und fehlenden Einsparungen beim Energieverbrauch - veranschlagen die Forscher allerdings für 2023 sogar einen Konjunktureinbruch um 7,9 Prozent. Das wäre deutlich mehr als in der Finanzkrise und im ersten Corona-Jahr 2020. Unter diesen Umständen dürfte das BIP auch 2024 noch um 4,2 Prozent schrumpfen.

„Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise, die im kommenden Jahr weiter ansteigen dürften, sorgen für deutliche Kaufkraftverluste“, sagte Konjunkturchef Torsten Schmidt vom Essener RWI-Institut. „Sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Unternehmen sind deshalb auf weitere Unterstützung der Politik angewiesen.“ Bei den Firmen dürfe es jedoch nicht zu dauerhaften Subventionen kommen. Die Inflation werde von 8,4 Prozent im Jahresschnitt 2022 dann nächstes Jahr auf 8,8 Prozent klettern und sich erst wieder 2024 auf 2,2 Prozent beruhigen.

Im Frühjahr hatten die Fachleute für 2022 noch mit einem Wachstum von 2,7 und 2023 von 3,1 Prozent gerechnet. Wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und den Auswirkungen auf die Energie-, Rohstoff- und Verbraucherpreise schraubten die Institute ihre Schätzung nun allerdings deutlich zurück. So falle die Wirtschaftsleistung 2022 und 2023 insgesamt um 160 Milliarden Euro niedriger aus, als noch im Frühjahr erwartet.

Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose stammt vom Essener RWI, Münchner Ifo, Kieler IfW und dem IWH aus Halle. Das Berliner DIW pausiert derzeit und will 2023 wieder am Gutachten mitarbeiten. Das Papier dient als Grundlage für die Konjunkturprognose der Regierung, die wiederum als Basis für die Aufstellung der Haushalte der öffentlichen Hand gilt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Sozialabgaben steigen ins Unermessliche - Bürokratie allein verschlingt 25 Milliarden Euro
09.06.2025

Sozialversicherungen kosten Arbeitnehmer und Unternehmen aktuell schon 42 Prozent des Bruttogehalts, Tendenz steigend. Die Bürokratie...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich mit 50? Nur, wenn Sie jetzt aufhören, Fehler zu machen
08.06.2025

Mit 50 ist es Zeit umzudenken: Zwei Finanzveteranen erklären, warum Schuldenabbau, kluge Rücklagen und langfristiges Denken entscheidend...

DWN
Politik
Politik Margrethe Vestager war eine der mächtigsten Personen Europas – jetzt sagt sie das „goldene Zeitalter“ voraus
08.06.2025

Margrethe Vestager gehörte zu den mächtigsten Frauen Europas. Jetzt zeichnet sie ein Bild der EU ohne USA – und sieht darin die große...

DWN
Immobilien
Immobilien Vermieter-Mieter-Verhältnis: Wie Sie Streit vermeiden
08.06.2025

Eine aktuelle Befragung vom Wissens- und Plattformunternehmen AktivBo zur Mieterzufriedenheit in Deutschland zeigt, dass die Mehrheit an...

DWN
Politik
Politik Trumps Politik führt zu 500 Millionen Dollar Investition in das Textilrecycling in Europa
08.06.2025

Während Donald Trump grüne Technologien im eigenen Land abwürgt, fließen halbe Milliardenbeträge nach Europa. Ein Unternehmen macht...

DWN
Politik
Politik Deutschland siedelt sich an: Infrastruktur für Bundeswehr in Litauen wächst rasant
08.06.2025

Die deutsche Militärpräsenz in Litauen ist mehr als ein geopolitisches Signal – sie verändert die lokale Infrastruktur tiefgreifend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwedischer KI-Aufsteiger: Wie Lovable mit 15 Köpfen Millionen generiert
08.06.2025

Ein schwedisches Start-up schreibt Geschichte: Mit nur 15 Mitarbeitern generiert Lovable Millionenumsätze – weil Künstliche Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Absatzkrise in China: VW und Audi verlieren ihr Imperium
08.06.2025

Noch vor wenigen Jahren Marktführer, heute im freien Fall: Deutsche Autobauer geraten in China unter massiven Druck. Chinesische...