Unternehmen

Galeria: Chefetage denkt über Staatshilfen nach

Beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof ist die wirtschaftliche Lage dramatisch. Die Chefetage schließt aus diesem Grund eine erneute staatliche Finanzspritze nicht aus.
10.10.2022 13:00
Lesezeit: 2 min
Galeria: Chefetage denkt über Staatshilfen nach
Die Handelskette Galeria Karstadt Kaufhof zieht offenbar neue Staatshilfen in Betracht. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Galeria steht vor harten Zeiten. Der Lebensmittelzeitung zufolge, diskutiert die Chefetage des Konzerns derzeit wieder verstärkt über eine erneute staatliche Kapitalspritze. Grund sind die stark steigenden Energiekosten und eine schlechte Konsumstimmung. Durch diese Einflüsse sollen die bisherigen Finanzplanungen hinfällig geworden sein. Offenbar laufen bereits Gespräche mit allen Involvierten, um die Lage auszuwerten und eine Lösung zu erörtern.

Summe der möglichen Finanzspritze unklar

Um wie viel Geld es geht, ist nicht bekannt. Unternehmenskenner halten laut der Lebensmittelzeitung eine Kapitalspritze im dreistelligen Millionenbereich für notwendig, damit dem Konzern nicht nur kurzfristig geholfen ist. Das Unternehmen hat zu den Informationen noch nicht Stellung bezogen. Klar ist: Es wäre bereits das dritte Mal innerhalb von gerade einmal zwei Jahren, dass der Staat dem Konzern finanziell helfen muss. Im Zuge der Corona-Pandemie hatte Galeria in Summe bereits 680 Millionen Euro aus dem staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten.

Zu einer ersten staatlichen Finanzhilfe kam es Anfang 2021. Die zweite Kapitalspritze erfolge circa ein Jahr darauf. Eine Zurückzahlung der Gelder hat bisher noch nicht stattgefunden. Die René Benkos Signa-Gruppe hatte Galeria Zuschüsse ermöglicht. Sich über den klassischen Kapitalmarkt neue Finanzierungen zu ermöglichen, bleibt Galeria scheinbar verwehrt. Das Unternehmen soll sämtliche Sicherheiten für mögliche Kreditgeber bereits dem WSF gegeben haben, wie die Lebensmittelzeitung berichtet.

Konzern will an Strategie Galeria 2.0 festhalten

Ein weiteres Dilemma ist, dass sich das seit Jahren Verlust schreibende Unternehmen im Geschäftsjahr 2021/2022 kein Polster aufbauen konnte. Man dürfte zwar, wie Wettbewerber im stationären Nonfood-Handel, den Umsatz deutlich gesteigert haben. Auf ein positives Ergebnis, kommt man aber offenbar trotz dieser Gewinne nicht.

Unabhängig von der problematischen Situation soll der Konzern den Willen haben, an der Realisierung der Strategie Galeria 2.0 festzuhalten. Noch in diesem Jahr will Galeria ein neues Center-Konzept vorstellen und in Berlin Tegel ein neues Warenhaus eröffnen. Gleichzeitig will man neue Dienstleistungsangebote umsetzen.

Insidern zufolge kam es zuletzt aber auch zu einigen Verzögerungen bei der Modernisierung des Filialnetzes. Es ist daher nicht auszuschließen, dass auch 2023 der geplante Investitionsfahrplan nicht eingehalten werden kann. Galeria hatte im vergangenen Jahr angekündigt, über sechs Jahre insgesamt rund 600 Mio. Euro in die Neuausrichtung des Geschäfts zu investieren. 400 Mio. Euro davon sollten in das Filialnetz gehen und je 100 Millionen Euro in die Logistik und den E-Commerce fließen.

Sanierungstarifvertrag gekündigt

Wie angespannt die wirtschaftliche Situation bei Galeria ist, zeigt auch die Kündigung des Integrationstarifvertrags mit der Gewerkschaft Verdi. Am Freitag gab die Handelskette bekannt, dass sie den Vertrag einseitig gekündigt habe. Grund sei die wirtschaftlich angespannte Situation gewesen. Man betonte jedoch, dass das Unternehmen weiterhin tarifgebunden sei.

Folgen dieser Kündigung sind das Einfrieren der Vergütung auf aktuellem Lohnniveau und die Verpflichtung mit Verdi zu verhandeln, um den Tarifweg an die aktuelle Situation anzupassen. Der Tarifvertrag war nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof unterschrieben worden und sicherte sowohl den Erhalt von Standorten, als auch Entgeltleistungen für die Angestellten analog zum Flächentarifvertrag zu.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

 

 

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...