Myanmars regierende Militärjunta versucht, den Außenhandel des Landes vom US-Dollar auf andere Währungen umzustellen. Dabei will man insbesondere auf den chinesischen Renminbi, den russischen Rubel, die indische Rupie sowie den Tauschhandel zurückgreifen.
Wie die South China Morning Post berichtet, habe Junta-Führer Min Aung Hlaing Anfang September mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin besprochen, wie Teile des bilateralen Handels auf den Rubel umgestellt werden können. Übereingekommen sei man, den Import russischen Düngers mit Waren aus Myanmar im Rahmen eines Tauschhandels zu bezahlen sowie russische Treibstoffeinfuhren fortan in Rubel abzuwickeln.
Im August wurde bekannt, dass das südostasiatische Land in großem Umfang russische Treibstoffe kaufen wird. Die Militärregierung hatte zu diesem Zweck ein Spezialkomitee gegründet, das die Zahlungsabwicklung, die Einfuhr und die Verteilung des Kraftstoffes organisieren soll, berichtete CNN damals.
Auch die Zentralbanken beider Länder forcieren ihre Zusammenarbeit. Es werde daran gearbeitet, Überweisungen in Rubel und Myanmars Landeswährung Kyat zu ermöglichen. Darüber hinaus werden Myanmars Bürger Zugang zum russischen Kartenzahlungssystem „Mir“ erhalten, einheimische Banken sollen an Russlands Finanzkommunikationssystem SPFS beteiligt werden.
Myanmars Junta-Führer Min Aung Hlaing begründete die Initiativen damit, dass die US-Regierung den Dollar als geopolitische Waffe einsetze, wie Urdu Point berichtet. „Die Großmächte haben die Politik der sogenannten Dollar-Drohung eingeführt (…) Ich glaube, dass Währungen wie der Rubel, der Yuan und die Rupie im Welthandel genutzt werden können. Darüber hinaus kann ein direkter Tauschhandel den Dollar ersetzen“, sagte Min Aung Hlaing Anfang September beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok.
Bereits im März 2021 hatten Russland und Myanmar einen Ausbau ihrer Beziehungen - insbesondere im militärischen Bereich - vereinbart.
Zerrissenes Land
Seit einem Putsch im Februar 2021 und der Absetzung der gewählten Regierung regiert die Junta große Teile des Landes. In anderen Teilen haben bewaffnete Milizen die Macht übernommen, die gegen die Zentralgewalt kämpfen.
Ein von der Militärjunta kontrolliertes Gericht in Myanmar hatte Mitte Oktober weitere Haftstrafen gegen die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi verhängt. Sie wurde in zwei Fällen der Korruption schuldig befunden und erhielt dafür zwei Gefängnisstrafen von je drei Jahren, die allerdings gleichzeitig vollstreckt werden sollen, wie mit dem Prozess vertraute Personen am 12. Oktober der Deutschen Presse-Agentur mitteilten. Insgesamt wurde die 77-Jährige damit wegen verschiedener angeblicher Vergehen - darunter Anstiftung zum Aufruhr - zu 26 Jahren Haft verurteilt.
Die Friedensnobelpreisträgerin befindet sich seit Juni in Einzelhaft in einem Gefängnis in der Hauptstadt Naypyidaw, nachdem sie nach dem Militärputsch vom Februar 2021 zunächst unter Hausarrest gestellt worden war. Die Verfahren finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, Suu Kyis Anwälte dürfen nicht mit Medienvertretern sprechen.
Die Generäle hatten ihren Umsturz mit angeblichem Betrug bei der Wahl im November 2020 begründet, die Suu Kyi mit ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie klar gewonnen hatte. Beweise legten sie keine vor. Seither versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt.