Unternehmen

Automobilindustrie muss Produktion drosseln oder ins Ausland verlagern

Wegen hoher Energiepreise verringern die deutschen Autobauer ihre Produktion oder verlagern sie ins Ausland. Noch pessimistischer sind die Zulieferer.
01.11.2022 12:30
Aktualisiert: 01.11.2022 12:30
Lesezeit: 2 min
Automobilindustrie muss Produktion drosseln oder ins Ausland verlagern
Laut einer aktuellen DIHK-Umfrage belasten die hohen Energiepreise in Deutschland nicht nur die Autobranche immer mehr. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Die deutsche Autobranche blickt einer Umfrage zufolge nicht nur wegen der Energiekrise sehr skeptisch in die Zukunft. "Die Geschäftserwartungen in der Automobilindustrie rauschen in den Keller", teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Dienstag vorab zu einer Firmen-Umfrage mit. Nur zehn Prozent gehen von besseren Geschäften in den nächsten zwölf Monaten aus, die Hälfte der Betriebe habe negative Geschäftserwartungen. "Noch pessimistischer blicken die Zulieferer in die Zukunft: Hier sind nur noch sieben Prozent optimistisch gestimmt, und 58 Prozent gehen von schlechteren Geschäften aus."

Grund für den "einschneidenden Pessimismus" seien die zahlreichen Geschäftsrisiken, mit denen der Kraftfahrzeugbau derzeit konfrontiert sei, erklärte der DIHK. Denn auch die Automobilindustrie sei vergleichsweise energieintensiv. "Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass das mit Abstand größte Konjunkturrisiko weiterhin Rohstoff- und Energiepreise sind." Demnach geben 95 Prozent der Unternehmen dies als Geschäftsrisiko an. "Die Energiekosten sind so drückend, dass bereits 16 Prozent der Automobilhersteller als Folge ihre Produktion reduziert und 17 Prozent ihre Produktion verlagern wollen." Im Durchschnitt der gesamten Industrie planten nur acht Prozent eine Verlagerung.

"Noch extremer sieht die Situation bei den Zuliefererbetrieben aus", so der DIHK. Hier sei es jeweils jeder Fünfte, der seine Produktion wegen der Energiepreise reduzieren (21 Prozent) oder verlagern wolle (19 Prozent).

"Angesichts der Rekordinflation, der gedrückten Konsumlaune der Verbraucher und auch der Investitionszurückhaltung der Unternehmen bereitet den Automobilisten auch der heimische Absatzmarkt Sorgen", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Der Anteil der Betriebe, die die Inlandsnachfrage als Geschäftsrisiko sehen, wuchs auf 58 Prozent. Die Unternehmen erwarten weiter einen Personalabbau. Fast jede dritte Firma (29 Prozent) rechnet mit sinkender Belegschaft, während nur jede zehnte von steigenden Beschäftigtenzahlen ausgeht.

Auch fehlende Zukunftsperspektiven für den Verbrennungsmotor in Europa sowie sich verschärfende Finanzierungsprobleme belasteten die Autobranche, warnte Wansleben. Mit Blick auf die Folgen der Energiekrise insgesamt sagt er: "Die Lage unserer Wirtschaft ist dramatisch." Wichtig sei, das Energieangebot bei Gas und bei Strom zu erhöhen. "Bei uns leuchten zudem die Lampen auf Rot, weil wir sehen, in welcher Geschwindigkeit sich die Finanzierungssituation in den Unternehmen verschlechtert."

Der DIHK stellt am Mittwoch offiziell seine Konjunkturumfrage unter mehr als 24.000 Unternehmen vor. Die Unterlagen zur Autobranche hatte der DIHK zuerst dem "Handelsblatt" zur Verfügung gestellt.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Messerattacke: Aschaffenburg betrauert nach Gewalttat zwei Tote - was wir wissen
22.01.2025

Am Mittwochmittag wurde die Stadt Aschaffenburg von einer schrecklichen Gewalttat erschüttert. Ein 28-jähriger Mann attackierte nach...

DWN
Politik
Politik Wann greift Russland an? Geheimdienste rechnen mit 2028
22.01.2025

Russischer Angriff ab 2028? Geheimdienste warnen davor, dass Russland die EU in den kommenden Jahren an der Ostgrenze angreift. Laut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank - Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an, aber es gibt Hoffnungsschimmer
22.01.2025

Der Bundesbank zufolge ist ein Aufschwung in der deutschen Wirtshaft ist vorerst nicht in Sicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch etwas...

DWN
Politik
Politik YouGov-Wahlumfrage: AfD und SPD gleichauf - CDU rutscht ab
22.01.2025

In der neuesten Wahlumfrage von YouGov kann die SPD deutlich zulegen. Die AfD verliert dagegen. Beide Parteien liegen nun gleichauf. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mogelpackung des Jahres: Granini Trinkgenuss Orange enttäuscht Verbraucher - wie Sie Mogelpackungen erkennen
22.01.2025

Verbraucher fühlen sich getäuscht: Der "Granini Trinkgenuss Orange" wurde von der Verbraucherzentrale Hamburg zur "Mogelpackung des...

DWN
Politik
Politik Scholz in Paris bei Macron: „Europa wird sich nicht ducken“
22.01.2025

Zwei Tage nach der Vereidigung Trumps stimmen Scholz und Macron sich ab, wie sie mit dem Kurswechsel in der US-Politik umgehen wollen. Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verpackungssteuer Tübingen: Bundesverfassungsgericht bestätigt Rechtmäßigkeit
22.01.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verpackungssteuer Tübingen als verfassungsgemäß bestätigt. Die Abgabe, die seit Januar 2022 auf...

DWN
Technologie
Technologie Projekt "Stargate" - OpenAI und Trump setzen auf KI-Rechenzentren für die Zukunft
22.01.2025

OpenAI und bedeutende Technologie-Partner investieren 500 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI). Das...