Deutschland

IW-Studie: Corona und Ukraine bringen hohe Einbußen für deutsche Wirtschaft

Die zahlreichen Corona-Maßnahmen und die Unterstützung der Ukraine kosten die deutsche Wirtschaft 420 Milliarden Euro, wie aus einer Studie des IW hervorgeht.
02.11.2022 11:23
Aktualisiert: 02.11.2022 11:23
Lesezeit: 2 min
IW-Studie: Corona und Ukraine bringen hohe Einbußen für deutsche Wirtschaft
Demonstration am Montag in Wittenberg gegen die deutsche Ukraine- und Corona-Politik, die hohe Einbußen für die deutsche Wirtschaft gebracht hat. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Willnow

Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg werfen die deutsche Wirtschaft konjunkturell sowie strukturell zurück und sorgen für hohe Einbußen. Das Kölner IW-Institut hat in einer Studie, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlag, die Kosten geschätzt.

"Würden diese beiden unheilvollen Ereignisse das Wirtschaftsleben nicht beeinträchtigen, dann wäre die Wertschöpfung in Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 um insgesamt 420 Milliarden Euro höher ausgefallen." Hohe Staatsausgaben wirkten diesen Verlusten zwar entgegen, beim privaten Konsum waren durch Lockdowns und inflationsbedingte Kaufkraftverluste jedoch Einbußen von rund 400 Milliarden Euro zu verzeichnen, wie die Ökonomen erklärten. "In den drei Krisenjahren kamen Investitionen von 125 Milliarden Euro nicht zustande, was dauerhaft den Wohlstand belastet."

Regierung und Ökonomen erwarten für den Winter eine Rezession. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) befürchtet sogar, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im gesamten Jahr 2023 um rund drei Prozent einbricht. Die IW-Forscher betonten, die Wirtschaft befinde sich wegen des Zusammenwirkens von anhaltender Virus-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine im nunmehr dritten Krisenjahr.

"Die kriegsbedingten Versorgungsprobleme mit Energie und Rohstoffen sorgen für bislang ungekannte Kostenschocks." Zudem leide die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in ihrer vollen Breite. Nach den Konsumeinschränkungen infolge der bisherigen Infektionswellen zehrten nunmehr hohe Inflationsraten wie seit den 1950er Jahren nicht mehr an der Kaufkraft der Haushalte. "Angesichts anhaltend unsicherer Wirtschaftsperspektiven halten sich Unternehmen mit ihren Investitionen weiter zurück."

In seinen Berechnungen vergleicht das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) die tatsächliche Wirtschaftsentwicklung mit einem erwartbaren Konjunkturverlauf, wenn es Pandemie und Krieg nicht gegeben hätte. So ergeben sich ökonomische Kosten von 175 Milliarden Euro im ersten Corona-Jahr 2020, von 125 Milliarden Euro 2021 und - vor allem kriegsbedingt - von 120 Milliarden Euro 2022. "Damit nähert sich das Ausmaß der gegenwärtigen Wertschöpfungsverluste jenen 500 Milliarden Euro infolge der globalen Finanzmarktkrise."

Eine Trennung der Pandemie- und Kriegskosten ist laut IW schätzungsweise möglich, "obwohl sich die multiplen Auswirkungen beider Schocks überlagern". Die Fachleute bezifferten die Einbußen, die durch den Krieg entstanden sind, auf knapp 90 Milliarden Euro für 2022. Grund seien vor allem schlechtere Zahlen beim privaten Konsum, bei den Investitionen, aber auch beim Export. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...