Trotz staatlicher Hilfspakete in der Energiekrise herrschen in der mittleren Generation Zukunftsängste und Sorgen vor sozialem Abstieg vor. Dies geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach hervor, das jährlich die 30- bis 59-Jährigen im Auftrag der deutschen Versicherungswirtschaft befragt.
Viele der insgesamt 1050 Teilnehmer der Umfrage, die Ende September und Anfang Oktober befragt wurden, waren zudem mit Blick auf die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Krisenbewältigung skeptisch.
Befragte haben kaum Vertrauen in politische Maßnahmen
Nur 14 Prozent der im Früh-Herbst Befragten hatten großes oder sehr großes Vertrauen, dass die Maßnahmen greifen. Dagegen äußerten drei Viertel der Befragten, wenig oder kein Vertrauen ins Krisenmanagement der Ampel zu haben. In ihrer Untersuchung für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kommen die Meinungsforscher zugleich zu einem alarmierenden Befund: Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten schaute mit großen Befürchtungen auf die kommenden Monate, weitere 27 Prozent mit Skepsis.
„Das ist ein beispielloser Stimmungseinbruch“, resümierte Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher. „Auch im vergangenen Jahr und insbesondere im ersten Pandemiejahr 2020 waren die Menschen besorgt, aber sie waren nicht annähernd so pessimistisch wie jetzt.“
Nachdenklich stimmt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen insbesondere der fatalistische Blick der mittleren Generation auf die aktuelle ökonomische Lage: „Drei Viertel der Befragten rechnen für das kommende halbe Jahr mit einem wirtschaftlichen Abwärtstrend. Und auch mittelfristig erwartet die Mehrheit keine Besserung, sondern eine längerfristige Schwächephase.“
Steigende Preise sorgen für Pessimismus
Noch augenfälliger wird der Pessimismus im Langfristvergleich der persönlichen wirtschaftlichen Situation. Hier ziehen 38 Prozent die Bilanz, dass es ihnen heute schlechter geht als vor fünf Jahren: Lediglich 33 Prozent sind der Ansicht, es gehe ihnen besser. Damit überwiegen zum ersten Mal seit Beginn der Befragung im Jahr 2013 Wohlstandseinbußen gegenüber Wohlstandsgewinnen, wie Asmussen erläuterte.
Ganz konkret drückt sich diese Angst vor wirtschaftlichen Abstieg in der Sorge vor steigenden Preisen aus. „Für 85 Prozent der Befragten ist das der größte Sorgenpunkt“, so Asmussen. 56 Prozent befürchten, dass sie wegen der Inflation in finanzielle Schwierigkeiten geraten könnten und 45 Prozent, dass dadurch ihre Ersparnisse entwertet werden.
Die große Mehrheit der mittleren Generation will daher notgedrungen ihr Konsumverhalten einschränken. Knapp die Hälfte spricht sogar von erheblichen Einschränkungen. Besonders hart getroffen fühlen sich die Befragten von den Preissteigerungen bei Lebensmitteln (82 Prozent) und Heizkosten (74 Prozent).
Eine große Mehrheit der Befragten (78 Prozent) fordert eine Ausweitung der staatlichen Entlastungsprogramme zur Inflationsbekämpfung. Nur acht Prozent halten die bisherigen Maßnahmen für ausreichend. Und nach dem mehrheitlichen Willen der Befragten sollten die finanziellen Entlastungen auch weiterhin der Gesamtbevölkerung zugutekommen. Nur 37 Prozent plädieren dafür, vor allem sozial Schwächere zu entlasten.