Finanzen

Norwegens Staatsfonds wettet jetzt gegen den Markt

Der 1,3 Billionen Dollar schwere norwegische Staatsfonds verfolgt künftig konträre Strategien. Dies sei notwendig, um im aktuellen Markt bestehen zu können.
Autor
09.12.2022 11:16
Aktualisiert: 09.12.2022 11:16
Lesezeit: 2 min

Der norwegische Staatsfonds ist der weltweit größte Eigner von Aktien. Der Fonds hält rund 1,3 Prozent aller börsennotierter Unternehmen der Welt. Am Donnerstag stellte er einen Dreijahresplan vor. Damit will der Fonds die Verluste eindämmen, die sich in den turbulenten Märkten des Jahres 2022 angesammelt haben und die durch steigende Inflation, Zinserhöhungen und den Wirtschaftskrieg gegen Russland noch verschärft wurden.

Der Vermögensfonds blickt zum ersten Mal in seiner Geschichte in eine Zukunft, in der Investitionen nur noch einen Bruchteil dessen abwerfen, was bisher die Regel war. Laut Fonds-Chef Nicolai Tangen, der seine Landsleute wiederholt darauf hingewiesen hat, dass sie sich auf "sehr niedrige Renditen" einstellen müssen, bedeutet dies, dass "Überschussrenditen wichtiger sind als je zuvor".

In einem Interview am Donnerstag sagte Tangen, der Schlüssel zum Übertreffen der Benchmark liege darin, "den Fonds dazu zu bringen, langfristiger, konträrer und aktiver bei der Negativauswahl zu werden." Das bedeutet, dass es "eine Menge Dinge gibt, die wir nicht haben wollen", sagte er, ohne näher darauf einzugehen, welche Anlagen er damit meint, wie Bloomberg berichtet.

Der in Oslo ansässige norwegische Staatsfonds, der auf den Öl- und Gasvorkommen der Nordsee basiert, hat vor einem anhaltenden Abschwung an den Märkten gewarnt, nachdem er in dem Vierteljahrhundert seines Bestehens eine durchschnittliche Rendite von 6 Prozent erzielt hatte. Im dritten Quartal 2022 verlor er nun jedoch 4,4 Prozent, was etwa 43 Milliarden Dollar entspricht.

Der Fonds orientiert sich weitgehend an einem Index und investiert nach einem strengen Mandat des Finanzministeriums. Er versucht, trotz dieses begrenzten Spielraums die Benchmark zu übertreffen, an der er gemessen wird, was ihm in acht der letzten zehn Jahre auch tatsächlich gelungen ist. In einer volatilen Welt muss man langfristiger und konträrer denken", so Tangen, weil sich "mehr Gelegenheiten ergeben, wenn man das Gegenteil von allen anderen tun kann".

Die Strategie "spielt mit der zunehmenden geopolitischen Unsicherheit" und der teilweisen Umkehrung der Globalisierung, so Tangen. Der neue Dreijahresplan sieht unter anderem vor, in Unternehmen zu investieren, bevor sie an der Börse gehandelt werden, bei Aktionärsversammlungen aktiver abzustimmen, die Zusammenarbeit zwischen Händlern und Portfoliomanagern zu verbessern und Phasen der Störung auf den Immobilienmärkten auszunutzen.

Der Fonds müsse auch "operativ robuster" werden, also zum Beispiel in der Lage sein, Cyberangriffen zu widerstehen, so Tangen. Der Fonds-Chef hat in der Vergangenheit bereits gesagt, dass Offenheit und Transparenz Priorität haben, um sicherzustellen, dass die Norweger verstehen, warum ihr Fonds in schlechten Tagen nicht mehr so schnell wächst wie früher.

Der Fonds hat im vergangenen Jahr seine Beteiligung an Börsengängen reduziert. Im Nachhinein betrachtet, ist er der Kugel ausgewichen, da er sich an weniger Börsengängen in "wirklich überschwänglichen" Märkten beteiligt hat und diese Börsengänge "wirklich schlecht" gelaufen sind, so Tangen. Aber das wird sich wahrscheinlich ändern, wenn sich die Bedingungen verbessern, sagte er.

"Wir werden diese Gelegenheit in der nächsten Strategieperiode selektiv nutzen", sagte Co-Chief Equities Officer Pedro Furtado Reis. "Auf diese Weise können wir frühzeitig in den Lebenszyklus des Unternehmens einsteigen und hoffentlich mit dem Wachstum des Unternehmens einen größeren Anteil an der Wertschöpfung haben."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Fed-Zinsentscheid: US-Notenbank senkt Leitzins – was das für Investoren bedeutet
29.10.2025

Die US-Notenbank hat erneut an der Zinsschraube gedreht. Mitten in einer Phase politischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheit...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis stabilisiert sich nach Korrektur – Anleger hoffen auf neue Aufwärtswelle
29.10.2025

Der Goldpreis schwankt heftig – zwischen Rekorden und Rücksetzern. Nach der jüngsten Korrektur hoffen Anleger nun auf eine neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Paketbranche bereitet sich auf starkes Weihnachtsgeschäft vor
29.10.2025

Die Paketbranche steht vor der größten Bewährungsprobe des Jahres: dem Weihnachtsgeschäft. Millionen Sendungen, volle Lager, steigende...

DWN
Politik
Politik Kritische Rohstoffe: Warum die EU im Wettlauf um seltene Erden gegen China und die USA verliert
29.10.2025

Seltene Erden und kritische Rohstoffe prägen die globale Wirtschaftspolitik. Während China und die USA ihre Interessen durchsetzen,...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn-Erhöhung: Bundesregierung beschließt Anhebung in zwei Stufen – wer zahlt und wer profitiert
29.10.2025

Der gesetzliche Mindestlohn steigt deutlich – doch was bedeutet das für Arbeitnehmer, Unternehmen und Preise? Die neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: KI-Gigant Nvidia vor Sprung über 5-Billionen-Dollar-Marke
29.10.2025

Die Nvidia-Aktie steht kurz davor, eine historische Marke zu überschreiten – und die Weltbörsen staunen. Doch was steckt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparplan? Deutsche sparen viel, aber oft ohne klare Strategie
29.10.2025

Die Deutschen lieben das Sparen, doch vielen fehlt ein klarer Sparplan oder Wissen über den Vermögensaufbau. Sicherheit steht meist über...

DWN
Finanzen
Finanzen Porsche-Aktie in der Analyse: Wenn der Mythos wankt und die Rendite schmilzt
29.10.2025

Porsche schreibt fast eine Milliarde Euro Verlust – und das mitten im Strukturwandel. Der Sportwagenhersteller kämpft mit schwachen...