Politik

EU einigt sich auf weltweit erste CO2-Einfuhrzölle

Die EU wird künftig CO2-Einfuhrzölle auf außereuropäische Produkte erheben. Die Folgen der Maßnahme sind noch nicht abschätzbar, könnten aber schwerwiegend sein.
13.12.2022 13:00
Aktualisiert: 13.12.2022 13:43
Lesezeit: 2 min

Die EU will die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie mit den weltweit ersten Zöllen für Kohlendioxidemissionen bei der Einfuhr von energieintensiven Erzeugnissen wie Stahl und Zement schützen.

Nach Verhandlungen bis tief in die Nacht einigten sich die Unterhändler der EU-Staaten und des Europäischen Parlaments am frühen Dienstagmorgen in Brüssel darauf. Die Regelung zur Unterstützung der europäischen Industrie bei der Dekarbonisierung gilt auch für die Einfuhr von Eisen, Düngemitteln, Aluminium und Strom. Unternehmen müssen für die Einfuhr dieser Güter Zertifikate kaufen, um die CO2-Produktemissionen abzudecken. Der Beschluss kommt inmitten des Streits über die milliardenschweren Subventionen der USA für mehr Klimaschutz.

Mit der von China und anderen Ländern kritisierten Abgabe soll verhindert werden, dass die europäische Industrie durch billigere Waren aus Ländern mit schwächeren Umweltvorschriften unterboten wird. Das System ist so konzipiert, dass die gleichen CO2-Kosten für ausländische und EU-Unternehmen anfallen.

Der Verhandlungsführer des Europäischen Parlaments, Mohammed Chahim, sagte, der Zoll sei für die Bemühungen der EU zur Bekämpfung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung. „Es ist einer der wenigen Mechanismen, die wir haben, um unseren Handelspartnern Anreize für die Dekarbonisierung ihrer verarbeitenden Industrie zu geben“, sagte Chahim.

Die Zoll-Regelung soll auch für importierten Wasserstoff gelten. Dies war im ursprünglichen Vorschlag nicht vorgesehen, wurde aber vom EU-Parlament durchgesetzt. Letzte Details wie der Starttermin sollen noch im Laufe der Woche geklärt werden.

Derzeit gewährt die EU der heimischen Industrie kostenlose CO2-Zertifikate, um sie vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Sie plant aber, diese kostenlosen Zertifikate mit der schrittweisen Einführung der neuen Zölle im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) abzuschaffen.

Länder mit einer „vergleichbaren Klimapolitik“ können von der Abgabe befreit werden. Auch die USA könnten so um die Zölle herumkommen, hatte die EU-Kommission erklärt. Diese Aussage darf als Hinweis darauf verstanden werden, dass die EU die Co2-Zölle auch als Druckmittel in den gegenwärtigen Verhandlungen mit den USA verwenden könnte.

Die EU streitet derzeit mit der Regierung in Washington über ein US-Gesetz zur Senkung der Inflation, welches Milliarden-Subventionen für die Produktion in den USA vorsieht. Die EU befürchtet allerdings, dass europäische Unternehmen dabei benachteiligt werden und Konzernaktivitäten in die USA abwandern könnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Migrationsstreit im Bundestag: SPD hält sich Gang vor das Verfassungsgericht offen
31.01.2025

Der Migrationsdebatte spaltet den Bundestag. Am Freitag könnte die CDU mit ihrem "Zustrombegrenzungsgesetz" mit Unterstützung der AfD,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand: Sprachbarriere Englisch - Deutsche Unternehmen verlieren den Anschluss
31.01.2025

Ohne eine gemeinsame Sprache kann man nicht zusammenarbeiten. Deren Fehlen wird rasch zum Problem, wenn Unternehmen grenzüberschreitend...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB senkt Zinsen: Was das für Sparer und Hausbauer bedeutet
30.01.2025

Bereits zum fünften Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen für den Euroraum gesenkt. Grund sind schlechte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Moderna-Impfstoff: EU-Kommission unterzeichnet Vertrag über Coronavirus-Impfstoffe
30.01.2025

Die Covid-19-Pandemie beschäftigt weiterhin die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen: Die EU-Kommission hat...

DWN
Politik
Politik CDU: Umfrage zur Bundestagswahl sieht Union mit leichtem Verlust
30.01.2025

Die CDU hat laut INSA-Umfrage mit ihrem Vorstoß zu einer restriktiveren Migrationspolitik die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft schrumpft weiter: Keine Entspannung trotz steigendem Privatkonsum
30.01.2025

Die deutsche Wirtschaft verliert weiter im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Auch im vierten Quartal 2024 sank das...

DWN
Politik
Politik Ex-Kanzlerin Merkel kritisiert Friedrich Merz: "Halte ich für falsch"
30.01.2025

Friedrich Merz und die CDU bringen zum ersten Mal einen Antrag mit Hilfe der AfD durch den Bundestag. Nun meldet sich Ex-Kanzlerin Angela...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnimmobilie kaufen: So geht es am Immobilienmarkt 2025 weiter
30.01.2025

Sie wollen eine Wohnimmobilie kaufen? Dann sollten Sie den Kaufmarkt genau im Blick behalten. Nach einem soliden Jahresauftakt herrscht...