In der Debatte über das Verhältnis des Westens zu China rät Volkswagen der Politik von überzogenen Forderungen ab. „Wir sollten unsere Position in China politisch nicht absichtlich schwächen“, sagte China-Vorstand Ralf Brandstätter vor Journalisten in Berlin. „Wir sind der Meinung, Entkoppelung kann nicht die Probleme des 21. Jahrhunderts lösen.“
China werde seine Beziehungen zur Welt verändern. Darauf müssten sich Europa und Deutschland einstellen und ihre Strategie anpassen. Die Volksrepublik bleibe für die internationale Automobilindustrie ein entscheidender Markt. „Wir müssen gerade jetzt im Austausch bleiben. Dazu helfen enge wirtschaftliche Beziehungen.“
Grüne gegen Peking
Teile der Bundesregierung – insbesondere das von Annalena Baerbock geleitete Außenministerium und das von Robert Habeck geleitete Wirtschaftsministerium – propagieren in Wirtschaftsfragen einen schärferen Kurs gegenüber China und fordern von den Unternehmen, ihre Präsenz auf diesem großen Markt zu verringern.
Zuletzt versuchte Habeck, den von Stadt und Hafen Hamburg ausdrücklich gewünschten Teil-Einstieg der chinesischen COSCO-Reederei an einem Terminal im Hafen zu verhindern - letztendlich erfolglos.
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Baerbock dringt hingegen verstärkt auf eine politische Konfrontation mit Peking, die sie mit Menschenrechtsfragen begründet, und will ebenfalls wie Habeck die wirtschaftliche Kooperation einschränken. Gegenüber anderen Ländern tritt Baerbock beim Thema Menschenrechte weitaus weniger aktiv auf - so äußerte sie sich beispielsweise nicht öffentlich zum autoritär geführten Aserbaidschan, welches zuletzt seinen Nachbarn Armenien angegriffen hatte.
Auch die Europäische Union pocht auf mehr Gleichberechtigung und Fairness in den Wirtschaftsbeziehungen zu China. Brandstätter warnte davor, blauäugig zu sein. „Abhängigkeiten muss man bewerten und auch reduzieren, politisch wie wirtschaftlich, aber unternehmerisch vernünftig“, betonte er. Volkswagen passe seine Strategie an und werde seine technologische Entwicklung noch stärker im Reich der Mitte erbringen.
Die chinesische Regierung verfolgt den Plan, bei vernetzten und selbstfahrenden Fahrzeugen (Intelligent Connected Vehicles) führend zu sein. Davon profitierten viele chinesische Unternehmen. Der Wolfsburger Konzern, der angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch heimische Hersteller auf seinem größten Markt unter Druck steht, wolle sich dem Wettbewerb stellen und an der Entwicklung partizipieren, sagte Brandstätter. Der Konzern werde die Geschwindigkeit erhöhen, um neue E-Autos zu entwickeln. Chinesische Wettbewerber bräuchten dazu nur etwa zweieinhalb Jahre, Volkswagen dagegen annähernd vier Jahre. VW werde wegen seiner Qualitätsansprüche auch weiter etwas mehr Zeit benötigen, könne an einigen Stellen aber schneller werden.
Besuch in Xinjiang angekündigt
Auf globaler Ebene diversifiziert Volkswagen derzeit seine Märkte, um Abhängigkeiten zu verringern. So investieren die Wolfsburger kräftig in Nordamerika und sichern dort auch einen Teil des Bedarfs an Rohstoffen für Elektroautos ab. In absehbarer Zeit soll in der Region auch eine Batteriezellfabrik entstehen.
Die USA werben mit massiven Steuererleichterungen um Technologien für erneuerbare Energien wie Elektroautos und versuchen, in großem Stil europäische Unternehmen zu einem Wegzug nach Nordamerika zu bewegen.
Mit Blick auf den Konflikt Chinas mit Taiwan sagte Brandstätter, alle seien sich des hohen Risikos bewusst. „Wir sehen im Moment eher, dass alle Beteiligten an Deeskalation interessiert sind, und weniger an einer Eskalierung.“
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Brandstätter kündigte für Februar einen Besuch in der chinesischen Provinz Xinjiang an, wo Volkswagen zusammen mit dem Staatskonzern SAIC ein Werk betreibt. In der Region im Nordwesten Chinas lebt die muslimische Minderheit der Uiguren, die nach einer Reihe schwerer islamistischer Attentate in den vergangenen Jahren vom chinesischen Staat strikt kontrolliert wird. Von der US-Regierung wird die Xinjiang-Frage im Rahmen ihres multidimensionalen Feldzuges gegen China instrumentalisiert.
„Wir werden alles tun, was in unserer Kraft liegt, damit es in diesem Werk vernünftige Arbeitsbedingungen gibt. So wie in allen anderen Werken auch“, sagte Brandstätter. Auch das Lieferantennetz prüfe VW genau. „Wir haben keine Hinweise auf Menschrechtsverletzungen oder Zwangsarbeit.“