Der Streit zwischen der Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) und der Getränkebranche geht weiter. Nach dem Getränkehersteller Coca-Cola ist nun die Braubranche an der Reihe. Die Gewerkschaft erhöht den Druck und fordert Lohnerhöhungen für die Angestellten.
400 Euro mehr Lohn gefordert
Ziel der Tarifkommission der NGG ist laut Lebensmittelzeitung, dass die etwa 1500 Angestellten von Brauereien in Baden-Württemberg eine Anhebung ihrer Entgelte um 400 Euro innerhalb eines Anschlusstarifvertrages mit einer Gültigkeit von einem Jahr erhalten. Auszubildende sollen nach Vorstellung der Gewerkschaft 150 Euro in jedem Ausbildungsjahr zusätzlich erhalten.
Eine Sprecherin des NGG-Landesbezirks Südwest begründete gegenüber der Lebensmittelzeitung die Forderung: „400 Euro mehr entspricht im Eckentgelt in Baden-Württemberg einem Plus von circa 10,8 Prozent.“ Bereits im November letztes Jahr hatte die Gewerkschaft erklärt, dass man zehn Prozent mehr Lohn plus X identisch in allen Branchen 2023 für die Angestellten erreichen wolle.
Gesamtbierabsatz in Baden-Württemberg erhöht
Der NGG-Landesbezirk Südwest verdeutlichte, dass es nach einer komplizierten Situation in der Corona-Pandemie der Branche inzwischen besser ginge. So habe sich laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts der Gesamtbierabsatz in Baden-Württemberg in den ersten zehn Monaten des letzten Jahres um 5,2 Prozent verglichen zur gleichen Zeit 2021 erhöht. Jetzt sei Uwe Hildebrandt, Verhandlungsführer und Vorsitzender des Landesbezirks Südwest zufolge der Zeitpunkt gekommen, dass die Angestellten einen fairen Anteil erhalten.
Hildebrandt fügte an: „Angesichts der dramatisch steigenden Verbraucherpreise und des drohenden Kaufkraftverlusts müssen die Entgelte der Brauerinnen und Brauer deutlich angehoben werden. Mieten, Heizen, Einkaufen im Supermarkt, Benzin an der Tankstelle, alles wird immer teurer.“
Die Gewerkschaft erklärte, dass der Entgelttarifvertrag im Tarifgebiet Baden-Württemberg fristgerecht Ende des Monats zum 28. Februar 2023 beendet wird. Die Brauereien Dinkelacker-Schwaben Bräu, Eichbaum, die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei und die Rothaus Staatsbrauerei sind Teil des Tarifgebiets und wären davon betroffen.
„Mitglieder sind bereit auf die Straße zu gehen.“
Streiks in Brauereien schloss die Gewerkschaft nicht aus. Die Gewerkschaft geht von vielen Auseinandersetzungen in diesem Jahr aus, da die Lohnforderungen durch die Inflation höher werden. Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der NGG, betonte, dass es zu Streiks kommen kann: „Unsere Mitglieder sind bereit, für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen."
Für den 23. Januar hatte die Gewerkschaft bereits zu einem Streik an Standorten von Coca-Cola aufgerufen und höhere Löhne für die Beschäftigten gefordert. Eine Einigung zwischen dem Coca-Cola Konzern und der Gewerkschaft gibt es noch nicht und beide Seiten scheinen noch sehr weit voneinander entfernt zu sein.
Hoher Kostendruck für Rohstoffe und Vorprodukte
Derweil bereitet der deutsche Brauer-Bund die Verbraucher auf einen erneuten Anstieg der Bierpreise vor. Der hohe Kostendruck für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik machen dies neben der Energieversorgung dem Hauptgeschäftsführer Holger Eiche zufolge notwendig.
Die Kostenerhöhung bei Kronkorken im November 2022 sei verglichen mit dem Monat davor um 120 Prozent gestiegen. Bei Kohlensäure und Braumalz habe es jeweils einen Anstieg von 90 Prozent gegeben. Viele Betriebe hätten ihm zufolge bereits Preisanstiege angekündigt. Bezüglich der Gesamtsituation sei die Branche nach drei Jahren Dauerkrise jedoch deutlich robuster als früher.
Bezüglich des Bierverkaufs ist Eichele zufolge eine Beruhigung absehbar. Mit 81,2 Millionen Hektolitern Bier sei die Menge von Januar bis November 2022 um 3,2 Prozent gewachsen im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2021. Im Jahr 2019 lag der Vergleichswert jedoch noch bei 85,2 Millionen Hektolitern. Anfang Februar wird das Statistische Bundesamt die Absatzzahlen für das komplette Jahr 2022 publizieren.