Finanzen

Südost-Asiaten warnen vor Instrumentalisierung des Dollar

Staaten in Südostasien blicken mit Sorge auf Versuche, die Weltleitwährung für politische Ziele zu instrumentalisieren. Sie wollen sich vom Dollar befreien und setzen dazu vermehrt auf lokale Währungen.
27.01.2023 09:46
Lesezeit: 2 min
Südost-Asiaten warnen vor Instrumentalisierung des Dollar
Die Instrumentalisierung des Dollar wird in Südostasien kritisch beäugt. (Foto: dpa) Foto: Mark Schiefelbein

In Südostasien sorgt man sich offenbar um den Status des Dollar als neutraler und für alle Seiten zugänglicher Weltleitwährung. Insbesondere dessen Instrumentalisierung zur Durchsetzung politischer Ziele könne die weltweite Vorherrschaft der US-amerikanischen Währung mittelfristig beschädigen, so der Tenor auf einer Konferenz, die vor einigen Tagen in Singapur abgehalten und vom renommierten ISEAS Yusof Ishak Institute organisiert wurde.

Wie Bloomberg berichtet, meldeten sich mehrere ehemalige Minister aus der Region zu dem Thema zu Wort. „Der Dollar stellt für uns alle einen Fluch dar“, wird der ehemalige Außen- und Handelsminister Singapurs, George Yeo, zitiert. „Wenn Sie das internationale Finanzsystem politisch aufladen, dann werden Alternativen aufkommen, um es zu ersetzen.“

„Der Dollar ist ein Fluch für uns“

Der US-Dollar drohe deshalb, seinen Vorteil als wichtigste Handels- und Reservewährung der Welt zu verlieren. Yeo zufolge müsse dieses Risiko ernstgenommen werden, auch wenn die US-Währung derzeit weiterhin unangefochten die wichtigste Rolle im Weltfinanzsystem besetze. „Niemand weiß, wann das passieren wird, aber die Finanzmärkte müssen das sehr genau beobachten“, zitiert Bloomberg Yeo.

Yeo verwies zur Untermauerung seiner Argumente auf die jüngsten Strafmaßnahmen, welche die US-Regierung unter Einbeziehung des Währungssystems erlassen hatte – den Ausschluss russischer Banken aus dem weltweit wichtigsten Zahlungsabwicklungssystem SWIFT nach dem Einmarsch der russischen Armee ins Nachbarland Ukraine. Auch die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte in Höhe von etwa 300 Milliarden Dollar nach Kriegsbeginn fällt unter die Strafmaßnahmen.

Schon seit vielen Jahren sind US-Sanktionen praktisch an den Dollar gekoppelt, dessen Verwendung den Amerikanern Zugriffsmöglichkeiten auf sanktionierte Organisationen, Staaten und Personen bietet.

Diversifikation und Dezentralisierung sind gefragt

Der ehemalige indonesische Handelsminister Thomas Lembong lobte auf der Konferenz die verstärkten Bestrebungen südostasiatischer Zentralbanken, ihre Währungsreserven zu diversifizieren und die Unternehmen dafür, digitale Zahlungsmethoden für lokale Währungen zu entwickeln. In den vergangenen Jahren hatten mehrere Länder der Region eigene digitale Bezahldienste für kleinere Einkäufe entwickelt, die auf dem Smartphone in Echtzeit abgewickelt werden können.

Wie Bloomberg im Sommer vergangenen Jahres berichtete, wollen Thailand, Malaysia, Singapur, die Philippinen und Indonesien ihre jeweiligen Systeme nun zu einem großen Gesamtsystem zusammenschließen. Hat das Projekt Erfolg, finden in Echtzeit Währungstauschgeschäfte statt - ohne, dass die Kapitalströme von Clearing-Banken durch das Dollar-System geleitet werden müssen. „Dem Plan zufolge würden Zahlungen, die in Thailand mit einer indonesischen App getätigt werden, direkt von Rupiah in Baht umgewandelt und damit der Dollar als Mittlerwährung umgangen werden“, heißt es in dem Bericht.

Die verstärkte Verwendung lokaler Währungen bei Handelsgeschäften innerhalb Südostasiens ist ein seit einigen Jahren bestehender Trend, der ursprünglich durch die ASEAN-Gemeinschaft angestoßen wurde.

Lesen Sie dazu: Südostasien verringert seine Abhängigkeit vom US-Dollar

Lembong rief die amtierenden Politiker der Region dazu auf, sich nicht zu sehr auf den Dollar zu stützen. „Ich glaube schon seit sehr langer Zeit daran, dass eine Diversifizierung der Währungsreserven absolut kritisch ist“, zitiert Bloomberg Lembong. Indem neben dem Dollar auch andere Währungen wie der Euro, der Renminbi und der Yen verstärkt genutzt würden, könnten eine „stabilere Liquidität“ und ein „stabileres Wirtschaftswachstum“ sichergestellt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...