Politik

Ringen der Großmächte: Burkina Faso verweist französische Armee des Landes

Burkina Faso fordert die im Land befindlichen französischen Truppen zur Ausreise auf. Hinter den Kulissen liefern sich die Großmächte in Westafrika einen Machtkampf.
27.01.2023 12:04
Aktualisiert: 27.01.2023 12:04
Lesezeit: 2 min
Ringen der Großmächte: Burkina Faso verweist französische Armee des Landes
Frankreichs Armee muss aus Burkina Faso abziehen. Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, nimmt an einer Zeremonie zur Ehrung französischer Soldaten teil, die in Afrika stationiert waren. (Foto: dpa) Foto: Alvaro Barrientos

Die Regierung von Burkina Faso fordert die im Land stationierten französischen Truppen zur Ausreise aus. Dies gab der Kommunikationsminister des westafrikanischen Landes am Montag im Staatsfernsehen bekannt, wie das Wall Street Journal berichtet.

Demnach sollen rund 400 französischen Soldaten das Land verlassen. Sie hatten in den vergangenen Jahren die Regierung in Ouagadougou im Kampf gegen islamistische Milizen unterstützt.

Den Äußerungen zufolge sollen die einheimischen Truppen fortan den Kampf gegen die Islamisten alleine weiterführen. „Die Burkinaben selbst werden die Opfer erbringen, um unser Territorium zu befreien“, wird der Minister zitiert.

Frankreichs Außenministerium teilte am Mittwoch mit, dass die Truppen das Land binnen eines Monats verlassen werden. Am Dienstag habe Frankreich die formelle Kündigung des Abkommens von 2018 erhalten, dass die Militärpräsenz in dem Land erlaubt, hieß es aus dem Außenministerium. Wie die Zeitung Le Monde schrieb, werde eine Verlegung einiger Soldaten in das Nachbarland Niger erwogen, wo sich ebenfalls französische Truppen befinden.

Baut Russland seinen Einfluss aus?

Allerdings sind Fragen berechtigt, ob ein anderes Land Burkina Faso mit seinen Truppen unterstützen wird, nachdem die Franzosen abgezogen sind. Insbesondere Russland baut seinen Einfluss seit einigen Jahren in der Region deutlich aus. Dabei greift Moskau häufig auf Söldner der Wagner-Gruppe zurück – etwa im benachbarten Mali oder in der Zentralafrikanischen Republik.

Der Abzug der Franzosen und ihrer europäischen Partner aus Mali wurde erst vor fünf Monaten abgeschlossen. Grund dafür, so war aus Berlin und Paris zu hören, waren verstärkte Aktivitäten von Wagner-Vertragskämpfern im Land, mit denen die Regierung im Jahr 2021 einen Kooperationsvertrag abgeschlossen haben soll.

Lesen Sie dazu: Lagebericht Mali: Russland weitet Einfluss mithilfe von Söldnern aus

Auch in der Zentralafrikanischen Republik hatte Russland zuletzt seinen Einfluss auf Kosten der Europäer mithilfe der Wagner-Kämpfer ausgebaut.

Lesen Sie dazu: Söldner auf dem Vormarsch: EU zieht Militärberater aus Zentralafrika ab

Nach der Machtübernahme im Zuge eines Putsches im September vergangenen Jahres hatte die neue Regierung Burkina Fasos Gesprächskanäle nach Moskau gesucht. Der Premierminister, Apollinaire Kyélem de Tambèla, war im Dezember zu einem Treffen mit dem Kreml nach Russland gereist. „Wir wollen, dass Russland ein Verbündeter in unserem Kampf gegen den Terrorismus ist, wie alle unsere Partner. „Wir verstehen, dass Russland eine Großmacht ist und wenn Russland will, dann kann es uns in diesem Bereich wirklich helfen“, zitiert das Wall Street Journal Kyélem de Tambèla.

Bislang existieren keine Verlautbarungen oder Beweise, dass Wagner-Söldner in Burkina Faso aktiv sind. Ghanas Präsident behauptet jedoch, dass ein entsprechender Vertrag bereits abgeschlossen wurde. Bezahlt würden die Wagner-Kämpfer in Form einer Mine, deren Produktion sie einziehen könnten. Burkina Faso dementierte die Behauptungen der ghanaischen Regierung.

Freihandelsabkommen gekündigt

Erst vor wenigen Wochen hatte die US-Regierung das Land als Reaktion auf den Putsch im September aus einem Freihandelsabkommen ausgeschlossen, welches neben Burkina Faso noch andere westafrikanische Länder umfasst.

Bemerkenswert ist der Umstand, dass schon damals die Franzosen ins Visier der neuen Machthaber gerieten. So behauptete ein Putschist, der abgesetzte Präsident des Landes habe sich in die französische Botschaft beziehungsweise einen französischen Militärstützpunkt geflüchtet – Vorwürfe, die Frankreich dementierte.

Die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der vorherigen Regierung, die enge diplomatische Beziehungen zu Frankreich pflegte, hatte aufgrund von Instabilität und Armut immer mehr zugenommen. In den vergangenen Monaten kam es in Burkina Faso immer wieder zu Demonstrationen, bei denen der Abzug der französischen Streitkräfte gefordert wurde. Schon bei dem Putsch schwenkten Demonstranten auch russische Flaggen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Regierung plant „Grüngas-Quote“: Mehr Umweltschutz auf Kosten der Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft in Deutschland auszubauen. Unternehmen sollen...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Covestro-Überrnahme genehmigt: Abu Dhabi wird vom Ölreich zum Chemieriesen
26.11.2025

In Abu Dhabi gilt die Chemieindustrie als Zukunftsmodell. Zentraler Baustein der Vision: Die Übernahme des Leverkusener...

DWN
Politik
Politik Nach AfD-Einladung: Deutsche Bank kündigt "Familienunternehmer" den Mietvertrag
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein. Daraufhin beendet die Deutsche Bank einen Mietvertrag. Der Verband...

DWN
Politik
Politik Brandmauer-Debatte: Erster Wirtschaftsverband offen für Gespräche mit AfD - Rossmann verlässt Familienunternehmer
26.11.2025

Die Brandmauer-Debatte hat die Wirtschaft erreicht: Der Verband der Familienunternehmer will sich für Gespräche mit der AfD öffnen, um...