Politik

Karlsruhe: AfD-nahe Stiftung wurde zu Unrecht benachteiligt

Erneut attestiert Karlsruhe dem Bund einen Verstoß gegen das Grundgesetz. Diesmal geht es um die Benachteiligung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.
22.02.2023 13:38
Aktualisiert: 22.02.2023 13:38
Lesezeit: 2 min
Karlsruhe: AfD-nahe Stiftung wurde zu Unrecht benachteiligt
Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgericht verkündet das Urteil in Sachen „Desiderius-Erasmus-Stiftung“. (Foto: dpa) Foto: Uli Deck

Der Bund hat der AfD-nahen Parteistiftung laut Bundesverfassungsgericht zu Unrecht eine staatliche Förderung verweigert. Dass die Desiderius-Erasmus-Stiftung im Jahr 2019 im Gegensatz zu den übrigen parteinahen Stiftungen keine Zuschüsse erhalten habe, verstoße gegen den Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien, urteilte das Gericht am Mittwoch. (Az: 2 BvE 3/19) Ob der Bund das Geld nachzahlen muss oder mit einer besonderen Begründung trotzdem verweigern kann, ließ das Gericht jedoch offen. "Der Ball liegt jetzt beim Gesetzgeber", sagte Vizepräsidentin Doris König in Karlsruhe.

Der Bundestag hatte für die Ablehnung von Geldern für die Desiderius-Erasmus-Stiftung im Jahr 2019 keine Begründung genannt. Für 2022 hatte der Haushaltsausschuss die Auszahlung der sogenannten Globalzuschüsse des Innenministeriums von der Verfassungstreue der Stiftungen abhängig gemacht. Über das Jahr 2022 will das Bundesverfassungsgericht jedoch gesondert entscheiden. Die Anträge für weitere Jahre wurden dem Gericht zufolge zu spät gestellt.

Der Senat verlangte am Mittwoch vom Bundestag ein Gesetz für die staatliche Förderung politischer Stiftungen. Ein solches Gesetz fehle bisher. Denn wenn eine Stiftung von der Förderung ausgeschlossen werde, dann brauche es dafür einer im Gesetz geregelten Rechtfertigung von Verfassungsrang. Laut Urteil kommt dafür der Schutz der demokratischen Grundordnung in Betracht. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass die Desiderius-Erasmus-Stiftung der AfD künftig von staatlichen Mitteln ausgeschlossen werden kann.

Bisher werden die Stiftungen aller übrigen großen Parteien im Bundestag durch staatliche Zuschüsse gefördert. Für die SPD ist das die Friedrich-Ebert-Stiftung, für die Grünen die Heinrich-Böll-Stiftung und für die FDP die Friedrich-Naumann-Stiftung. Der CDU steht die Konrad-Adenauer-Stiftung nahe, der CSU die Hanns-Seidel-Stiftung und der Linken die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Das Volumen der finanziellen Förderung betrug 2019 insgesamt 660 Millionen Euro. Allein die sogenannten Globalzuschüsse des Bundesinnenministeriums beliefen sich auf 130 Millionen Euro. Daneben fließen Gelder aus anderen Bundesministerien.

Die politischen Stiftungen sind zwar organisatorisch und inhaltlich unabhängig. Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts stellte nun allerdings fest, dass die Parteien von der Arbeit ihrer Stiftungen erheblich profitierten. Durch die Begabtenförderung der Stiftungen werde auch qualifizierter Nachwuchs für die jeweilige Partei gewonnen. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...