Politik

Scholz und Modi sprechen über Freihandel und U-Boote

Trotz aller Differenzen im Hinblick auf den Ukraine-Krieg wollen Deutschland und Indien wirtschaftlich enger kooperieren - auch im Rüstungsbereich.
25.02.2023 13:27
Aktualisiert: 25.02.2023 13:27
Lesezeit: 2 min

Bundeskanzler Olaf Scholz und der indische Ministerpräsident Narendra Modi wollen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern deutlich ausbauen. Man werde die Kooperation auch im Verteidigungsbereich stärken, sagte Modi am Samstag nach einem Treffen in Neu-Delhi, ohne Details zu nennen. "Die Investitionen sollen ausgebaut, die Zahl der Beschäftigen soll massiv erhöht werden", sagte Scholz mit Blick auf die bisher 1800 deutsche Unternehmen in Indien. Zudem müssten die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Indien verstärkt werden. "Deswegen setzen wir uns beide dafür ein, dass es jetzt endlich klappt mit dem Freihandelsabkommen unserer Länder", betonte Scholz. Er werde sich "persönlich engagieren".

Hintergrund ist auch der Wunsch, sich unabhängiger von China zu machen, dem größten deutschen Handelspartner. Indien mit seinen knapp 1,4 Milliarden Einwohnern gilt seit langem als mögliche Alternative zu China. Allerdings beklagen deutsche Firmen seit Jahren Protektionismus und Bürokratie, was etwa Investitionen deutscher Autokonzerne sehr schwierig macht. Laut einer Umfrage der Außenhandelskammern Singapur und Indien messen die befragten Firmen einem EU-Indien-Freihandelsabkommen dabei sehr große Bedeutung bei.

Die nächste Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft werde 2024 in Indien stattfinden, kündigte Scholz an. Der Kanzler warb zugleich um die Anwerbung von IT-Experten aus Indien für eine Arbeit in Deutschland. Auch im Bereich Forschung und Entwicklung wollen beide Länder enger zusammenarbeiten.

Scholz wird auf seiner zweitägigen Reise nach Neu-Delhi und Bangalore von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Thema wird dabei neben Energiethemen eine engere Rüstungskooperation mit Indien sein. Nach Informationen von Reuters will er ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft voranbringen. Indien möchte sechs konventionelle U-Boote im Wert von 4,9 Milliarden Euro (5,2 Milliarden Dollar) kaufen. Im Gespräch ist ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Ein Abschluss im Rahmen des Besuchs wird aber nicht erwartet.

Zu den in Neu-Delhi unterzeichneten Abkommen zählt eine Regierungsvereinbarung über die engere Zusammenarbeit im Energiebereich, vor allem beim Wasserstoff. Die deutsche Firma SFC Energy will ihre bestehende Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen in Indien ausbauen, mit einem neuen Produktionsstandort in Gurgaon. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) will zunächst 20 bis 30 Photovoltaik-Experten nach Deutschland holen. Im indischen Pune wollen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Fraunhofer-Gesellschaft ein Wasserstoff-Forschungsinstitut errichten.

Scholz betonte nach dem Gespräch mit Modi, dass Demokratien wie Deutschland und Indien vor allem nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine enger zusammenarbeiten sollten. Er hatte in einem Artikel in der "Times of India" bekräftigt, dass sich Deutschland stärker im indopazifischen Raum engagieren werde. Scholz forderte von der derzeitigen indischen G20-Präsidentschaft, dass sie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ähnlich klar adressieren müsse wie dies der indonesische Vorsitz der Gruppe der wichtigsten Industriestaaten im vergangenen Jahr getan habe. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...