Finanzen

Bundesrechnungshof: Staatsschulden laufen aus dem Ruder

Lesezeit: 2 min
02.03.2023 10:46  Aktualisiert: 02.03.2023 10:46
Die Schulden des Bundes steigen rasant - und werden in Schattenhaushalten versteckt.
Bundesrechnungshof: Staatsschulden laufen aus dem Ruder
Deutschlands Staatsschulden steigen rasant. Im Bild die Euro-Skulptur in Frankfurt. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts einer Rekordverschuldung hat der Bundesrechnungshof (BRH) vor einem Kontrollverlust bei den Bundesfinanzen gewarnt. Als Folge von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg habe der Bund in drei Jahren fast 850 Milliarden Euro neue Schulden gemacht oder vorgesehen, sagte Behörden-Präsident Kay Scheller am Mittwoch. Damit wachse der in über 70 Jahren Bundesrepublik angehäufte Schuldenberg um 60 Prozent auf über 2,1 Billionen Euro.

Steigende Zins- und Tilgungslasten sowie eine Verschiebung von Steuereinnahmen zugunsten der Länder engten die Spielräume immer stärker ein.

Lesen Sie dazu: Lindner: Zinsausgaben des Bundes haben sich verzehnfacht

Schulden in Schattenhaushalten

Hinzu komme fehlende Transparenz. Ein erheblicher Teil der Krisenkredite liege außerhalb des Bundeshaushalts in schuldenfinanzierten, sogenannten Sondervermögen - etwa für die Bundeswehr oder zur Eindämmung der hohen Energiepreise. Damit werde die Schuldenregel des Grundgesetzes umgangen.

„Die Dynamik der Neuverschuldung und ihre Folgen drohen die Tragfähigkeit der Bundesfinanzen und damit auch die staatliche Handlungsfähigkeit ernsthaft zu gefährden“, warnte Scheller, der auch Bundesbeauftragter für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung ist.

Mit seiner Stellungnahme hofft der Rechnungshof, noch Einfluss nehmen zu können auf den Bundeshaushalt 2024, für den in der Bundesregierung nun die Weichen gestellt werden. Das Kabinett will die Eckpunkte am 15. März beschließen. In der Ampel-Koalition ist bereits offener Streit ausgebrochen über Forderungen nach Mehrausgaben etwa für die Bundeswehr, für eine Aktienrücklage zur Entlastung der Rentenversicherung oder für die ab 2025 geplante Einführung einer Kindergrundsicherung.

Der BRH-Präsident forderte ein Umlenken. Bei Ausgaben und Einnahmen müsse klar priorisiert werden. Künftige Krisen könnten nur mit tragfähigen Staatsfinanzen gemeistert werden. „Dazu bedarf es jetzt klarer, kluger und auch schmerzhafter Entscheidungen“, sagte Scheller. Um die von Finanzminister Christian Lindner (FDP) angekündigte Zeitenwende umzusetzen, müssten die gesamten Finanzen auf den Prüfstand gestellt und neu priorisiert werden. So müssten „Ausgaben von konsumtiven zu investiven mit Zukunftswirkung“ verlagert werden. Zuschüsse an die Sozialversicherungen seien einzufrieren, damit dort Handlungsdruck für langfristige Tragfähigkeitskonzepte entstehe.

Ein Dorn im Auge ist dem BRH auch die Entwicklung der Bund-Länder-Finanzen. „Der Bund macht Rekordschulden, während die Länder in ihrer Gesamtheit in 2022 positive Haushalte haben werden“, sagte Scheller. Durch dauerhaften Verzicht auf Steueranteile zugunsten von Ländern und Gemeinden erodiere die Finanzierungsbasis. „Allein von 2022 bis 2026 entgehen dem Bund rund 202 Milliarden Euro, die stattdessen Ländern und Gemeinden zugutekommen“, sagte Scheller. Regierung und Parlament müssten eine Entlastung des Bundes gegenüber den Ländern durchsetzen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...