Saudi-Arabien ist der weltweit größte Rohöl-Exporteur und ein führender Exporteur von raffinierten Erdölprodukten, darunter Diesel. Dennoch importierte das Königreich in den ersten zehn Tagen des Monats März fast 2,5 Millionen Barrel Dieselkraftstoff aus Russland. Das ist mehr als jemals zuvor in den letzten sechs Jahren, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Kpler-Daten hervorgeht.
Zugleich exportierte Saudi-Arabien große Mengen Diesel nach Europa - zu deutlich höheren Preisen. "Es ist ein profitabler Handel", zitiert Bloomberg Eugene Lindell, Leiter des Bereichs Raffinerieprodukte beim Beratungsunternehmen Facts Global Energy. "Es ist auch gut für Russland, denn es bedeutet, dass es die Raffinerieproduktion nicht drosseln muss", sagte er.
Dieses Beispiel zeigt, wie sich der globale Energiehandel mit den Sanktionen des Westens gegen Russland verändert hat. Die Schiffsrouten haben sich verlagert, sie sind nun länger und umständlicher als früher. Dadurch wird die Logistik insgesamt teurer, was letztlich die Verbraucher zahlen müssen. Doch die entscheidende Neuerung besteht darin, dass Europa deutlich höhere Preise zahlen muss als jene Teile der Welt, die auf Sanktionen verzichten.
Seit die Europäische Union im Februar den Import von Diesel und anderen raffinierten Ölprodukten auf dem Seeweg verboten hat, muss Russland Ersatzkunden für seinen Kraftstoff finden. Russlands Diesel-Exporte nach Brasilien, Marokko, in die Türkei und nach Tunesien haben in den letzten Monaten ebenfalls zugenommen, und viel Rohöl wird in schwimmenden Lagern gehalten.
Die Dieselimporte aus Russland in die Türkei sind in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen, und wie Saudi-Arabien so exportiert auch die Türkei große Mengen Diesel in die EU. Saudi Aramco erklärte, es importiere raffinierte Erdölerzeugnisse aus verschiedenen Quellen, um die Inlandsnachfrage zu decken. Man versuche "weiterhin, diesen Bedarf auszugleichen, und das war auch schon vor dem Russland-Ukraine-Konflikt so", so das Unternehmen.