Deutschland

Sorge in Berliner Bauwirtschaft, Branchen-Aussichten düster

Wegen der trüben Situation machen verärgerte Bauunternehmen jetzt Forderungen an die Politik. Es soll sich schnellstens was tun.
05.04.2023 14:57
Aktualisiert: 05.04.2023 14:57
Lesezeit: 2 min
Sorge in Berliner Bauwirtschaft, Branchen-Aussichten düster
In Berlin und in Brandenburg sieht es schlecht aus in der Bauwirtschaft. Die Zahl der Baugenehmigungen sinkt weiter. (Foto: dpa)  

Bauunternehmen in Berlin und Brandenburg blicken extrem besorgt in das Geschäftsjahr 2023, hauptsächlich weil der Rückgang der Baukonjunktur sich weiter verschärft.

Die Bauwirtschaft fordert daher ein Konjunkturprogramm mit einer schnellen Ausweitung von Neubauförderung und Sanierung. Auch müssen Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden, so Klaus-Dieter Müller, Präsident der Fachgemeinschaft Bau Berlin Brandenburg.

Im vierten Quartal letzten Jahres ging die Zahl neuer Wohnungs-Baugenehmigungen in Berlin, sowie und auch in Brandenburg, zurück. In Berlin, wo die Wohnungsnot akut ist, wurden rund 16 Prozent und in Brandenburg rund neun Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt als im Jahr davor.

Müller sagte die Branche blickt mit Sorge auf das Geschäftsjahr 2023. „Hohe Material- und Energiepreise, gestiegene Kreditzinsen, kaum Förderung des energieeffizienten Bauens, aber auch die zu langen Genehmigungszeiten waren die Ursachen für die Zurückhaltung der Bauherren im vergangenen Jahr“, erklärte Müller. Für das Jahr 2023 seien die Geschäftsaussichten alles andere als gut. „Mit Blick auf Ursachen für die kriselnde Geschäftslage der Branche braucht es aus Sicht des Baugewerbes ein entschlossenes Handeln der Politik, damit der Bau nicht zum Erliegen kommt“.

Branche fordert Konjunkturprogramm

Der Fachgemeinschaft Bau Berlin Brandenburg fordert daher ein entschlossenes Handeln der Politik. „Es braucht jetzt, auch vor dem Hintergrund der Sanierungsforderungen aus der EU, ein richtiges Konjunkturprogramm mit vielfältigen Maßnahmen: die Förderung von Neubau und Sanierung muss so schnell wie möglich ausgeweitet werden,“ so Müller. Auch brauche man schnellere Genehmigungsverfahren, und die Bauordnung beider Länder müsste vereinfacht und stärker synchronisiert werden.

Andere Förderungen sind: Energiesteuern sollten dauerhaft gesenkt werden, mehr steuerliche Abschreibungen sollten ermöglicht werden und „die öffentliche Hand muss ihre Investitionen deutlich ausweiten“, so der Verband.

Die Auftragskrise in der deutschen Baubranche hat sich mit dem schlechtesten Jahresauftakt seit 14 Jahren verschärft. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe fiel im Januar inflationsbereinigt um 5,8 Prozent schwächer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt vor Kurzem mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es sogar einen Auftragsschwund von 21,0 Prozent. „Einen größeren Rückgang zum Jahresbeginn hatte es zuletzt im Januar 2009 gegeben“, betonten die Statistiker.

Damals hatte das Minus 21,8 Prozent betragen. Die Flaute schlägt mittlerweile auf den Umsatz durch. Dieser fiel im Bauhauptgewerbe im Januar um real 8,3 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor. Auch der Auftragsbestand nimmt ab. Am Jahresende 2022 lag er real um 4,5 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Panorama
Panorama Mutterschutz, Veteranen, Strom - was sich im Juni ändert
15.05.2025

Während mit dem Sommer auch die Urlaubszeit beginnt, gilt für Besitzer von Wohnwagen und Wohnmobilen bald eine neue Pflicht – und...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Gespräche in Istanbul: Nach neuem Sanktionspaket der EU - Putin kommt nicht
15.05.2025

Russlands Präsident Putin bleibt selbst den Friedensgesprächen in Istanbul fern. Was steckt hinter Putins demonstrativem Fernbleiben? Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeldlos um jeden Preis: Ist Schweden Vorbild oder Extremfall?
15.05.2025

Schweden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem nahezu bargeldlosen Land entwickelt. Seit 2007 hat sich der Bargeldbezug im Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Alternative Investments – unverzichtbar, chancenreich und doch kein Allheilmittel
15.05.2025

Die Weltwirtschaft befindet sich im Umbruch: Globale Krisen, politische Polarisierung, Inflationsdruck und regulatorische Verwerfungen...

DWN
Politik
Politik Europa will Verteidigungspakt – aber Frankreich kämpft um Fische
15.05.2025

Am 19. Mai treffen sich erstmals seit dem Brexit die Spitzen der EU und Großbritanniens zu einem hochrangigen Gipfel in London. Ziel ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Daimler Truck-Aktie trotz Prognosesenkung an DAX-Spitze: Lkw-Bauer wehrt sich erfolgreich gegen US-Zölle
14.05.2025

Die Daimler Truck-Aktie trotzt schlechten Nachrichten, überrascht Anleger – doch bleibt der Aufwärtstrend stabil? Zwischen US-Zöllen,...

DWN
Politik
Politik Trumps Arznei-Schock: USA wollen Europas Medikamentenpreise diktieren
14.05.2025

US-Präsident Donald Trump kündigt einen Preissturz bei Arzneimitteln um bis zu 90 Prozent an – doch der Widerstand wächst, auch aus...