Politik

Italien: Geburten-Zahl sinkt auf Rekordtief

Italien verzeichnet einen neuen Negativrekord bei den Geburten-Zahlen. Der Mangel an Nachwuchs wird inzwischen als nationaler Notstand betrachtet.
08.04.2023 10:26
Aktualisiert: 08.04.2023 10:26
Lesezeit: 2 min
Italien: Geburten-Zahl sinkt auf Rekordtief
Ein Baby hält den Finger seiner Mutter. Niedrige Geburten in Italien sind nationaler Notstand. (Foto: dpa) Foto: Fabian Strauch

Die Zahl der Geburten in Italien ist auf ein Rekordtief gesunken. 2022 wurden nur noch 392.6000 Neugeborene gezählt, wie das Statistikamt Istat am Freitag mitteilte. Die Zahl nahm damit bereits das 14. Jahr in Folge ab. Seit der Einheit Italiens im Jahr 1861 wurde noch kein niedrigerer Wert ermittelt. Damit kamen auf sieben Geburten mehr als zwölf Sterbefälle. Die Folge ist eine schrumpfende Einwohnerzahl: Sie sank um 179.000 auf 58,85 Millionen, heißt es in dem jährlichen Demografiebericht.

Italiens Babymangel wird inzwischen als nationaler Notstand betrachtet. Die Lösung des Problems war ein wichtiges politisches Versprechen von Giorgia Meloni vor der Wahl im vergangenen Jahr, aus der sie als erste Ministerpräsident des Landes hervorging. Immerhin: Der Bevölkerungsrückgang verlangsamte sich etwas im Vergleich zu 2021 und 2020. Beide Jahre waren stark von der Corona-Pandemie geprägt.

"Ein wichtiger Faktor ist der Rückgang und die Alterung der weiblichen Bevölkerung in der Altersgruppe von 15 bis 49 Jahren, die üblicherweise als reproduktiv gilt", so das Statistikamt. Die Fertilitätsrate - die durchschnittliche Anzahl von Kindern, die eine Frau in ihrem Leben gebärt - sank statistisch gesehen von 1,25 im Jahr 2021 auf 1,24. Besonders in den zentralen und nördlichen Regionen wurde ein Rückgang registriert, im ärmeren Süden dagegen ein leichter Anstieg.

Dieser Trend vollzieht sich weiterhin vor dem Hintergrund einer massiven Zuwanderung. Die Zahl der Einwanderer überstieg im vergangenen Jahr die der Auswanderer um 229.000. Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung liegt damit bei 8,6 Prozent, was einer Gesamtzahl von etwas mehr als 5 Millionen entspricht. Die Gesamtbevölkerung Italiens ist seit 2014 kontinuierlich gesunken - und zwar um zusammen mehr als 1,36 Millionen Menschen, was in etwa der Einwohnerzahl von Mailand entspricht, der nach Rom zweitgrößten Stadt des Landes.

Prognosen des Statistikamtes zufolge könnte Italien fast ein Fünftel seiner Einwohnerzahl verlieren. Demnach könnte sie bis 2050 auf 54,2 Millionen sinken, bis 2070 sogar auf 47,7 Millionen. Jeder vierte Italiener ist inzwischen älter als 65. Die Zahl der Hundertjährigen hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten auf 22.000 verdreifacht. Die Lebenserwartung bei der Geburt lag im Jahr 2022 bei 82,6 Jahren. (Reuters, gu)

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