Politik

Ungarn und Griechenland blockieren EU-Sanktionen gegen Russland

Lesezeit: 3 min
27.05.2023 22:56  Aktualisiert: 27.05.2023 22:56
Neue EU-Sanktionen gegen Russland scheitern derzeit an einer Blockade durch Ungarn und Griechenland. Die beiden Staaten stellen Vorbedingungen an die Ukraine.
Ungarn und Griechenland blockieren EU-Sanktionen gegen Russland
Außenministerin Annalena Baerbock und ihr slowakischer Amtskollege Miroslav Wlachovsky am Montag in Brüssel. (Foto: dpa)
Foto: Virginia Mayo

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Staaten der Europäischen Union verhandeln derzeit über ihr elftes Sanktionspaket gegen Russland, nachdem Moskau vor mehr als einem Jahr den Krieg gegen die Ukraine begann. Bisher stand Ungarn mit seiner Ablehnung von EU-Sanktionen gegen Russland immer weitgehend allein da. Doch nun erhält das Land Unterstützung von Griechenland. Dies berichten fünf EU-Diplomaten gegenüber Politico.

Die zehn bisherigen Sanktionspakete gegen Russland zielten darauf ab, die Einnahmen des Landes zu mindern. Das elfte Paket zielt nun verstärkt darauf ab, die Umgehung seiner Sanktionen zu verhindern. In einem für die EU beispiellosen Schritt könnte das neue Paket jene Länder ins Visier nehmen, die Russland dabei helfen, das EU-Handelsembargo zu umgehen.

Doch derzeit wird das Paket durch Ungarn und Griechenland blockiert, die ihre Zustimmung zu dem Paket an eine andere Angelegenheit im Zusammenhang mit der Ukraine geknüpft haben. Denn Kiew hat eine Liste von Privatunternehmen erstellt, die es als "Kriegssponsoren" bezeichnet, auf der sich auch eine Reihe europäischer Unternehmen findet.

Ungarn und Griechenland fordern, dass einige ihrer Unternehmen von dieser Liste der "Kriegssponsoren" gestrichen werden, bevor sie dem Sanktionspaket zustimmen wollen. Obwohl dieses Thema nicht direkt etwas mit den Russland-Sanktionen zu tun hat, nutzen Ungarn und Griechenland das Sanktionspaket als politisches Druckmittel gegen die Ukraine, die stets immer stärkere Sanktionen gegen Russland gefordert hat.

Streit zwischen Deutschland und Ungarn

Ungarns Blockade der Russland-Sanktionen sowie die Weigerung des Landes, weitere EU-Militärhilfen für die Ukraine zu genehmigen, solange Kiew das Unternehmen nicht von seiner Liste der "Kriegssponsoren" streicht, führten am Montag während eines Außenministertreffens in Brüssel zu einem Streit zwischen Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihrem ungarischen Amtkollegen Péter Szijjártó.

Als letzterer die Haltung Budapests bekräftigte, schoss Baerbock zurück, berichteten anonyme Diplomaten gegenüber Politico. Dabei zitierte die deutsche Außenministerin Berichte, wonach die ungarische Bank OTP die von Russland eroberten Gebiete Luhansk und Donezk anerkennt und russischen Soldaten Kreditlinien eingeräumt hat.

Ungarn wies die Anschuldigungen zurück und schloss sich damit der Bank selbst an, welche die von Baerbock zitierten Berichte als nicht zutreffend bezeichnet und erklärt hatte, dass die Bank "ihre Unterstützung für die Ukraine öffentlich zum Ausdruck bringt". Zuvor hatten andere Länder wie Schweden und Estland Ungarn während des Treffens ebenfalls bedrängt, weitere Sanktionen gegen Russland und mehr Militärhilfe für die Ukraine zu unterstützen.

Der Streit spiegelt die wachsende Frustration anderer EU-Länder gegenüber Ungarn wider, das bereits zahlreiche Maßnahmen zur Bestrafung Russlands und zur Unterstützung der Ukraine vereitelt hat. Zwar hat Budapest in der Regel nachgegeben, nachdem es Zugeständnisse erhalten hat, doch die zahlreichen Verzögerungen haben viele verärgert.

Bei einem weiteren Treffen von EU-Botschaftern am Mittwoch stand Griechenland im Zentrum der Diskussion. Athen wehrte sich gegen Andeutungen, es würde Sanktionen umgehen. "Griechenland wiederholte, dass, sollte es konkrete Beweise für die Verletzung von Sanktionen geben, diese den betroffenen Mitgliedstaaten auf technischer Ebene zur Kenntnis gebracht werden sollten, damit diese angemessen untersucht werden und dann entsprechende Maßnahmen ergriffen werden", sagte ein mit dem Dossier vertrauter EU-Diplomat.

EU-Diplomaten erwarten wie immer eine Einigung

Ein anderer EU-Diplomat sagte, dass man im Hinblick auf die ukrainische Liste der "Kriegssponsoren" zwar Verständnis für die griechische Position habe, aber "die Frage ist, wie sehr es [die Wirtschaft] schädigt, und Griechenland sagt, dass es sehr schädlich ist. Wir haben kein Problem mit dieser Position - aber unabhängig davon wollen wir natürlich das nächste Sanktionspaket." Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat bereits versprochen, die Differenzen über die ukrainische Liste zu beseitigen.

Bei beiden Treffen in dieser Woche zeigten sich Deutschland und andere Länder erneut skeptisch, was die Beschuldigung anderer Länder angeht, sie würden die Sanktionen gegen Russland umgehen. Denn sie befürchten, dass dies die diplomatischen Beziehungen beeinträchtigen und weitere Länder in die Arme Russlands oder Chinas treiben könnte.

Es ist noch nicht klar, wann die EU-Gesandten das Sanktionspaket erneut erörtern werden. Zwei der Diplomaten sagten, dass man sich in einem Punkt einig sei: dass man sich am Ende auf das Paket einigen werde. Die französische Außenministerin Catherine Colonna sagte am Montag, dass das Paket bis zur nächsten Tagung des Rates für Auswärtige Angelegenheiten am 26. Juni abgeschlossen sein müsse. Andere Diplomaten sagten jedoch, eine Einigung müsse früher kommen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Kaufkraft in Deutschland 2025: Studie sieht große regionale Unterschiede
15.01.2025

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage soll die Kaufkraft der Deutsche laut einer Studie 2025 leicht steigen. Vor allem höhere Löhne...

DWN
Politik
Politik Kalifornien untersagt Immobilienspekulation in Brandgebieten
15.01.2025

Kalifornien verbietet Immobilienspekulation in Brandgebieten. Gouverneur Newsom will Angebote unter Marktwert für drei Monate untersagen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unmotivierte Arbeitnehmer: Nur 48 Prozent der Deutschen geben am Arbeitsplatz ihr Bestes
15.01.2025

Nicht nur die Wirtschaft schwächelt in Deutschland, auch die Arbeitsmoral der Arbeitnehmer. Ein weltweiter Vergleich zeigt: Nicht einmal...

DWN
Politik
Politik EPA: Elektronische Patientenakte kommt - Lauterbach betont Sicherheit der E-Patientenakte
15.01.2025

Die EPA (Elektronische Patientenakte) wird in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit....

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...