Wirtschaft

Diebstahl und Gewalt machen US-Einzelhandel unprofitabel

Der US-Einzelhandel leidet unter der ansteigenden Kriminalität. Der massive Anstieg von Diebstahl und Gewalt vernichtet den Profit. Das Problem wächst weiter.
Autor
04.06.2023 08:36
Aktualisiert: 04.06.2023 08:36
Lesezeit: 2 min
Diebstahl und Gewalt machen US-Einzelhandel unprofitabel
Im US-Einzelhandel greift massiver Diebstahl um sich. Plünderungen im Rahmen von Protesten sind nur die Spitze des Eisbergs. (Foto: dpa) Foto: Miguel Juarez Lugo

Die Target Corporation, einer der größten Einzelhändler in den USA, verzeichnet einen massiven Anstieg größerer Diebstähle, der das Unternehmen hunderte Millionen Dollar kostet. Zudem häufen sich die Gewaltausbrüche in den Geschäften.

Target schätzte in seiner Gewinnmitteilung aus der letzten Woche, dass der Diebstahl von Waren den Gewinn das Unternehmen in diesem Jahr um 500 Millionen Dollar kostet. Wenn man einen Gewinneinbruch von etwa 700 Millionen Dollar im Jahr 2022 einkalkuliert, werden sich die Gewinne von Target in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar in Luft auflösen, was hauptsächlich auf die organisierte Kriminalität im Einzelhandel zurückzuführen ist.

Laut Brian Cornell, dem Chairman und CEO von Target, wird das Problem immer schlimmer, und zwar landesweit und in verschiedenen Warenabteilungen. „Die bedauerliche Tatsache ist, dass gewalttätige Vorfälle in unseren Geschäften und in der gesamten Einzelhandelsbranche zunehmen. Und wenn Produkte gestohlen werden, sind sie für Gäste, die auf sie angewiesen sind, einfach nicht mehr verfügbar“, zitiert ihn Yahoo Finance.

„Dies ist ein gemeinsames Thema für den gesamten Einzelhandel. Es variiert von Markt zu Markt, von Geschäft zu Geschäft, aber die Trends sind sehr beständig. Und Jahr für Jahr verzeichnen wir eine Zunahme der Diebstähle“, so Cornell.

Das Problem der organisierten Kriminalität im US-Einzelhandel hat sich in den letzten Jahren immer weiter verschärft. Laut einer Studie der National Retail Federation (NRF) von Ende 2022 verursachte der Diebstahl von Waren aus den Geschäften, der zum sogenannten „Bestandsschwund“ beiträgt, bereits im Jahr 2021 Verluste in Höhe von 94,5 Milliarden Dollar, gegenüber 90,8 Milliarden Dollar im Jahr 2020. Etwa 32,8 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die organisierte Einzelhandelskriminalität in den letzten fünf Jahren „sehr viel mehr“ zu einem Problem geworden ist.

In einem Bericht, der letzten Monat veröffentlicht wurde, ergab eine NRF-Analyse von 132 Verbrechergruppen, die zwischen 2014 und 2022 verstärkte Operationen durchführten, dass 16 Prozent mindestens eine gewalttätige Taktik in Geschäften anwendeten. Zu diesen Taktiken gehören Einbrüche, der Einsatz von Schusswaffen oder anderen Waffen, Körperverletzungen, Flashmob-Taktiken oder Gewaltandrohungen gegen Ladenmitarbeiter.

Laut Matthew Shay, CEO der NRF ist die organisierte Kriminalität zwar schon seit Jahrzehnten ein großes Problem für den Einzelhandel, da sie Mitarbeiter und Kunden gefährdet, den Geschäftsbetrieb stört und den Einzelhändlern und Kommunen finanzielle Verluste in Milliardenhöhe zufügt. Doch die kriminellen Gruppen seien „immer dreister und gewalttätiger geworden“.

Die schwierige Situation hat große Einzelhändler dazu veranlasst, bestimmte Städte mit hoher Kriminalität wie San Francisco im Jahr 2023 zu verlassen. Nordstrom folgte kürzlich Whole Foods bei der Aufgabe eines wichtigen Standorts in San Francisco und begründete dies mit der Sorge um die Sicherheit der Mitarbeiter. Target wollte sich nicht dazu äußern, ob es Geschäfte in Städten mit hoher Kriminalität schließen würde.

Zunächst will das Unternehmen die Ausbildung seiner Angestellten verbessern und mehr Mitarbeiter für den „Schutz von Vermögenswerten“ an seinen Standorten einsetzen. Ähnlich wie andere Supermarktketten hat auch Target Artikel wie Mundwasser weggeschlossen, um Diebstähle zu verhindern.

Target hat selbst erheblich dazu beigetragen, dass die Kriminalität in seinen Geschäften angestiegen und in der Folge seine Profite eingebrochen sind. Denn dem Unternehmen ist es seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Es hat viele Millionen Dollar an Organisationen gespendet, die sich erfolgreich für Reformen des Justizsystems eingesetzt haben, damit Straftaten wie Diebstahl weniger hart oder überhaupt nicht mehr bestraft werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wenn Märkte überhitzen: Droht der Small-Cap-Rally das Aus?
13.07.2025

US-Anleger stürzen sich auf kleine Firmen – ein alarmierendes Zeichen. Warum Euphorie an der Börse oft das Ende markiert und was das...

DWN
Panorama
Panorama 100 Jahre Rolltreppe: Aufstieg in 30 Sekunden
13.07.2025

Die Rolltreppe ist allgegenwärtig – und doch übersehen wir oft ihre faszinierende Geschichte. Seit 100 Jahren bewegt sie Menschen durch...

DWN
Technologie
Technologie The bright, bright future ahead (AI): Bringt künstliche Intelligenz uns eine bessere Zukunft?
13.07.2025

Es geht Schlag auf Schlag. Bald, so hört man, haben wir die AGI (artificial general intelligence) und danach kommt die Superintelligence....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...