Politik

EU will digitalen Euro zum gesetzlichen Zahlungsmittel machen

Im Vorfeld der offiziellen Vorstellung ist der Vorschlagsentwurf der EU-Kommission zum digitalen Euro durchgesickert. Dieser enthält einige Vorgaben an die EZB.
Autor
14.06.2023 18:58
Aktualisiert: 14.06.2023 18:58
Lesezeit: 2 min

Die EU-Kommission wird Pläne für den digitalen Euro vorstellen, welche die Europäische Zentralbank verpflichten würden, Grenzen für seine Verwendung festzulegen, ohne jedoch bestimmte Höchstwerte für Transaktionen oder Guthaben vorzugeben.

Die EZB muss über die Instrumente entscheiden, die zur Gewährleistung der Finanzstabilität erforderlich sind, heißt es in einem Entwurf der Europäischen Kommission für einen Vorschlag zur Einführung des digitalen Euro, der Bloomberg vorliegt. Diese Instrumente dürfen Transaktionen mit dem digitalen Euro nur dann verhindern, wenn sie die Finanzstabilität gefährden, und sollten im gesamten Euroraum gleichermaßen angewendet werden.

"Um die Stabilität des Finanzsystems, die Verfügbarkeit von Krediten und die Übertragung der Geldpolitik zu gewährleisten, kann die Verwendung des digitalen Euro als Wertaufbewahrungsmittel eingeschränkt werden", heißt es in dem Vorschlagsentwurf der EU-Kommission.

Das Projekt soll von den Finanzministern der Eurozone am Donnerstag in Luxemburg erörtert werden, nachdem die Euro-Staaten eng in die Bewertung der Frage eingebunden waren, ob die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung sinnvoll ist und welche Merkmale zur Gewährleistung der Stabilität erforderlich sind.

Der Textentwurf, der vor der für den 28. Juni geplanten Präsentation noch geändert werden kann, sieht vor, dass der digitale Euro den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels haben wird und dass es obligatorisch sein wird, ihn als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Ausnahmen würden für Kleinstunternehmen und gemeinnützige Organisationen gelten, die keine digitalen Zahlungen wie Kreditkarten akzeptieren.

Die Annahme des digitalen Euro wird nicht verpflichtend sein, wenn die Gründe legitim sind und auf vorübergehenden Gründen beruhen, für persönliche oder Haushaltsaktivitäten oder wenn andere Zahlungsmittel zuvor vereinbart wurden, so der Entwurf des Vorschlags.

Der digitale Euro soll zum Nennwert in Euro-Banknoten und Euro-Münzen konvertierbar sein, und Aufschläge auf die Rückzahlung von Schulden sollen verboten werden. Die EZB und die EU-Kommission haben darauf bestanden, dass die digitale Zentralbankwährung neben dem Bargeld existieren wird.

Die EZB ist der Ansicht, dass ein digitaler Euro der steigenden Nachfrage nach elektronischen Zahlungen entsprechen und die geldpolitische Souveränität des Euroraums stärken würde. Der EZB-Rat wird im Herbst darüber entscheiden, ob er in die Realisierungsphase eintritt. Die Entwicklung könnte noch etwa drei Jahre dauern.

Die größte Gefahr am digitalen Euro besteht darin, dass er - im Gegensatz zu anderen elektronischen Zahlungsmitteln - die Abschaffung des Bargeld ermöglicht. Denn der digitale Euro ist Zentralbankgeld - also sozusagen "digitales Bargeld" - und somit gleichwertig und austauschbar mit echtem Bargeld. Erst der digitale Euro ermöglicht den Übergang zu einem rein elektronischen Geldsystem und somit voraussichtlich das Ende des letzten Restes an finanzieller Privatsphäre.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin 2026: Droht der nächste Crash oder ein neuer Reifegrad des Marktes?

Wie sich Bitcoin im Jahr 2026 verhalten wird, lässt sich nicht eindeutig voraussagen. Was sich jedoch belastbar analysieren lässt, sind...

DWN
Politik
Politik Deutsche Soldaten für Ukraine? Europäer bieten Schutztruppe an
16.12.2025

Eine Schutztruppe für die Ukraine? Bundeskanzler Merz und europäische Staatschefs haben einen Plan vorgestellt. Doch wie reagieren die...

DWN
Politik
Politik Bundestag Offline: Internet-Ausfall im Bundestag - kein russischer Cyberangriff
16.12.2025

Das Computernetzwerk des Deutschen Bundestags war flächendeckend ausgefallen. Da das Problem ungefähr zeitgleich mit dem Besuch des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rückstand bei Bezahlung: Frauen verdienen weiterhin weniger als Männer
16.12.2025

Hartnäckig hält sich der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern. Nur ein Teil der Lohnlücke ist erklärbar.

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalwährung: EU-Finanzminister beschließen digitalen Euro
16.12.2025

Der „Digitale Euro“ soll ab 2029 Realität werden: Die Pläne für eine Digitalwährung in der Euro-Zone schreiten voran. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rentenkommission startet: Experten sollen Reform ohne feste Vorgaben prüfen
16.12.2025

Nach langem Hin und Her um das erste Rentenpaket nimmt ein neues Gremium seine Arbeit auf. Die Kommission aus Fachleuten soll Vorschläge...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Impfschäden: Wann haften Hersteller für Gesundheitsfolgen?
16.12.2025

Kopfschmerzen, Fieber oder sogar Hörverlust – treten nach einer Corona-Impfung gesundheitliche Probleme auf, suchen Betroffene häufig...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...