Nach einem beispiellosen starken Anstieg verliert der US-Mietmarkt schnell an Fahrt. Damit dürfte sich der Markt erstmals seit Jahren zugunsten der Mieter verschieben.
Der Wall Street Journal (WSJ) zufolge sind die Angebotsmieten für Neuvermietungen in den 12 Monaten bis Mai nur noch um knapp zwei Prozent gestiegen, während Mieten vor einem Jahr noch um zweistellige Werte hochgeschossen sind.
Dieser Rückgang steht im starken Gegensatz zu Deutschland, wo steigende Mieten und ein immer kleineres Angebot an Mietwohnungen - besonders in den Metropolen - heißt, dass für viele die Suche nach bezahlbarem Wohnraum zu einem Wettlauf gegen die Zeit wird.
Potenzielle Probleme für Investoren
Die Korrektur im US-Markt, der stärkste Rückgang gegenüber einem Jahr in der jüngeren Geschichte des Mietmarkts dort, wird Millionen von Mietern Erleichterung verschaffen und könnte auch zur Beruhigung der hohen Inflation in den USA beitragen. Die Inflationsrate liegt immer noch weit über dem Ziel der US Federal Reserve. Ökonomen warnen, dass sie weiterhin noch stärker sein könnte als von den Finanzmärkten erwartet wird.
Ein jahrelanger Mietrückgang wäre jedoch ein potenzielles Problem für die vielen Investoren, die große Kredite aufgenommen haben, um Gebäude zu kaufen, hieß es in der WSJ. Viele Anleger sind davon ausgegangen, dass der Mietmarkt weiter steigen würde, und müssen sich jetzt mit einem schwächeren Markt und sinkenden Immobilienwerten auseinandersetzen.
Mehr Neubauten, mehr Mieter-Auswahl
Einige der Hauptgründe für die lang erwartete Korrektur ist eine historisch hohe Anzahl von Neubauten, die zu erheblich mehr Wettbewerb unter Vermietern geführt hat. „Mieter, die vor einer Vertragsverlängerung stehen, haben plötzlich viel mehr Möglichkeiten“, so Jay Parsons, Ökonom bei Immobilientechnologie-Firma RealPage. Vermieter würden wahrscheinlich ihre Neuvermietungs-Raten senken, um zu verhindern, dass derzeitige Mieter kündigen, fügte er hinzu.
Der Mietrückgang auf dem US-Markt folgt den jüngsten Preisrückgängen auf dem Wohnungsmarkt. Der landesweite Medianpreis für bestehende Häuser fiel im April um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr - der größte Preisrückgang im Jahresvergleich seit mehr als 11 Jahren.
In Deutschland sind die Preise für Wohnimmobilien im ersten Quartal im Rekordtempo gefallen. Hauspreise sanken um durchschnittlich 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) vor Kurzem mitteilte - der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000.
Auch dem Bau gehen langsam die Aufträge aus: Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel der reale - der preisbereinigte - Auftragseingang im April um 10,3 Prozent. Für den gesamten Zeitraum von Januar bis April ergibt sich mittlerweile ein realer Ordereinbruch von 16,9 Prozent.