Wirtschaft

Saudi-Arabien betont im Öl-Streit Einigkeit mit Russland

Zeitgleich haben Russland und Saudi-Arabien eine Kürzung der Rohöl-Fördermengen angekündigt. Spekulationen um Differenzen innerhalb von OPEC+ sollen damit ausgeräumt werden.
Autor
05.07.2023 16:28
Aktualisiert: 05.07.2023 16:28
Lesezeit: 3 min

Die Zusammenarbeit zwischen Russland und Saudi-Arabien im Rahmen der OPEC+-Allianz ist nach wie vor gut, sagte der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman am Mittwoch bei einem Treffen von CEOs der Ölindustrie mit Ministern der OPEC-Staaten und ihrer Verbündeten. Die OPEC+ werde "alles Notwendige" tun, um den Markt zu stützen, so der Minister.

Die OPEC+ wurde von der Organisation erdölexportierender Länder OPEC, wo Saudi-Arabien de facto führend ist, und anderen Produzenten unter der Führung von Russland gegründet, um die Fördermengen gemeinsam festzulegen. Insgesamt fördert das Bündnis rund 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion. Angesichts der schwächelnden Nachfrage hat die OPEC+ seit November gemeinsam die Ölproduktion reduziert.

Saudi-Arabien und Russland, die beiden größten Erdölexporteure der Welt, kündigten am Montag weitere Förderkürzungen an. Dieser Schritt hat den Markt jedoch nur leicht beflügelt. Am Mittwoch lag der Brent-Preis weiterhin bei nur 76,60 Dollar pro Barrel und damit unter den 80 bis 100 Dollar pro Barrel, die die meisten OPEC-Länder benötigen, um ihre Haushalte auszugleichen.

Saudi-Arabien verlängert seine einseitige Drosselung der Ölproduktion um einen Monat. Das Königreich wird die Kürzung um 1 Million Barrel pro Tag, die im Juli zusätzlich zu den mit der OPEC+ vereinbarten Drosselungen eingeführt wurde, bis August beibehalten und könnte sie noch weiter verlängern, hieß es in einer von der staatlichen Saudi Press Agency veröffentlichten Erklärung. Das Land wird nun etwa 9 Millionen Barrel pro Tag pumpen, so wenig wie seit Jahren nicht mehr.

Die saudischen Bemühungen werden von Russland unterstützt, das seine Ölexporte im August um 500.000 Barrel pro Tag reduzieren wird, wie der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Novak in einer von seinem Pressedienst veröffentlichten Stellungnahme erklärte. Später fügte er hinzu, dass das Land neben der Reduzierung der Exporte auch eine Reduzierung der Förderung in dieser Größenordnung anstreben werde.

Die OPEC erklärt, dass sie kein Preisziel hat und einen ausgeglichenen Ölmarkt anstrebt, um den Interessen sowohl der Verbraucher als auch der Produzenten gerecht zu werden. Die USA, der größte Ölförderer der Welt, hat die OPEC wiederholt aufgefordert, mehr Öl zu fördern, um den Ölpreis niedrig zu halten. Zudem haben die USA Saudi-Arabien für seine Zusammenarbeit mit Russland kritisiert. Auch die Internationale Energieagentur hat OPEC+ für die "Belagerung" der Verbraucher verurteilt.

Doch Riad hat die Forderungen der USA wiederholt zurückgewiesen, und Energieminister Prinz Abdulaziz sagte am Mittwoch, dass die neuen gemeinsamen Ölförderkürzungen, auf die sich Russland und Saudi-Arabien am Montag geeinigt haben, auch dazu gedient hätten, die "zynische Seite der Zuschauer in Bezug auf die Vorgänge zwischen Saudi-Arabien und Russland in dieser speziellen Angelegenheit zu mildern".

"Es ist sehr bezeichnend, dass wir am Montag nicht nur unsere Verlängerung der Ölförderkürzungen, sondern auch die Bestätigung von russischer Seite vorgelegt haben", sagte Prinz Abdulaziz. Nach dem Ende der Übertragung des Treffens am Montag sagte Prinz Abdulaziz, dass die OPEC+ "alles Notwendige" tun werde, um den Markt zu stützen, berichtet Reuters mit Verweis auf einen anonymen Teilnehmer an dem Treffen.

Die zusätzlichen Ölkürzungen sollten ausreichen, um den Ölmarkt ins Gleichgewicht zu bringen, sagte der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Al Mazrouei, am Mittwoch gegenüber Reportern. Die VAE würden keinen Beitrag zu jüngsten Kürzungen leisten, da sie bereits weit unter ihrer Kapazität produzierten.

"Ich sehe einen Mangel an Investitionen in vielen Ländern. Wir werden vielleicht neue Länder einladen müssen, sich der Gruppe anzuschließen. Je mehr Länder wir haben, desto einfacher ist die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Welt in Zukunft genug Öl hat", sagte Mazrouei. "Stellen Sie sich vor, wir hätten 60 Prozent der Produzenten oder 80 Prozent der Produzenten."

Bislang hat Moskau in diesem Jahr die mit der OPEC+ vereinbarten Kürzungen nur schleppend umgesetzt, angeblich auch weil das Land unter Druck steht, finanzielle Mittel für den Krieg in der Ukraine zu erhalten. Tatsächlich aber floriert die russische Wirtschaft und wird dieses Jahr stärker wachsen als in vielen G7-Staaten. Dabei nutzt Russland eine Reihe von Schlupflöchern aus, um die Sanktionen zu umgehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IWF-Prognose Weltwirtschaft: USA im Aufwind - Deutschland abgeschlagen
22.01.2025

Die neue IWF-Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft zeichnet ein differenziertes Bild für das Wachstum der Industrienationen....

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie rutscht ab: Jefferies-Analyst senkt Kursziel – jetzt Apple-Aktie kaufen?
21.01.2025

Die Apple-Aktie steht am Dienstag mächtig unter Druck. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere Verkaufszahlen in China sorgen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt-Entwicklung 2025: Stimmung hellt sich auf, welche Segmente sind die Favoriten?
21.01.2025

Nachdem das Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt für zwei Jahre deutlich zurückgegangen war, hat er sich vergangenes Jahr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steigende Sozialabgaben pushen Schwarzarbeit: Handwerk wird unbezahlbar
21.01.2025

Steigende Sozialabgaben sorgen für steigende Preise: Das Handwerk fordert jetzt eine Sozialabgabenbremse, sonst werden Handwerksarbeiten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IfW Kiel zur Trump-Präsidentschaft: "Zeiten der immer schnelleren Globalisierung vorbei"
21.01.2025

Für die deutsche Wirtschaft ist die Präsidentschaft von Donald Trump laut dem Wirtschaftsinstitut IfW Kiel mit erheblichen Unsicherheiten...

DWN
Politik
Politik Gericht bestätigt: Sächsische AfD darf als rechtsextrem bezeichnet werden
21.01.2025

Der sächsische Landesverband der AfD hatte 2023 gegen die Einschätzung des Verfassungsschutzes Beschwerde eingelegt, die Partei als...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis und Ölpreis: Trumps zweite Amtszeit könnte turbulent für den Rohstoffmarkt werden
21.01.2025

Donald Trump ist zum zweiten Mal US-Präsident – turbulente Zeiten scheinen sicher. Unmittelbare Auswirkungen kommen auf den...

DWN
Panorama
Panorama Macht Elon Musk hier den Hitlergruß? Wirbel um Video im Netz
21.01.2025

Bei einer Parade zu Trumps Amtseinführung reckt Elon Musk den ausgestreckten Arm zum Publikum. Viele wollen darin einen Hitlergruß...