Die Allianz steuert auch in diesem Jahr auf einen operativen Rekordgewinn zu. "Es ist schwer vorstellbar, dass wir nicht in der oberen Hälfte unserer Ergebnisprognose landen werden", sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol am Donnerstag in München. Das wären für Europas größten Versicherungskonzern 14,2 bis 15,2 Milliarden Euro. Nach der ersten Jahreshälfte liegt der operative Gewinn mit 7,5 Milliarden Euro um 15 Prozent über Vorjahr. "Wir sind grundsätzlich optimistisch, aber wir ändern unseren Ausblick nur in Ausnahmefällen und eher zum Jahresende", sagte Terzariol. 2022 hätte die Allianz nach dem seit diesem Jahr geltenden Bilanzierungsstandard für die Branche (IFRS 9 und 17) operativ 13,8 Milliarden Euro verdient.
Terzariols Zuversicht wirkte ansteckend: Die Allianz-Aktie legte um mehr als drei Prozent auf 221,30 Euro zu. "Die Allianz hat die Stabilität geliefert, die wir wollen, und dabei einige Erwartungen leicht übertroffen", schrieben die Analysten der Bank of America. Im zweiten Quartal steigerte der Versicherer den operativen Gewinn um sieben Prozent auf 3,8 Milliarden Euro, Analysten hatten der Allianz nur 3,6 Milliarden zugetraut. Der bereinigte Überschuss nach Anteilen Dritter stieg um 23 Prozent auf 2,5 Milliarden.
Das Geschäftsvolumen wuchs um knapp sechs Prozent auf 39,6 Milliarden Euro, getrieben von der Sach-Sparte, in der sich die Allianz laut Terzariol mit starken Preiserhöhungen gegen die Inflation stemmt. Vor allem in Australien und Großbritannien habe man aber noch Hausaufgaben zu machen, um die Rendite zu verbessern.
"Ich freue mich besonders über die starke Schaden-Kosten-Quote von 92 Prozent in der Schaden- und Unfall-Versicherung", sagte Vorstandschef Oliver Bäte. Dabei kamen der Allianz auch geringere Schäden aus Naturkatastrophen zugute. Das dürfte sich aber im laufenden dritten Quartal wieder ändern: Die Überschwemmungen im Süden Österreichs kosteten einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag, sagte Terzariol, Hagel-Serien in Italien sogar mehr als 100 Millionen Euro.
Die Leben- und Kranken-Sparte wuchs im Quartal durch eine Verkaufsaktion in den USA, wo Kurssicherungsgeschäfte zugleich den Gewinn in die Höhe trieben. Bei der deutschen Allianz Leben brach dagegen das Neugeschäft ein, weil Einmalbeitrags-Policen wegen der steigenden Bank-Zinsen an Attraktivität verloren.
Unter den steigenden Zinsen leidet auch die Vermögensverwaltung. Die operativen Erträge schrumpften um zwei Prozent, weil höhere Erfolgsprovisionen die geringeren Erträge nicht wettmachen konnten, die vom verwalteten Vermögen abhängen. Das operative Ergebnis der Sparte bröckelte um neun Prozent ab. Dabei sei das für Dritte verwaltete Vermögen mit 1,66 Billionen Euro gegenüber dem ersten Quartal weitgehend stabil geblieben. Der Branchenriese Pimco verzeichnete Zuflüsse von externen Anlegern, Allianz Global Investors leichte Abflüsse. (Reuters)