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Neuer Transportkorridor soll EU, Nahen Osten und Asien verbinden

Schifffahrtswege und Schienen sollen Europa, den Nahen Osten und Asien miteinander verbinden. Der Korridor ist eine Konkurrenz zu Chinas Neuer Seidenstraße.
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09.09.2023 13:09
Aktualisiert: 09.09.2023 13:09
Lesezeit: 4 min

Die Europäische Union, die USA und weitere Partner haben ein riesiges Schienen- und Schifffahrtsprojekt gestartet. Es soll Europa, den Nahen Osten und Indien besser miteinander verbinden, wie die Beteiligten am Samstag beim G20-Gipfel in Neu Delhi ankündigten. Der Transitkorridor soll zudem Chinas Vormarsch auf einer wichtigen globalen Handelsroute untergraben.

"Das ist nichts anderes als historisch", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und sprach von der bisher direktesten Verbindung zwischen Indien, dem Persischen Golf und Europa - mit einer Eisenbahnverbindung, die den Handel zwischen Indien und Europa um 40 Prozent beschleunige. Auch US-Präsident Joe Biden nannte das Vorhaben "historisch". Es eröffne unendlich viele neue Möglichkeiten.

Die USA, Indien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabische Emirate und die Europäische Union wollten beim G20-Gipfel in Neu Delhi eine entsprechende Absichtserklärung verabschieden, kündigte das Weiße Haus am Samstag an. Geplant sei eine "nachhaltige Infrastruktur von hohem Standard", die eine globale Lücke schließe und mehr Wohlstand und eine bessere Anbindung von Schlüsselregionen auf der ganzen Welt ermögliche.

Für den Nahen Osten sei das Vorhaben eine große Chance, eine Schlüsselrolle beim globalen Handel, der digitalen Kommunikation und beim Thema Energie zu spielen, sagte ein US-Regierungsvertreter. Es handle sich um ein "ehrgeiziges" und "bahnbrechendes" Projekt. US-Präsident Joe Biden habe dafür "Pionierarbeit" geleistet. Details zum zeitlichen Rahmen wollte das Weiße Haus nicht nennen.

Das Projekt zielt darauf ab, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und möglicherweise Israel über den Schienengüterverkehr zu verbinden und dann über den Seeverkehr Indien und Europa zu erreichen, wobei einige der größten Volkswirtschaften der Welt über eine Gesamtstrecke von mehr als 3.000 Meilen miteinander verbunden werden, berichtet das Wall Street Journal.

Der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Jon Finer sagte, die USA, Indien, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, die EU und andere G-20-Partner würden sich auf eine Absichtserklärung einigen, um "einen Transportkorridor für Schifffahrt und Schiene zu sondieren, der den Fluss von Handel, Energie und Daten von hier in Indien über den Nahen Osten nach Europa ermöglichen wird."

Beamte aus anderen beteiligten Länder sagten, dass eine vorläufige Vereinbarung am Samstag auf einer Infrastrukturveranstaltung am Rande des G-20-Gipfels in Neu-Delhi getroffen werden soll. Alle Unterzeichner des Abkommens würden sich zur Finanzierung verpflichten, aber Details zu Kosten und Zeitplan würden erst in einigen Monaten ausgehandelt, sagte einer der Beamten.

Die Rolle der Europäischen Union in dem Abkommen wurde während eines Besuchs der Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen in Abu Dhabi am Donnerstag bei Gesprächen mit dem Präsidenten der VAE Mohammed bin Zayed al-Nahyan ausgehandelt, berichtet die Financial Times mit Verweis auf EU-Beamte. Die Zusammenarbeit sei ein zentraler Bestandteil der Bemühungen der EU, die Handels- und Investitionsbeziehungen mit den Golfstaaten zu vertiefen, insbesondere als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine.

Die EU hat für den Zeitraum von 2021 bis 2027 Ausgaben von bis zu 300 Milliarden Euro für Infrastrukturinvestitionen in Übersee im Rahmen ihres Global-Gateway-Projekts vorgesehen, das im Jahr 2021 unter anderem ins Leben gerufen wurde, um mit Chinas Neuer Seidenstraße zu konkurrieren und die europäischen Interessen bei wichtigen Handelspartnern zu verteidigen. Schon jetzt sind beispielsweise Projekte zur Energieerzeugung mit Wasserstoff in Afrika und eine neue Unterwasserkabelverbindung zum Datentransport zwischen der EU und Lateinamerika geplant.

Sicherheitsberater Finer sagte, die USA sähen einen Wert in der Verbindung dieser drei Regionen und es sei eine Möglichkeit, gemeinsam die globale Infrastruktur zu verbessern. Hinter den Plänen stehen einige wichtige geopolitische Ziele der USA und Europa. Eines dieser Ziele besteht darin, mit Chinas globalen Infrastrukturinitiativen zu konkurrieren, um den Einfluss Pekings zu beschneiden.

Ein weiteres Ziel ist die Stärkung des Einflusses der USA im Nahen Osten, wo ihre globalen Rivalen Russland und China in den letzten Jahren an Boden gewonnen haben. Die USA bemühen sich in der Region, die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel zu verbessern. Es wird allerdings nicht erwartet, dass Israel ein anfänglicher Partner beim Bau des Korridors sein wird.

Die USA und ihre europäischen Partner haben in den letzten Monaten ihre Pläne zur Finanzierung globaler Infrastrukturprojekte intensiviert, um Chinas "Neuer Seidenstraße" entgegenzuwirken. Das Projekt, das in den 2010er Jahren an Fahrt aufnahm, finanziert Schienen, Straßen, Pipelines und Häfen, die Asien mit Europa, Afrika und Lateinamerika verbinden sollen.

Die Deutsche Presseagentur berichtet: "Teil des jetzt angekündigten Vorhabens ist auch der Ausbau von Stromnetzen und Energieprojekten. Auch Hochgeschwindigkeitsdatenkabel gehören zu dem Plan. Mit Stromkabeln und einer Pipeline für sauberen Wasserstoff soll den Angaben nach auch der Handel mit sauberer Energie zwischen Asien, dem Nahen Osten und Europa gestärkt werden. Dem Weißen Haus zufolge sollen Pipelines, die von Israel nach Europa verlegt werden, sauberen Wasserstoff nach Europa liefern."

Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, sagte am Donnerstag, warum das Weiße Haus Anstrengungen in das kontinentumspannende Transitprojekt investiere. "Wir glauben, dass die Verbindung von Indien über den Nahen Osten nach Europa unglaublich wichtig ist und allen beteiligten Ländern eine Reihe wirtschaftlicher und strategischer Vorteile bringen wird", sagte er vor Reportern an Bord der Air Force One.

Mit dem Projekt solle das Wachstum in mehreren kritischen Regionen der Welt gefördert werden, so Sullivan. Außerdem werde es die Integration im gesamten Nahen Osten verbessern. Indien solle auf eine Weise mit Europa verbunden werden, die nicht nur "einen effizienteren Warentransport" ermögliche, sondern auch die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie und Digitales stärke.

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