Politik

EU-Atomstrom: Deutschland gibt nach, Sieg für Frankreich

Lesezeit: 2 min
18.10.2023 09:30  Aktualisiert: 18.10.2023 09:30
Deutschland hat Einwände gegen die staatliche Förderung der Kernenergie aufgegeben. Dies sei ein „großer Sieg für Frankreich“, so das französische Präsidialamt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Deutschland und Frankreich haben ihren monatelangen Streit um Strompreise und Subventionen in der EU beigelegt.

"Europa hat heute Handlungsfähigkeit bewiesen. Die Einigung verbessert den Zugang von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Industrie zu günstigen Strompreisen in ganz Europa", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Dienstag nach der Einigung im EU-Ministerrat in Luxemburg. Mit den ausgehandelten Regelungen profitierten die Verbraucher von den günstigen Erneuerbaren Energien. "Ziel ist zudem, auch in Krisenzeiten die Preisstabilität zu gewährleisten, indem Schwankungen am Strommarkt besser ausgeglichen werden." Erreicht worden sei zudem, dass es fairen Wettbewerb im Strommarkt gebe. Auch Frankreich zeigt sich zufrieden.

Im Mittelpunkt der Debatte stand das neue Instrument der Differenzverträge (Contracts for Difference - CFD). Dabei sichert der Staat einem Kraftwerksbetreiber einen bestimmten Abnahmepreis zu. Wenn der zu erzielenden Preis am Strommarkt für den Betreiber niedriger ist, gleich der Staat also die Differenz aus. Ist er höher, fließt der Erlös in die Staatskasse, aus der damit etwa wiederum ein niedriger Preis für bestimmte Industriebetriebe oder auch Haushalte subventioniert werden könnte.

Deutschland fürchtet unfaire Strompreis-Subvention

Deutschland und Frankreich möchten beide diese CFDs. Der Streit drehte sich darum, ob er nur für neue Anlagen - also vor allem Solar- und Windparks - gelten soll. Oder ob auch Alt-Anlagen wie die zahlreichen französischen AKWs erfasst werden sollen. Das lehnte Deutschland ab. Denn so könnte Frankreich hohe Gewinne der Alt-AKW über die CFD abschöpfen und damit seine Industrie massiv fördern - vor allem wenn sehr niedrige CFD-Preise festgelegt würden, die außerhalb des französischen Staatskonzerns EDF in Europa kein Betreiber akzeptieren würde. "Hier geht es darum, ein Level Playing Field in Europa sicherzustellen. Und dieses Level Playing Field darf nicht unterlaufen werden durch besondere Formen der Energiemärkte", hatte Habeck vor den Gesprächen gesagt.

Die französische Energiewende-Ministerin Agnes Pannier-Runacher hatte dagegen gehalten. "Es ist gegen die Interessen der Europäer, die Nuklearenergie zu diskriminieren", sagte sie. Frankreich konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Nur bei sehr großen Investitionen in alte AKWs, um deren Laufzeit zu verlängern, sollen die CFDs in Alt-Anlagen zum Einsatz kommen.

Frankreich hatte Unterstützung vor allem von osteuropäischen Ländern, Deutschland unter anderem von Italien, Dänemark und Österreich. In deutschen Regierungskreisen äußerte man sich sehr zufrieden: Die Einigung gehe weitgehend auf eine Vorschlag Habecks zurück. Er habe auch erreicht, dass die Kommission in einem Vorgehen gegen Wettbewerbsverzerrungen auf dem Strommarkt gestärkt werde.

Frankreich zeigte sich ebenfalls zufrieden. Das Ergebnis sei ein "großer Sieg für Frankreich", da man nun noch mehr von den wettbewerbsfähigen AKW profitieren werde, hieß es aus dem französischen Präsidialamt. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...