Die Arbeitsagenturen haben zum Jahresende 2023 eine leicht steigende Nachfrage nach Arbeitskräften verzeichnet. Der saisonbereinigte Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA) sei von November auf Dezember um einen Zähler auf 116 Punkte gestiegen, teilte die Behörde am Dienstag mit. Das ist der erste Anstieg in eineinhalb Jahren. Seit seinem Allzeithoch im Mai 2022 hat der Index 22 Punkte verloren.
Die BA legt am Mittwoch die Bilanz für Dezember und das vergangene Jahr vor. Angesichts der lahmenden Wirtschaft hatte der Arbeitsmarkt zuletzt geschwächelt. Im Dezember steigt die Arbeitslosenzahl in der Regel jahreszeitlich bedingt, etwa weil in Bauberufen nur eingeschränkt gearbeitet werden kann. Im November verzeichnete die BA 2,606 Millionen Arbeitslose und damit 172.000 mehr als vor Jahresfrist.
Bei der Arbeitslosigkeit rechnen die Arbeitsagenturen laut einer Umfrage des BA-Forschungsinstituts IAB mit keinem einfachen Jahr. "Der Arbeitsmarkt ist nicht mehr der Selbstläufer der vergangenen Jahre, man kann sich aber auch im Wirtschaftsabschwung nach wie vor auf ihn verlassen", erklärte Enzo Weber vom IAB am Jahresende. "Für die wirtschaftliche Trendwende brauchen wir nicht nur einen stabilen Arbeitsmarkt, sondern auch Investitionen in die Transformation."
Kosten steigen
Nachdem die Kosten der Arbeitslosigkeit in Deutschland 2022 nach der Corona-Pandemie gefallen waren, gehen Arbeitsmarktforscher für die Jahre 2023 und 2024 wieder von steigenden fiskalischen Kosten aus. Die Zahl der Arbeitslosen sei im Jahresmittel 2023 gegenüber 2022 um knapp 200 000 geklettert, sagte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am vergangenen Donnerstag in Nürnberg. Zudem sei der Regelsatz im Bürgergeld inflationsbedingt zu Jahresbeginn um 11,8 Prozent erhöht worden.
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Auch für 2024 erwartet er keine fiskalische Entlastung. "So dürfte die Arbeitslosigkeit zu Jahresbeginn bereits um rund 100 000 über dem Jahresmittelwert aus 2023 liegen, und zum Januar folgt eine weitere Regelsatzerhöhung von gut 12 Prozent", sagte Weber. "Um die Kosten weiter zu senken, müsste sich der derzeit steigende Trend bei der Arbeitslosigkeit umkehren."
Die Kosten der Arbeitslosigkeit in Deutschland waren in den vergangenen rund 20 Jahren gemessen am Bruttoinlandsprodukt deutlich gesunken. So waren im Jahr 2004 noch 4,2 Prozent der Wirtschaftsleistung zur Finanzierung der Arbeitslosigkeit aufgewendet worden. 2019 waren es nur noch knapp 1,5 Prozent. Der Abwärtstrend wurde in den Corona-Jahren 2020 und 2021 unterbrochen.
2022 lagen die Kosten mit 60,6 Milliarden Euro bei 1,56 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. 55 Prozent entfielen auf Transferleistungen wie Arbeitslosengeld und Bürgergeld. Die restlichen 45 Prozent der Kosten machen Mindereinnahmen in der Steuer und bei der Sozialversicherung aus.
Weber mahnte die Bundesagentur für Arbeit zum Aufbau einer finanziellen Reserve. Die Rücklage in Höhe von fast 26 Milliarden Euro war in der Corona-Pandemie aufgebraucht worden. Die Bundesagentur plant in ihrem Haushalt, wieder mit dem Aufbau einer Rücklage zu beginnen. Für 2023 sind 2,7 Milliarden vorgesehen, für 2024 liegt der Ansatz bei 2,1 Milliarden Euro. Ziel ist es, in zehn Jahren wieder bei rund 26 Milliarden zu sein, was für die Finanzierung einer mittleren Rezession nötig ist. Allerdings könnte der Rücklagenaufbau ins Stocken geraten: Der Bund fordert in den nächsten vier Jahren Zuschüsse aus der Corona-Zeit in Höhe von 5,2 Milliarden Euro zurück.