Wirtschaft

Wirtschaftswachstum: Amerika hängt Europa ab

Nach jüngsten Angaben des amerikanischen Department of Commerce fällt Europa ökonomisch immer weiter hinter den USA zurück. Denn während Europa in den letzten drei Quartalen des vergangenen Jahres stagnierte, wuchs die amerikanische Wirtschaft kräftig.
03.02.2024 16:38
Lesezeit: 2 min
Wirtschaftswachstum: Amerika hängt Europa ab
Das überraschend robuste Wirtschaftswachstum der USA zeigt sich auch in der Entwicklung der Aktienkurse. Die USA hängen Europa ab. (Foto: dpa) Foto: Justin Lane

Nach Angaben des Wall Street Journal zeigten die jüngsten Daten, dass in den letzten drei Quartalen die US-Wirtschaft um 2,5 Prozent gewachsen sei, während es in Europa nur ein Mini-Wachstum von 0,5 Prozent gegeben habe. Dabei war Deutschland das Schlusslicht in Europa, denn im letzten Quartal sei die Wirtschaft in Deutschland geschrumpft. Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach den Worten des Chef-Volkswirten der ING-Bank, Carsten Brzeski, „zwischen Rezession und Stagnation“. Während Italien auch ein leichtes Wachstum verzeichnen konnte, stagnierte die französische Wirtschaft in diesem Zeitraum. Lediglich Spanien konnte ein ähnlich starkes Wachstum wie die USA verzeichnen.

Robustes Wachstum

Dabei räumen amerikanische Ökonomen freimütig ein, dass sie selbst von dem robusten Wachstum der US-Wirtschaft überrascht worden sind. Denn das Wachstum in Amerika hatte alle Experten-Vorhersagen zum Teil deutlich übertroffen. Das Auseinanderklaffen von Amerika und Europa spiegelt sich auch in der Entwicklung der jeweiligen Aktienkurse wider. Während im vergangenen Jahr der Index Europe Stoxx 600 um 12,64 Prozent wuchs, stieg der amerikanische S&P 500 um knapp das Doppelte (24,23 Prozent).

Als Erklärung ziehen Experten eine Reihe von Gründen heran. Zum einen waren die USA vom Ausbruch des Krieges in der Ukraine weit weniger betroffen als Europa. Das liege vor allem daran, dass Amerika als energieproduzierendes Land von der Energiekrise nicht nur nicht betroffen, sondern zum Teil auch davon profitiert habe, da es seine Energie nach Europa zu lukrativen Preisen exportieren konnte. Auch die Krise im Nahen Osten schade der europäischen Wirtschaft mehr. Die Unsicherheiten um die Routen im Roten Meer führten zu höheren Kosten bei europäischen Importeuren, während amerikanischen Importeure auch über alternative Zufahrtswege über Asien verfügten. Jedoch glauben die Ökonomen, dass die Wachstumslücke sich zwischen den USA und Europa im Laufe dieses Jahres schließen werde, so das Wall Street Journal.

Für diese Annahme spräche, dass sich die Reallöhne in Europa wieder positiv entwickelten, nachdem sie in der jüngeren Vergangenheit durch einen rasanten Anstieg der Preise für Lebensmittel und Energie gefallen waren. Das Wall Street Journal zitiert in seinem Bericht die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde. Demnach gehe die EZB davon aus, dass nun die Voraussetzung für eine wirtschaftliche Erholung in Europa gegeben seien. Diese Zuversicht sei vor allem zum einen auf die stark fallenden Preise für Energie zurückzuführen, dies entlaste Unternehmen wie Konsumenten gleichermaßen. Zudem sinke auch in Europa die Inflation allgemein, dies könnte dazu führen, dass die EZB möglicherweise im Laufe des Jahres die Zinsen senken könnte, was die Wirtschaft zudem entlasten würde.

Die Prognose des IWF

Doch die Hoffnung, dass die europäische Wirtschaft die amerikanische bald einholen könnte, wird von den letzten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht geteilt. In seiner jüngsten Prognose erwartet der IWF für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum in Europa von nur noch 0,9 Prozent. Damit hat der IWF sogar seine Prognose für Europa um 0,3 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Gleichzeitig geht der Währungsfonds von einem Wachstum in den USA von 2,1 Prozent und in China von 4,6 Prozent aus. Insgesamt – so die Prognose des IWF – werde die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 3,1 Prozent wachsen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Schnell noch ins LIVE-WEBINAR reinklicken: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Finanzen
Finanzen Fondsmanager warnt: „Gold ist noch immer unterbewertet“
05.06.2025

Der Goldpreis explodiert – doch laut Fondsmanager Erik Strand ist das Edelmetall noch immer unterbewertet. Die wahre Blase?...

DWN
Panorama
Panorama Stromanbieterwechsel 2025: Neue Fristen ab 6. Juni – wichtige Tipps
05.06.2025

Ein Stromanbieterwechsel soll ab dem 6. Juni deutlich schneller gehen – das klingt gut, hat aber Tücken. Welche Chancen und Risiken...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut wächst: Jede sechste Rentnerin in Deutschland lebt in Altersarmut
05.06.2025

Die neuen Zahlen zur Altersarmut in Deutschland sind alarmierend: 2,1 Millionen Rentnerinnen und 1,3 Millionen Rentner leben unterhalb der...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB stützt Konjunktur mit achter Zinssenkung seit Juni 2024
05.06.2025

Die von hohen US-Zöllen bedrohte Wirtschaft im Euroraum darf auf günstigere Kredite hoffen: Zum achten Mal seit Juni 2024 senkt die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erneut mehr Aufträge in der Industrie - Experte: mögliche Trendwende
05.06.2025

In der deutschen Industrie mehren sich Hinweise auf ein Ende der Schwächephase. Im April haben die Industriebetriebe den zweiten Monat in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenboom trotz Pleitewirtschaft: Drei Konzerne täuschen die deutsche Stärke vor
05.06.2025

Während die deutsche Wirtschaft stagniert und die Industrie schwächelt, feiert die Börse Rekorde. Doch hinter dem Höhenflug stecken nur...

DWN
Technologie
Technologie Wenn die künstliche Intelligenz lügt: Wie Sie sich schützen und was KI-Versicherungen bringen?
05.06.2025

Chatbots erfinden Fakten, ruinieren Verträge und blamieren Konzerne – und die Industrie weiß: Das Problem ist nicht lösbar. Jetzt...

DWN
Politik
Politik Altersvorsorgedepot: Kommt die Frühstart-Rente? Zehn Euro pro Monat für jedes Kind geplant
05.06.2025

Die neue Regierung aus Union und SPD plant die Einführung einer Frühstart-Rente ab 2026. Laut Koalitionsvertrag sollen für jedes Kind...