Immobilien

Nicht bei allen Immobilien ist Krise: Villen und Luxus-Wohnungen gehen immer

Am Immobilienmarkt gibt es auch Teilsegmente, die nicht unter Zinskrise und mangelnder Nachfrage leiden. Die Geschäft der Luxus-Makler von Sotheby`s Deutschland laufen gut, wenn man deren aktuelle Presseerklärung für bare Münze nimmt. Überraschend dürfte ein unerwarteter Trend sein, der die Käufer offenkundig umtreibt.
08.02.2024 06:45
Aktualisiert: 08.02.2024 07:00
Lesezeit: 3 min
Nicht bei allen Immobilien ist Krise: Villen und Luxus-Wohnungen gehen immer
Die Villa des Malers Max Liebermann, heute ein Museum. Bestlagen wie diese am Wannsee sind gefragt wie am Kunstmarkt Impressionisten. (Foto: dpa) Foto: Robert Schlesinger

Hamburg und München sind zwar nicht vergleichbar mit London oder Beverly Hills. Aber auch hierzulande verkaufen sich „Top-Villen zu hohen Preisen". Das melden die Makler von Sotheby`s International Realty Deutschland. Im Premiummarkt werde sich da auch Im jahr 2024 nicht viel ändern, so die Erwartung. Der Markt für Premium- und Luxus-Immobilien sei stabil. Selbst für Mietwohnungen bestehe im Gegensatz zum Markt für Eigentumswohnungen „im Luxus-Segment erhöhte Nachfrage".

Wer flüssig ist, sorgt sich um Hypotheken-Zinsen

Spitzenlage, Spitzenpreise! Wer flüssig ist und ohnehin nicht aufs Geld achten muss, für den ist die Frage nach den Hypotheken-Zinsen kein Thema. Wobei nicht alles mehr blindlinks erworben wird. Olivier Peters von Sotheby`s in Frankfurt und Wiesbaden weiß: „Wenn Häuser in einem eher mäßigen Zustand sind, sehen wir Preisabschläge von bis zu 20 Prozent."

Sein Kollege Tobias Schulze bei Sotheby`s in Nordrhein-Westfalen stellt sogar einen neuen Trend zur Nachhaltigkeit fest. Die Umweltfrage von „Friday´s for future" wird als Kriterium allmählich im Markt spürbar. „Die Themen Klima-Wandel und Klima-Risiken rücken verstärkt in den Fokus der Anleger", sagt Schulze. Und das selbst in Spitzenlagen wie Düsseldorf. „Ohne Nachhaltigkeitsattribute verkaufen sich Immobilien nicht mehr gut." Für Makler eine Ansage, die geradezu einer Preiswarnung nahekommt.

Die Auswahl-Prozesse der Marktteilnehmer bleiben nun einmal nicht von der veränderten politischen Großwetterlage verschont. „Sie wählen Vermögenswerte in widerstandsfähigen Bereichen aus und meiden Segmente, die zunehmenden Risiken ausgesetzt sind", so Sotheby`s Befund. Worauf man sich irgendwie sofort an den Graphiker Klaus Staeck und seine Plakatkunst anno 1972 im SPD-Wahlkampf für Willy Brandt erinnert fühlt. „Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen", lautete Staecks wohl berühmtestes Spott-Plakat. Vorsicht Ironie!

Bloß keinen Neid erwecken: Geld wählt traditionelle Lagen

Es war schon immer etwas teurer einen besonderen Geschmack zu haben. Wer viel Geld hat, investiert eher in traditionelle Lagen wie Berlin-Grunewald, München-Bogenhausen, in Königstein/Taunus, an der Elbchaussee oder Winterhude in Hamburg. In Ost-Deutschland gibt es bislang eher wenige vergleichbare Lagen.

Ariane Gräfenstein, die für Von-Poll-Immobilien die Villen in Berlin-Köpenick rund um den Müggelsee makelt, sagt: „Es gibt immer noch eine Scheu vor dem Osten. Wer mit dem teuren Luxus-Schlitten in seine Straße einbiegt, möchte nicht schief angesehen werden." Für die Maklerin gibt es deshalb einen klaren Unterschied zwischen Villen und Luxus-Anwesen.

In Dresdner Elb-Hanglage und im idyllischen Klein-Venedig Berlins, wo die Wasserlagen der pittoresken Müggelspree mit ihren Bootshäusern locken, sind die Millionen-Preise noch immer nicht exorbitant. „Im Bereich von zwei Millionen Euro liegen hier bei uns die Preise in der Spitze", gesteht Gräfenstein, die den Herbst 2023 „als ein Durchatmen des Marktes" empfunden hat.

Besichtigt, gleich gekauft und ohne Finanzierung erworben

So auch jüngst in Hessenwinkel, wo ein Arzt-Ehepaar aus dem Berliner Umland seinen Ruhestand verbringen möchte und im Winter ihre Villa mit Bootshaus und Bade-Steg für „gut eine Million Euro plus" fand. Es bedurfte nur eines Besichtigungstermins, da war das gepflegte Haus auch schon weg.

Vergleichbar schnell läuft es auch an der Ostsee ab, wo Villen auf Usedom und Rügen Liebhaber sowohl aus Ost und West finden und die Scheu vor dem Nachbarn sich in der gutbürgerlichen Mischung mittlerweile längst aufgelöst hat. Dort gibt es die Trennung zwischen Wessis und Ossis mehr mehr. Ganz ähnlich der Befund in Potsdam am Heiligensee, wo die Immobilien-Angebote ohnehin inzwischen rar gesät sind - few and far between, wie es heißt.

Immer noch zu haben ist Deutschland derzeit teuerstes Anwesen: Das Cottage des „Hotel Adlon"-Erbauers Anno August Jagdfeld über den Ostsee-Klippen Heiligendamms bei Bad Doberan ist im Angebot. Nach mehr als zwei Jahrzehnten des Leerstands und der Vernachlässigung steht die wohl außergewöhnlichste Wohn-Immobilie derzeit bei Engel & Völkers zum Verkauf: für stolze 40 Millionen Euro. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten haben darüber berichtet und das historisch fürstliche Anwesen vorgestellt. Es ist ein Ausreißer am deutschen Markt, der tatsächlich an die Preisverhältnisse in den USA oder England erinnert, wo Saudische Prinzen und Pop-Stars einkaufen.

Es könnte freilich zum Ladenhüter werden, schließlich ist das klassizistische Alexandrinen-Cottage ja nicht einmal saniert. So ging es auch mit Karl Lagerfelds Villa Wilmans Park in Hamburg-Blankenese. Promi-Faktor und unverbaubarer Elbblick - alles schön und gut. Doch die Immobilie war „in die Jahre gekommen" und entsprach „nicht mehr dem modernen Standard", so Sebastian Wagner von den Villen-Lotsen der Internet-Plattform Hausgold. Drei Makler bissen sich die Zähne aus. Zum Glück steht die Villa „Jako", von Lagerfeld nach dessen großer Liebe Jacques de Bascher benannt und seinem Parfüm-Duft, unter Denkmalschutz.

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Peter Schubert

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

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