Wirtschaft

EZB-Chefin Lagarde: Keine vorzeitige Zinssenkung

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, hat Spekulationen über ein baldige Zinnsenkung einen Riegel vorgeschoben. Auf einer Sitzung in Brüssel warnte Lagarde vor einer voreiligen Senkung der Zinsen.
15.02.2024 12:38
Aktualisiert: 15.02.2024 12:38
Lesezeit: 2 min

Die EZB sollte aus Sicht ihrer Präsidentin Christine Lagarde eine überhastete Zinssenkung vermeiden. Denn das könnte zu einer länger anhaltenden Inflation führen und die Währungshüter dazu zwingen, die Geldpolitik erneut zu straffen, sagte die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel. „Das Letzte, was ich möchte, ist, dass wir eine übereilte Entscheidung treffen, um dann die Inflation wieder steigen zu sehen und weitere Maßnahmen ergreifen zu müssen", warnte sie. Die jüngsten Wirtschaftsdaten deuteten zwar auf eine Rückkehr der Inflation im Euroraum zum Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank hin. „Aber wir brauchen noch mehr Zuversicht."

Prozess der Disinflation

Im Januar lag die Inflationsrate in der 20-Ländergemeinschaft bei 2,8 Prozent nach 2,9 Prozent im Dezember. Die EZB hat die Zinsen nach zehn Anhebungen in Serie bereits seit September 2023 unverändert gelassen. Der Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, liegt seitdem bei 4,0 Prozent - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Am Finanzmarkt wird bereits damit gerechnet, dass die Euro-Wächter im April oder im Juni erstmals wieder die Zinsen senken.

„Der derzeitige Disinflationsprozess wird sich voraussichtlich fortsetzen, aber der EZB-Rat muss zuversichtlich sein, dass er uns nachhaltig zu unserem Zwei-Prozent-Ziel führen wird", sagte Lagarde den Abgeordneten. Die Notenbank benötige noch mehr Daten. Sie werde weiter datengestützt vorgehen und von Sitzung zu Sitzung entscheiden. Es gebe zwar Indikationen, in welche Richtung sich die Zinsen bewegen dürften. "Aber ich werde mich vor jeder Art von Zeitplan, vor jeder Art von Vorgabe hüten, denn wir haben gesagt und wir halten daran fest, dass wir datenabhängig sind", sagte sie. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 7. März.

Kleinere Bilanz der EZB

Die Notenbankchefin äußerte sich vor den EU-Abgeordneten auch zur laufenden Überprüfung des operativen Rahmens, mit dem die EZB die kurzfristigen Zinsen steuert. Diese Überprüfung sei noch nicht abgeschlossen, sagte sie. „Wir werden in ein paar Monaten fertig sein." Der Steuerungsrahmen werde künftig voraussichtlich auch ein Anleihen-Portfolio enthalten, sagte sie. „Das wird sehr wahrscheinlich eine Kombination eines Anleihenportfolios umfassen aber auch Kreditoperationen mit unterschiedlichen Laufzeiten."

Da die Jahre der Niedriginflation, der Nullzinsen und billionenschweren Anleihenkäufe vorbei sind, muss die EZB entscheiden, wie sie in Zukunft die Banken der Euro-Zone mit Liquidität versorgen will. Dabei ist eine zentrale Frage, ob ein überarbeiteter Steuerungsrahmen auch ein Portfolio von Anleihen enthalten und ob die EZB kontinuierlich Staatsanleihen erwerben sollte. Aus Sicht von Lagarde wird die Notenbank-Bilanz künftig sehr wahrscheinlich kleiner sein als sie es jetzt ist. Eine konkrete Größenangabe machte sie nicht. „Was die Richtung angeht, wird sie geringer sein," sagte sie lediglich. Aktuell hat die EZB-Bilanz ein Volumen von rund 6,9 Billionen Euro. Vor Ausbruch der globalen Finanzkrise 2007 hatte das Volumen noch bei 1,5 Billionen Euro gelegen. (rtr)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...