Wirtschaft

Einbruch des Schiffsverkehrs im Roten Meer nicht gestoppt - aber die Lage verbessert

Der verstärkte Einsatz der US-Navy und der Marine im Roten Meer zeitigt erste Erfolge. Noch ist das Problem mit den Huthis und ihre Attacken auf Handelsschiffe nicht gelöst, aber die Frachtraten von Asien nach Nordeuropa haben sich stabilisiert, sagt das Institut für Weltwirtschaft.
11.03.2024 11:55
Aktualisiert: 11.03.2024 12:58
Lesezeit: 2 min
Einbruch des Schiffsverkehrs im Roten Meer nicht gestoppt - aber die Lage verbessert
Ein Containerschiff von CMA CGM läuft aus. Nach anhaltenden Angriffen von Huthi-Rebellen im Jemen meidet die französische Reederei die Route über das Rote Meer. (Foto: dpa) Foto: Daniel Bockwoldt

Der Konflikt im Nahen Osten verändert die internationalen Handelsrouten auf See. Von Januar auf Februar fuhren erneut weniger Containerschiffe durch das Rote Meer und den Suezkanal, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) mitteilte. Gleichzeitig habe sich die Menge an Schiffen rund ums Kap der Guten Hoffnung vor Afrika verdreifacht. "Gesamtwirtschaftlich und speziell für die deutsche Wirtschaft sind aber keine negativen Folgen zu erwarten", erklärten die Regierungsberater vom IfW.

Frachtraten stabilisieren sich allmählich

"Sowohl die Frachtraten nach Europa als auch die ankommende Warenmenge in der Nordsee stabilisieren sich." Dies geht aus dem jüngsten Kiel Trade Indicator hervor. Das Barometer wertet die weltweiten Positionsdaten von Containerschiffen in Echtzeit aus. Demnach fahren gegenwärtig noch etwa 40 Containerschiffe täglich durch das Rote Meer, im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich deutlich über 100 Schiffe.

Die aktuelle Schiffsmenge liegt nahe am Tiefpunkt von Mitte Januar, zwischenzeitlich hatte sie sich auf rund 50 Schiffe erholt. "Damit ist der Einbruch des Schiffsverkehrs im Roten Meer seit den Angriffen der Huthi-Rebellen offenbar noch nicht gestoppt." Die Huthis im Jemen haben als Reaktion auf Israels Militäroffensive im Gazastreifen wiederholt Frachtschiffe in der Nähe des Roten Meeres angegriffen.

Statt durch das Rote Meer fahren deshalb viele Schiffe nun um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung herum. Die Folgen für die Häfen der Nordsee hätten sich aber abgemildert. Im Dezember und Januar legten dem IfW zufolge rund 25 Prozent weniger Schiffe in Hamburg, Bremerhaven, aber auch in den für Deutschland wichtigen Häfen Rotterdam und Antwerpen an. Im Februar habe sich die Lücke auf rund 15 Prozent geschlossen, Bremerhaven liege sogar zwei Prozent im Plus.

Zudem stabilisieren sich die Frachtraten für den Transport eines Standardcontainers von China nach Nordeuropa, dessen Weg bislang üblicherweise durch den Suezkanal führte. Sie hätten ihren Höhepunkt von knapp 6000 Dollar pro Standardcontainer von Mitte Januar hinter sich gelassen, hieß es. Seitdem sinke der Spotpreis stetig und liege aktuell bei rund 4500 Dollar.

"Auch wenn die gesamtwirtschaftlichen Folgen überschaubar sind: Die abermalige Unterbrechung gewohnter Handelsrouten im Nadelöhr des Roten Meeres trifft auf eine sensibilisierte Stimmung für geoökonomische Risiken und Abhängigkeiten", sagte Julian Hinz, Forschungsdirektor und Leiter des Kiel Trade Indicators am IfW Kiel. Deutschland und Europa seien wirtschaftlich so wohlhabend, gerade weil sie als offene Volkswirtschaften vom Handel lebten.

"Es muss also um Diversifizierung gehen, nicht um ein Abkapseln", so Hinz. Deshalb müsse man sich breiter aufstellen bei Lieferketten und Handelspartnern, um Abhängigkeiten von einzelnen Zulieferern, Ländern, aber auch Handelsrouten zu reduzieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...