Die Baukosten in Deutschland sind hoch und werden es vorerst auch bleiben. Denn trotz Preisrückgängen bei Holz und Stahl haben sich die meisten Baumaterialien im vergangenen Jahr erneut verteuert.
Bei allen mineralischen Baustoffen habe es deutliche Anstiege gegeben, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Zement verteuerte sich hier mit 32,3 Prozent im Vergleich zu 2022 besonders stark, gefolgt von Kalk und gebranntem Gips (plus 31,4 Prozent), Frischbeton (plus 24,9 Prozent), Dachziegel aus keramischen Stoffen (plus 24,2 Prozent) und Bausand (plus 21,9 Prozent). Moderater fiel die Inflation bei Baubedarfsartikeln aus Kunststoff aus: Sanitärausstattungen wie Badewannen oder Waschbecken verteuerten sich um 7,5 Prozent, Fenster- oder Türverkleidungen um 4,2 Prozent.
4,8 Prozent billiger wurde dagegen Bitumen auf Erdölbasis, das unter anderem im Straßenbau und zur Abdichtung von Dächern, Gebäuden und Fundamenten verwendet wird: Es kostete 4,8 Prozent weniger. Metalle, deren Herstellung wie die mineralischen Baustoffe vergleichsweise energieintensiv ist, verbilligten sich um 6,0 Prozent. Betonstahl in Stäben kostete sogar 31,6 Prozent weniger als im Vorjahr, während Betonstahlmatten um 31,5 Prozent günstiger zu haben war. Deutliche Preisrückgänge gab es auch bei Baumaterialien aus Holz: Dachlatten (minus 26,1 Prozent) und Konstruktionsvollholz (minus 20,7 Prozent) verbilligten sich spürbar. Die Preise für Bauschnittholz sanken um 18,3 Prozent.
"Trotz der teilweise sinkenden Preise für einzelne Baustoffe lag das Preisniveau im Jahr 2023 für nahezu alle Baumaterialien – bis auf Holz – über dem Niveau vor der Energiekrise", betonen die Statistiker. So kosteten mineralische Baustoffen wie Kalk und gebrannter Gips (plus 67,1 Prozent) sowie Zement (plus 55,7 Prozent) erheblich mehr als 2021. Auch keramische Baumaterialien wie Wand-, Bodenfliesen und -platten verteuerten sich mit 39,9 Prozent spürbar, ebenso Dachziegel mit 39,6 Prozent.
Baubranche tief in der Krise
Hohe Materialkosten zählen neben den gestiegenen Zinsen zu den größten Belastungsfaktoren für die Bauindustrie. Im vergangenen Jahr gab es - bezogen auf den Auftragswert - 4,4 Prozent weniger Neuaufträge im Bauhauptgewerbe als 2022.
Das vom Ifo-Institut ermittelte Barometer für das Geschäftsklima in der Baubranche befindet sich auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen 1991. Aktuell häufen sich auch noch Stornierungen. Ein weiterer belastender Faktor für den Bausektor sind die weitreichenden Klimavorschriften aus der Politik wie das „Gebäude-Energien-Gesetz“ (GEG), welche die Kosten erhöhen und Unsicherheiten erzeugen. Als Folge können Bauherren die Kosten und Bedingungen für Neuprojekte schlechter kalkulieren und halten sich zurück.
(mit Material der Nachrichtenagentur Reuters)