Wirtschaft

Inflationsrate fällt auf Tief seit April 2021: EZB-Ziel in Sichtweite

Gute Nachrichten für alle Verbraucher: Die Inflation in Deutschland hat sich weiter abgeschwächt, für die Menschen in Deutschland wird das Leben also wieder günstiger. In wenigen Monaten könnte die Inflationsrate sogar unter eine magische Marke fallen.
02.04.2024 16:35
Lesezeit: 2 min
Inflationsrate fällt auf Tief seit April 2021: EZB-Ziel in Sichtweite
Die Inflation schwächt sich ab, erstmals sind Nahrungsmittel wieder billiger (Foto: dpa). Foto: Sina Schuldt

Gesunkene Nahrungsmittelpreise entlasten Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkaufen. Die Inflation in Deutschland ist weiter auf dem Rückzug. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes lag die Jahresteuerungsrate im März bei 2,2 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit April 2021 mit damals 2,0 Prozent. Im Februar war noch eine Inflationsrate von 2,5 Prozent verzeichnet worden und im Januar von 2,9 Prozent.

Für Nahrungsmittel zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher im März 0,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Erstmals seit Februar 2015 lagen die Nahrungsmittelpreise den vorläufigen Daten zufolge damit unter dem Niveau des Vorjahresmonats. "Damit ist der Gang in den Supermarkt effektiv günstiger geworden. Dies setzt auf den positiven Inflationstrend noch das i-Tüpfelchen", sagte VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel.

Energie verbilligte sich den vorläufigen Daten zufolge trotz der zu Jahresanfang ausgelaufenen Energie-Preisbremsen und der Anhebung des CO2-Preises auf 45 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) um 2,7 Prozent zum Vorjahresmonat.

Dienstleistungen verteuerten sich hingegen voraussichtlich um 3,7 Prozent. Teurer wurde unter anderem der Besuch von Gaststätten und Restaurants, wie aus Daten Statistischer Landesämter hervorgeht. Seit dem 1. Januar 2024 gilt für Speisen in der Gastronomie wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Auch die Preise für Pauschalreisen und Flüge stiegen den Landesämtern zufolge im Osterreisemonat zum Vorjahresmonat.

Gegenüber dem Vormonat Februar stiegen die Verbraucherpreise insgesamt um 0,4 Prozent.

Inflation könnte im Sommer unter 2 Prozent sinken

Das Ifo-Institut erwartet einen weiteren Rückgang der Teuerung. Die Inflation dürfte im Sommer unter die Zwei-Prozent-Marke sinken, sagte der Konjunkturchef des Münchner Instituts, Timo Wollmershäuser. Zu dieser Einschätzung trugen auch die neuesten, von den Wirtschaftsforschern erhobenen Daten bei, denen zufolge immer weniger Unternehmen die Preise für ihre Produkte erhöhen wollen.

Commerzbank -Chefvolkswirt Jörg Krämer mahnte hingegen: "Für eine Entwarnung an der Inflationsfront ist es zu früh - ebenso für EZB-Zinssenkungen." Nach Einschätzung von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib könnte es auf den letzten Metern zum Inflationsziel holprig werden. "Schon im April ist durch das Ende der Mehrwertsteuerabsenkung mit einem Preisschub bei der Gas- und Wärmeversorgung zu rechnen."

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum und Deutschland mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Serie von Zinserhöhungen im Kampf gegen die zeitweise hohe Inflation zuletzt eine Senkung der Leitzinsen im Juni angedeutet. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken kann. Teurere Finanzierungen sind aber zugleich eine Last für Unternehmen und private Investoren.

Sorge vor erneuten Preissteigerungen

Im Schnitt des laufenden Jahres erwarten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine deutliche Abschwächung der Inflation in Deutschland auf 2,3 Prozent nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr.

Dennoch äußerten viele Menschen bei einer Umfrage Mitte Februar die Sorge vor erneuten Energiepreissprüngen und allgemeinen Preissteigerungen. Die große Mehrheit (83 Prozent) der rund 1000 Befragten versucht daher nach eigenen Angaben, bei den Ausgaben auf die Bremse zu treten, wie aus der Schufa-Umfrage hervorging. 75 Prozent geben demnach beim Einkaufen bewusst weniger aus. "Die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen, dass die Stimmung in vielen deutschen Haushalten weiterhin sehr angespannt ist - und sich dies auch im alltäglichen Konsumverhalten der Menschen niederschlägt", erläuterte Schufa-Vorstand Ole Schröder.

Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Im vergangenen Jahr setzten viele Verbraucher daher den Rotstift an. Der Privatkonsum fiel als wichtige Konjunkturstütze aus. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtverschiebung im Silicon Valley: Yahoo und OpenAI als mögliche Käufer von Chrome im Visier
03.05.2025

Die Marktaufseher in Washington erhöhen den Druck: Nach dem Urteil eines US-Gerichts, das Googles Suchmaschinengeschäft als illegales...

DWN
Technologie
Technologie BMW setzt auf Künstliche Intelligenz: Präzise Qualitätskontrolle durch „GenAI4Q“ im Werk Regensburg
03.05.2025

BMW setzt auf Künstliche Intelligenz in der Qualitätskontrolle: Im Werk Regensburg prüft ein neu entwickeltes KI-System jedes Fahrzeug...

DWN
Panorama
Panorama Nahrungsergänzungsmittel: EuGH schränkt Werbung für Pflanzenextrakte ein
03.05.2025

Viele Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln werben mit gesundheitsbezogenen Effekten – oft im rechtlichen Graubereich. Jetzt hat der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deepfakes: Die Bedrohung wächst - was Unternehmen tun können
03.05.2025

Deepfakes stellen für Unternehmen eine zunehmend gefährliche Bedrohung dar. Betrüger nutzen vermehrt die fortschrittliche...

DWN
Panorama
Panorama US-Stars und Trump – Schweigen mit Signalwirkung
03.05.2025

Zahlreiche Prominente unterstützten im Wahlkampf lautstark Kamala Harris. Nach Donald Trumps Rückkehr ins Präsidentenamt zeigt sich...

DWN
Technologie
Technologie Duolingo ersetzt Menschen durch KI: Nutzer klagen über Qualitätsverlust
03.05.2025

Duolingo ersetzt menschliche Kursentwickler zunehmend durch Künstliche Intelligenz – und erntet dafür scharfe Kritik von Nutzern....

DWN
Panorama
Panorama Papst Franziskus, Prinzessin Diana und Co.: Warum uns der Tod großer Persönlichkeiten so nahegeht
03.05.2025

Am Samstag verabschiedet sich die Weltöffentlichkeit in Rom mit einer feierlichen Zeremonie von Papst Franziskus. Doch warum betrifft das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Keine Erholung in Sicht: Rutscht die deutsche Wirtschaft wieder ab?
03.05.2025

Die deutsche Wirtschaft könnte auch 2025 zum dritten Mal in Folge schrumpfen. Der Handelskonflikt hat die Lage drastisch verschärft....