Ende 2023 erreichte Deutschlands Staatsverschuldung nach Angaben des Bundes Deutscher Steuerzahler e.V. (BdSt) einen neuen Höchststand: 2.445 Milliarden Euro. Eine gigantische Zahl, die nur schwer zu begreifen ist - und sie bedeutet, dass jeder Bürger, von Neugeborenen bis zu Senioren, durchschnittlich mit etwa 29.000 Euro belastet ist.
Seit 2020, als die Schuldenbremse angesichts von Krisen gelockert wurde, ist die Verschuldung um beeindruckende 507 Milliarden Euro angestiegen. Der Steuerzahlerbund dazu: „Gesamtstaatlich hat die Pro-Kopf-Verschuldung innerhalb dieser vier Jahre um mehr als 6.000 Euro (…) zugelegt. Dafür muss jeder heutige und künftige Steuerzahler haften (…).“
Prognose für 2024: Kreditaufnahme am Limit - Schuldenuhr tickt schneller
Die Finanzplanung des Bundes für das Jahr 2024 sieht eine weitere Nettokreditaufnahme von nahezu 100 Milliarden Euro vor. Finanzminister Christian Lindner, der einst betonte „…wir müssen die Sucht nach immer mehr Verschuldung beenden“, will ironischerweise auch dieses Jahr das im Grundgesetz verankerte Verschuldungslimit von 0,35-Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) vollständig ausschöpfen
Der Steuerzahlerbund gibt zu bedenken: „Noch nie waren Bund, Länder und Kommunen so hoch verschuldet.“ Auffällig ist vor allem die neue sekündliche Neuverschuldung: Das Tempo auf der Schuldenuhr Deutschlands steigt im Jahr 2024 von 3.393 auf 3.472 Euro pro Sekunde – die Schuldenuhr tickt schneller!
Unaufhaltsamer Anstieg? Länder und Kommunen planen mit höheren Schulden
Einige Bundesländer zeigen besonders hohe Zuwächse in ihren Schuldenplänen: Schleswig-Holstein hat seine Schulden mehr als verdoppelt und Berlin plant sogar eine Vervierfachung der Kreditaufnahme, während Bayern mit 50 Millionen Euro Nettotilgung eine geringere Schuldenrückzahlung als zuvor anstrebt. In ihrer aktuellen Haushaltsführung beabsichtigen die Länder, neue Schulden in einer Größenordnung von etwa 2,5 Milliarden Euro aufzunehmen, was die Gesamtverschuldung auf 595 Milliarden Euro anwachsen lässt.
Die Kommunen stehen zunehmend vor Problemen, ihre Haushalte zu finanzieren. Ihr Schuldenstand beläuft sich laut Statistischem Bundesland (DeStatis) auf nahezu 154 Milliarden Euro.
Zwischen Hoffnung und Warnung: Sind die Zahlen ein Weckruf an die Politik?
Was heißt das für Deutschland? Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich einst unerschütterlich in seinem Optimismus und betonte: „Wir werden mit unserer Schuldenlast klarkommen. Das haben wir bereits bewiesen.“ Er verwies auf die erfolgreiche Überwindung der Finanzkrise 2008/2009. Damals war es gelungen, am Ende der Krise weniger verschuldet zu sein als zuvor, eine Leistung, die keinem anderen G7-Mitglied so erfolgreich gelungen sei.
Doch ist dieser Optimismus angesichts der aktuellen Lage noch gerechtfertigt? Die Warnungen des Steuerzahlerbunds sind ernst: Eine Überforderung künftiger Generationen droht, sollte die Schuldenbremse nicht strikt eingehalten werden. Sein klarer Appell: Die Politik muss die Staatsfinanzen regeln, anstatt die Augen vor der Schuldenrealität zu verschließen!
Die Verflechtungen in der EU – Ein europäisches Risiko
Besonders brisant wird die Diskussion um die Schulden, wenn man die Eurobonds in Betracht zieht – gemeinsame europäische Staatsanleihen, die während der Corona-Krise eingeführt wurden. Deutschland steht dabei nicht nur für eigene Schulden gerade, sondern haftet mit für die Verbindlichkeiten anderer EU-Staaten. Dieses Risiko wird durch die hohen Verschuldungsquoten unserer Nachbarländer wie Griechenland (171-Prozent), Italien (144- Prozent) und Portugal (113-Prozent) zusätzlich verschärft. Sollte Deutschland die Last dieser Länder mittragen müssen, könnte die eigene Verschuldungsquote rasch in bedrohliche Höhen klettern.
Deutschlands aktuelle Schuldenquote von rund 64-Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mag noch unter der riskanten Marke von 100-Prozent liegen – dem Punkt, an dem das Land sein gesamtes wirtschaftliches Einkommen zur Schuldentilgung einsetzen müsste –, aber die gesamtwirtschaftliche Lage wirft Unsicherheiten auf. Zudem zeigen die 64-Prozent, wie viel von der Wirtschaftskraft Deutschlands bereits für den Schuldendienst beansprucht wird.
Mehr Schulden für Deutschland? Fiskalpolitik zwischen Schuldenmanagement und Wachstumsförderung
Einige Ökonomen sehen in einer erhöhten Staatsverschuldung einen notwendigen Impuls für das Wirtschaftswachstum. Die Empfehlungen aus der aktuellen Gemeinschaftsdiagnose, die Schuldenbremse auszusetzen und das gleichlautende Plädoyer der Bundesbank spiegeln die geteilten Meinungen der Fachwelt wieder.
Die Debatte um Deutschlands Schulden gestaltet sich somit als Balanceakt zwischen wirtschaftlicher Förderung und Haushaltsdisziplin. Vor der deutschen Fiskalpolitik steht die Aufgabe, einen Weg zu finden, der nicht nur kurzfristiges Wachstum fördert, sondern auch nachhaltig die finanzielle Stabilität sichert – mit dem Ziel, wirtschaftliche Einbußen, Einschnitte in staatliche Leistungen und eine mögliche Neuordnung der sozialen Sicherungssysteme abzuwenden. All diese Faktoren beeinflussen den Lebensstandard in Deutschland maßgeblich. Die entscheidende Frage ist also nicht, ob das Land seine Schulden bewältigen kann, sondern auf welche Weise!
Nachdem in 2019 noch eine Schuldenquote von etwa 60-Prozent erreicht wurde, trieb die Pandemie die Quote auf fast 70-Prozent im Jahr 2020 hoch. Der Rückgang auf rund 64-Prozent zeigt einen leichten Abwärtstrend.