Unternehmen

Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund schwächelnder Baukonjunktur und geringer Industrienachfrage. Handwerkspräsident Dittrich fordert dringend ein mutiges Wachstumspaket von der Bundesregierung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und den Standort zu unterstützen.
05.05.2024 07:00
Aktualisiert: 05.05.2024 08:00
Lesezeit: 2 min

Im Handwerk ist kein spürbarer Aufschwung in Sicht. „Von einer konjunkturellen Entspannung im Gesamthandwerk kann keine Rede sein“, sagte Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), der Deutschen Presse-Agentur. „Der Handlungsdruck für die Politik hat in keiner Weise nachgelassen.“ Die Bundesregierung müsse die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts stärken.

Nach einer neuen Konjunkturumfrage hat sich die Geschäftslage im Handwerk im ersten Quartal 2024 spürbar eingetrübt. Grund sei insbesondere die schwächelnde Baukonjunktur und die schwache Nachfrage der Industrie, hieß es. Insgesamt hätten nur noch 43 Prozent der Betriebe eine gute Geschäftslage gemeldet.

Die Geschäftserwartungen ließen für das laufende Quartal keine Konjunkturerholung im Gesamthandwerk erwarten. Allerdings sei die Lage zweigeteilt. Die Baukonjunktur leide unter dem schwachen Wohnungsbau und Verzögerungen bei der Energie- und Klimatransformation. Industriezulieferer würden von den schwachen Exporten der deutschen Wirtschaft belastet. Auf der anderen Seite scheine sich der Konsum zu erholen, wovon die übrigen Handwerksbranchen mehr oder weniger stark profitierten. Aufgrund des großen Gewichts der Bau- und Ausbaugewerke am Gesamthandwerk sei für das Gesamtjahr aber damit zu rechnen, dass die Umsätze real erneut sinken.

Handwerk hält Wachstumsimpulse für nötig

„Wenn die Handwerksbetriebe, die vor Ort täglich ihre Geschäfte betreiben, in großer Zahl davon berichten, dass ihre Aufträge zurückgehen, ihre Umsätze sinken, sich die Beschäftigtenzahl verringert und sie Investitionen wegen zu großer Unsicherheiten und fehlender verlässlicher Planungs- und Förderbedingungen nicht tätigen, dann sind das Fakten und kein Schlechtreden der Situation“, so Dittrich mit Blick auf Kanzler Olaf Scholz (SPD). Dieser hatte wiederholt davor gewarnt, den Standort schlechtzureden.

Dittrich forderte ein „mutiges, mittelstandsorientiertes Wachstumspaket“. Bei den anstehenden Verhandlungen über den Bundeshaushalt 2025 müsse die Regierung Zukunftsinvestitionen Vorrang einräumen, also mehr Bildung und Maßnahmen, die Deutschland im Wettbewerb stärken.

Der Handwerkspräsident nannte eine hohe Steuer- und Abgabenlast, die den Mittelstand in der Fläche treffe. „Gleiches gilt bei der Bürokratie, die das Handwerk vor allem aufgrund seiner verhältnismäßig kleinen Betriebsgröße besonders belastet: Im Handwerk liegen die Dokumentations-, Berichts- und Nachweispflichten in den meisten Fällen allein auf dem Schreibtisch der Betriebsinhaberin oder des Betriebsinhabers. Im Unterschied zu vielen großen Konzernen können sie sich eigene Abteilungen nur zur Bewältigung der Bürokratie schlicht nicht leisten.“

Die Haushaltsverhandlungen innerhalb der Bundesregierung dürften allerdings schwierig werden, weil die Koalition Milliardenlöcher schließen muss. Forderungen nach einer Reform der Schuldenbremse hat die FDP eine Absage erteilt. Unklar ist, wie genau ein neues Wachstumspaket aussehen kann und welches Entlastungsvolumen es hat.

Die Bundesregierung hatte vor kurzem ihre Wachstumserwartungen für dieses Jahr leicht auf ein Plus von 0,3 Prozent erhöht. Die Anzeichen für eine konjunkturelle Aufhellung hätten sich deutlich verstärkt, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz soll weg – doch hohe Öl und Gaspreise werden die Bürger belasten
26.04.2025

Die frisch geformte Koalition unter der Führung von Friedrich Merz plant, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Doch auch ein Anstieg der Öl-...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg zwingt EU und China zu einer Annäherung – doch der Preis ist hoch
26.04.2025

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China zwingt die EU zu einem Strategiewechsel. Doch der geopolitische Preis ist hoch...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB in der Zwickmühle: Zinssenkung befeuert Immobilienmarkt – Gefahr einer neuen Kreditblase?
26.04.2025

Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst, während die Zinsen sinken und der EURIBOR neue Tiefstände markiert. Was bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...